Computerboote in Bangladesh, Englisch per Skype in Uruguay und Internetbusse in Rwanda. Das Angebot an Online-Bildung auf der Welt wächst stetig und kennt in seiner Kreativität keine Grenzen. Eine Auswahl an Initiativen und Projekten, die in benachteiligten Regionen das Lernen übers Internet ermöglicht, zeigt diese Weltkarte.
Die UN-Initiative „Education for All“ wollte bis 2015 alle Kindern auf der Welt zur Grundschule schicken. Trotz mehr Budget für Schulen und einem Zuwachs von Grundschülern bleibt dieses Ziel weit verfehlt. Immer noch mangelt es vielen Regionen dieser Welt an finanziellen Mittel und der richtigen Infrastruktur, oder aber Familien können es sich nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Während die Bildungsschere in vielen Ländern immer weiter auseinander geht, besteht Hoffnung, dass die benachteiligten Teile der Welt vom Internet und neuen Technologien für mehr Emanzipation und Bildung profitieren können.
Digitalisierung: Emanzipation in der Bildungslandschaft?
Das Potenzial der Digitalisierung ist groß: der diesjährige Entwicklungsbericht der Weltbank beschäftigte sich mit dem Thema „Digital Dividends“, also mit dem Nutzen von digitalen Technologien für die Entwicklung und Wachstum von Ländern. Die weltweiten Zahlen von Handy-Besitzern und Internetanschlüssen boomen. Laut Weltbank haben derzeit mehr Menschen Handys als Elektrizität im Haus. Selbst bei den ärmsten 20% der Welt besitzen sieben von zehn Personen ein Mobiltelefon. Und doch gibt es wie mit der Bildung ein digitales Gefälle in der Gesellschaft zwischen den Menschen, die neue Medien besitzen und bedienen können, und denen, die es nicht tun. Dieser „digital divide“ zieht sich nicht nur zwischen Ländern und Kontinenten, sondern kann genauso im eigenen Land bestehen. Somit bleiben 60% der Menschheit „offline“; in manchen Regionen wie der Sub-Sahara Afrika sind es sogar 73%.
Wie helfen das Internet und neue Technologien, die digitale Kluft zu verringern und mehr Bildungschancen zu eröffnen? Es gibt viele Initiativen und Projekte weltweit, die zeigen, wie das funktioniert. Das Projekt „One-Laptop-Per-Child“ (OLPC) erreicht seit 2007 die ärmsten Schulkinder der Welt zwischen 6 und 12 Jahren mit über 22 Millionen sogenannte „xo Laptops“ in mehr als 42 Ländern. Aber auch große Tech-Firmen wie Microsoft oder Dell starten länderübergreifende Initiativen, die zusammen Millionen von benachteiligten Schülern den Zugang zu Computern ermöglichen. Dass dies sogar relativ umweltfreundlich und nachhaltig passieren kann, beweist Dell mit insgesamt 11 solarangetriebenen digitalen Klassenräumen, die meisten davon in Südafrika. Auf dem universitären Level gibt es „MOOCs“ (Massive Open Online Courses), über die wir bereits berichteten. Und schließlich gibt es viele nationale und regionale Lösungen, von denen einige hier vorgestellt werden. Gerade ländliche und benachteiligte Regionen, in denen es an Fachkräften und Materialen mangelt, profitieren vom Internet als Plattform für Online-Bildung.
Grenzen der digitalen Bildungschancen
Trotz Innovation und Nachhaltigkeit, die vieler der oben dargestellten Online-Bildungsinitiativen verkörpern, führen sie weniger zur Beseitigung der eigentlichen Probleme der Schulsysteme: ein multifunktioneller Computer ersetzt keinen Lehrer und auch der Mangel an grundlegenden Materialen wie Bücher, Stiften und Papier wird nicht behoben. Digitales Lernen bleibt ein wichtiges Werkzeug, von dem besonders ländliche Regionen der Welt profitieren können. Angepasst an lokale Bedürfnisse, eröffnen die Initiativen neue Bildungsmöglichkeiten für benachteiligte Teile der Gesellschaft. Und doch: es braucht strukturelle Veränderungen wie höhere Etats für Schulen, besser ausgebildete Lehrer und einfacheren Zugang zu grundlegender Bildung, die zu besseren Bildungschancen führen – nicht ein iPad oder Smartphone.
Titelbild: P1010877 von Carla Gomez Monroy via flickr, licensed CC BY 2.0