Betrachtet man die Begeisterung der Menschen für Obama und seinen Wahlkampf einmal aus etwas Entfernung, stellt sich spätestens wenn der Blick nach den Wahlen angekommen ist, eine Frage: was tun mit acht Millionen E-Mail-Abonnenten, zwei Millionen Nutzern von mybarackobama.com und einer Million Freunden beim Sozialen Netzwerk Facebook?
mybarackobama.com

All diese Menschen haben Ihre Träume und Hoffnungen auf einen Mann projiziert, der dann Präsident der Vereinigten Staaten wäre und tatsächlich die Macht für den von ihm ausgerufenen Wechsel in den Händen hielte.

Realität kontra Hoffnung

Doch was wenn er den Vorstellungen nicht entspricht? Politik ist immer auch von Kompromissen und Realitäten geprägt und natürlich vom demokratischen Prozess der Entscheidungsfindung. Und da gibt es in den USA den Senat, das Repräsentantenhaus, Lobbyisten, Ministerialbeamte und eine Vielzahl verschiedenster Interessen. Es scheint fast unmöglich, dass Barack Obama all die Forderungen und Wünsche der Menschen erfüllen kann, die ihn aufgrund seiner Visionen unterstützen. Doch tut er dies nicht, werden die Million Freunde auf Facebook ihm die Freundschaft aufkündigen? Wird die FISA-Gruppe, die erstmals mittels mybarackobama.com und Facebook vom Präsidentschaftskandidaten eine konkrete politische Haltung zum Foreign Intelligence Surveillance Act und damit zur elektronischen Überwachung einforderte, als Vorbild herhalten und eine "Internet-Öffentlichkeit" gegen Obama entsehen? Wie abhängig wird dieser Präsident von den Wünschen seiner Internet-Unterstützer sein?

Schmerzhafte Abnabelung

Letztlich scheint es nur eine logische Folgerung zu geben: Obama muss den intensiven Kontakt fortsetzen, den er über die Monate des harten Wahlkampfes aufgebaut hat. Und: er wird Menschen enttäuschen. Denn auch der mächtigste Mann der Welt muss den demokratischen Mehrheiten der repräsentativen Volksvertreter folgen. Unter diesem Aspekt wird McCain weniger Probleme mit der Kraft des "grassroots"-Internet, also der Masse einfacher Internetnutzer, haben, da er sehr viel zurückhaltender gewesen ist in seiner Vision einer neuen Demokratie.

Bringen also die zahlreichen Unterstützer von Obama den "Change" nicht nur für diesen selbst, sondern am Ende auch für die Möglichkeiten, Einfluss auf laufende Amtshandlungen eines Präsidenten nehmen zu können?

Ein spannendes Gedankenspiel und wir werden sehen was davon bleibt. Im November. In den USA. Bei Barack Obama.

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