Seit vergangener Woche werden den Bürgern im Südwesten Daten aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens öffentlich gemacht und breitgestellt. Nach der Berliner Open Data-Initiative ist dies ein weiterer Vorstoß, der Öffentlichkeit Daten im großen Stil verfügbar zu machen. politik-digital.de hat beim Open Data-Experten Daniel Dietrich nachgefragt.
Ob es um die aktuelle Verkehrslage, geologische Infornationen, den Apothekennotdienst oder um die Haushaltsdaten der Jahre 2007 bis 2011 geht. Aus den verschiedensten Bereichen des (Verwaltungs-) Alltags werden im Südwesten der Republik seit der vergangenen Woche Daten öffentlich gemacht. Grüne und SPD hatten sich bereits vor einem Jahr in ihrem Koalitionsvertrag zu dem Projekt verpflichtet. Integriert in das bereits seit längerem bestehende landesweite Verwaltungsportal „service-bw“ können erste Datensätze nun von jedermann abgerufen werden
Dass es mit der bloßen Bereitstellung von Datensätzen jedoch längst nicht getan ist, scheint den Initiatoren aus dem Stuttgarter Innenministerium durchaus bewusst zu sein. Das neue Open Data-Portal Baden-Württemberg, das sich noch in der Erprobungsphase befindet, hält außer Such- und Navigationsfunktionen ebenfalls weitere Werkzeuge für interessierte Bürgerinnen und Bürger bereit. Diese dienen zum einen der Visualisierung der bereitgestellten Daten. Des Weiteren können die Datensätze bei Bedarf aber auch miteinander verknüpft werden.
Daniel Dietrich lobt „schnelles Vorgehen“
Als „einen wichtigen Baustein auf dem Weg des Landes zu einer Bürgergesellschaft“ bezeichnete die in der Stuttgarter Landesregierung zuständige Staatsrätin Giesela Erler das Projekt bei dessen Start. Aber wie beurteilt ein unabhängiger Experte die neue OpenData-Initiative aus dem Südwesten? Daniel Dietrich, Experte für Open Data-Fragen und bei der OpenKnowledge-Foundation engagiert, war bei der Präsentation auf der Computermesse CeBit dabei und lobt im Gespräch mit politik-digital.de die grundsätzliche Motivation hinter dem Projekt, das „politische commitment“, wie er es nennt. „Zu begrüßen“ ist nach seiner Ansicht vor allem die Ernsthaftigkeit sowie „das schnelle Vorgehen“ der baden-württembergischen Landesregierung. Innerhalb von wenigen Monate hätten sich die Entscheidungsträger zur Publikation der jetzt vorgestellten Version entschieden und nicht erst langwierige Studien und Evaluierungsprozesse abgewartet.
Bisher sind auf dem Portal gut 70 Datensätze veröffentlicht. Als entscheidend für die Zukunft spricht Open Data-Experte Dietrich vor allem die „spannende Frage“ an, ob es gelingt, „massenhaft und interessante Daten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“. Verbesserungsbedarf sieht er derzeit noch bei der technischen Umsetzung, die „nicht ganz dem Stand der Kunst“ entspräche, doch lobt Dietrich die „positive“ Praxis, die publizierten Datensätze teilweise über Creative Commons bereitzustellen.
Die Nutzer sind aufgefordert, über ein eigens eingerichtetes Forum Kritik und Verbesserungsvorschläge hinsichtlich noch fehlender Daten oder der Navigierbarkeit auf der Seite abzugeben.