Wie gut finde ich das Wahlprogramm? Wie finde ich, für wen ich in meinem Wahlbezirk meine Stimme abgeben kann? Haben die Seiten einen Minimalstandard in Sachen Barrierefreiheit? Die Antworten zum Bereich Nutzerfreundlichkeit und Design im Berliner Online-Wahlkampf gibt es hier.
In dieser Kategorie wurden sieben verschiedene Punkte getestet. Die ersten fünf befassten sich damit, wie schnell und einfach Dinge auf den Wahlkampfseiten zu finden sind. Dabei wurden sowohl die Zahl an Klicks, die man braucht, sowie die Zeit, die benötigt wird, um etwas Bestimmtes zu finden, bewertet. Dieser Test wurde mit mehreren Personen durchgeführt.
Die erste Frage lautete: Wie gut finde ich bis zum Wahlprogramm? Linke, Grüne, FDP und Piraten haben diese Aufgabe sehr gut gelöst. Mit ein oder zwei Klicks konnte man das Wahlprogramm durchschnittlich in einer Zeit von unter zehn Sekunden finden. Auch die CDU hat diesen Punkt auf ihrer Webseite ansprechend gelöst, man braucht allerdings ein wenig länger als bei den anderen Parteien. Die schlechteste Leistung erbrachte hierbei die Seite der SPD. Diese ist zwar an sich sehr übersichtlich, allerdings braucht sie vergleichsweise zu lange zum Laden.
Beim zweiten Punkt haben wir untersucht, wie gut sich die Kurzversion des Wahlprogramms finden lässt. Die beste Lösung kam hierbei von der FDP. Auch die Kurzversionen von CDU und Grünen waren schnell zu finden, allerdings gibt es diese nicht als einzelnes Dokument. Bei der CDU liegt diese lediglich am Anfang des eigentlichen Wahlprogramms als Einleitung vor und die Grünen bieten eine dem Kurzwahlprogramm ähnliche Aufzählung der Ecksteine des Parteiprogramms unter dem Menüpunkt Themen. Sowohl bei der Linken als auch bei der SPD erwies sich die Suche schon als langwieriger. Bei den Linken lag dies vor allem am nicht ganz so übersichtlichen Layout der Seite, bei der SPD wiederum an der langen Ladezeit. Ein großes Problem tat sich bei der Seite der Piratenpartei auf. Nur mit Hilfe des Links zur Kurzversion, den wir auf Anfrage von der Partei erhielten, war es uns möglich, besagten Punkt zu finden.
Zum Spitzenkandidaten findet man bei SPD, CDU, Grünen und FDP sehr schnell. Bei den Linken und der Piratenpartei erwies sich dies als schwierig. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, um wen es sich dabei handelt, war der Blick auf den ersten Platz der Landesliste. Dieses Vorwissen kann aber nicht bei allen Bürgern vorausgesetzt werden.
Die FDP macht es den Nutzern am einfachsten, den Kandidaten für ihren Wahlbezirk zu finden. Auch bei der CDU geht dies relativ schnell, bei den Linken und den Grünen dauert dies noch ein bisschen länger, bewegte sich aber noch in einem akzeptablen Zeitrahmen. Die SPD verliert hier wieder wertvolle Punkte, da die Seite zu langsam lädt. Seinen Kandidaten bei den Piraten zu finden, dauert nicht länger, allerdings sind die Kandidatenlisten sehr unübersichtlich, beispielsweise führen mehrere Links zu Seiten ohne Inhalt.
Die Veranstaltungsübersichten waren bei allen Parteien schnell und einfach zu finden. Bei den Piraten dauerte es meistens ein wenig länger, da das Layout und Design der Seite die Suche für den Nutzer erschwerten.
