Wulff, Gauck und Jochimsen in der “kommunikativen Einbahnstraße”: politik-digital.de hat den Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten beim Zwitschern gelauscht. Direkte Ansprache der Follower ist selten, oft werden Links zu eigenen Angeboten getwittert.
Gerade Joachim Gauck hat einen regelrechten Hype im Internet ausgelöst. Auch bei Twitter liegt der Kandidat von SPD und Grünen weit an der Spitze mit 1.384 Followern. Durchschnittlich drei Tweets am Tag verschickt das Team um Joachim Gauck. Nicht viele, aber zumindest die meisten Tweets unter den Bewerbern ums Amt.
Die Aussage, dass Christian Wulff auch eine Facebook-Seite pflegen würde, in einem Tweet bezieht sich scheinbar wirklich nur auf Facebook. Zumindest konnten die 158 Follower in den letzten Tagen keine neuen Tweets mehr von Ihm lesen.
Luc Jochimsen, die Kandidatin der Linkspartei, zeigt sich in der Woche direkt vor der Wahl am 30. Juni 2010 immer aktiver und versendete in den letzten 20 Tagen wenigstens 22 Tweets und liegt damit auf dem zweiten Platz, aber mit großem Abstand hinter Joachim Gauck.
Kaum Inhaltliches zu finden
Bei näherer Betrachtung der Tweets zeigt sich, dass sehr einseitig getwittert wird; so enthalten über 80 Prozent der Tweets nur Verlinkungen auf zum Beispiel Facebook oder die Kandidaten-Webseiten. Zumindest bei Luc Jochimsen kann man den Versuch feststellen, auch Inhalte bzw. Botschaften in 140 Zeichen zu kommunizieren.
Gezeigt hat sich jedoch, dass die Teams der Kandidaten schnell reagierten und Twitter in Ihre Kommunikationsmaßnahmen integrierten. Allerdings fehlt es an der nötigen Ausdauer, die für Twitter entscheidend ist. Anders als bei sozialen Netzwerken wie Facebook kommen nicht täglich neue Fans in großer Anzahl hinzu. Hier sind Durchhaltevermögen und gute, authentische Inhalte gefragt.
Auch wenige Follower sollten nicht völlig vergessen-, sondern vielmehr direkt angesprochen werden. Wenn es gelingt mit Tweets Begeisterung und einen echten Mehrwert zu schaffen, so können auch wenige Follower zu wertvollen Multiplikatoren werden.
Einmal mehr zeigt sich, dass einige Politiker Twitter noch nicht vollends verstehen und das Medium als „kommunikative Einbahnstraße“ missbrauchen, anstatt die Potentiale wie Dialog und Multiplikation zu nutzen.