Bei der Frage der Nutzerführung bewerteten wir: Wie einfach wird es dem Nutzer gemacht, zu jedem Zeitpunkt seines Seitenbesuchs zu wissen, in welchem Menüpunkt oder Teil der Seite er sich befindet? Und wie kann er wieder zum Startpunkt zurück gelangen? Die Grünen haben diese Aufgabe am besten gelöst. Auch die FDP bietet eine gute Nutzerführung. Einziger Kritikpunkt war hier, dass es keinen Link von der Seite des FDP-Landesverbandes zur Wahlkampfseite gab. Und andersherum konnte man den Link zur Landesverbandseite nur im Impressum der Wahlkampfseite finden. Mittelmäßige Lösungen boten die Parteien CDU und SPD. Bei ersterer ist der Button, um zurück zur Startseite des Wahlkampfportals zu gelangen, zu weit unten und zu klein. Außerdem erscheint die Navigationsleiste der Landesverbandseite im Gegensatz zum restlichen Seitenlayout zu unübersichtlich. Auch bei der SPD ist der Button, um zum Ausgangspunkt der Seite zu kommen, zu klein. Zudem ist die Benennung einiger Felder auf der Startseite verwirrend. So führen zwei Punkte, die beide „Berlin verstehen“ heißen, zu zwei unterschiedlichen Seiten. Außerdem gibt es keinen direkten Link von der Seite des Landesverbandes zurück zum Startportal. Die Orientierung auf der Seite der Linkspartei ist nicht gut gelöst. Kommt man auf die Seite, wird man automatisch zum zweiten Unterpunkt des dritten Menüpunktes geleitet („Wahl 2011“). Dieser ist als Ausgangspunkt nur sehr schwer wiederzufinden. Als ungenügend ist die Nutzerführung auf der Seite der Piratenpartei zu betrachten. Das Layout ist unübersichtlich, Felder scheinen auf den ersten Blick recht willkürlich angeordnet zu sein und für den Nutzer gibt es nicht einmal ein Suchfeld, um der Unübersichtlichkeit entgehen zu können. Von einer Partei, die sich vor allem mit dem Netz beschäftigt, hätte man hier durchaus mehr erwarten können.
Der letzte Punkt in der Kategorie Nutzerfreundlichkeit und Design war das Thema Barrierefreiheit. Wir wollen an dieser Stelle betonen, dass wir keinen vollständigen Test der Barrierefreiheit gemacht haben, sondern uns einzelne grundlegende Eckpfeiler heraussuchten. Keine der getesteten Seiten verdiente dabei das Prädikat „Sehr gut“. Die Grünen, die Linkspartei und die SPD bekamen von uns aber im Vergleich immerhin die Note „Gut“. Alle drei Parteien bieten ein Wahlprogramm in leichter Sprache. SPD und Linke haben dies zudem noch in fünf bzw. sieben verschiedenen Sprachen. Die SPD kann zudem durch einen stellenweise eingebauten Button, mit dem man die Schriftgröße verändern kann, punkten. Darüber hinaus gibt es auf der Seite des Landesverbandes die Möglichkeit, sich Kurzinformationen in verschiedenen Sprachen herunterzuladen. Die Linken betreiben die Seite „Berlin Europäisch“, die es in zehn verschiedenen Sprachen gibt. Für Menschen mit einer Farbsehschwäche werden Links zusätzlich unterstrichen dargestellt. Letzteres machen auch die Grünen, zudem bieten sie als einzige Partei durchgängig alternative Texte für Bilder und Symbole für Blinde, die sich Seiten vorlesen lassen. Grüne und Linke erhielten aber auch leichte Abzüge, da sie bei ihren Kontaktformularen sogenannte Captchas benutzen. Diese können für einige Nutzer unüberwindbare Hürden darstellen. Die Piratenpartei konnte damit punkten, dass sie als einzige Partei eine Vertonung ihres gesamten Wahlprogramms (Audioversion) anbietet. CDU und FDP hingegen haben weniger großen Wert auf das Thema Barrierefreiheit gelegt. Lediglich ein Button für die Veränderung der Schriftgröße ist bei der CDU zu finden. Positiv bei allen Parteien ist zu erwähnen, dass auf allen getesteten Seiten eine Navigation mittels Tabulatortaste möglich war, die für Menschen mit motorischen Schwächen wichtig ist. Auch als wir Farbsehschwächen simulierten, waren die Kontraste auf allen Seiten noch gut für den Nutzer erkennbar. So hielten sich alle Parteien daran, keine ablenkenden Muster hinter ihre Texte zu legen. Ein Punkt, den alle Parteien beim nächsten Mal in Betracht ziehen sollten, wären Lösungen in Gebärdensprache, da viele Stumme die deutsche Schriftsprache erst als zweite Sprache lernen.
In der Kategorie Nutzerfreundlichkeit und Design gingen Grüne und FDP als Sieger hervor. Sie überzeugen mit klaren und übersichtlichen Strukturen, die es dem User ermöglichen, sich ohne Probleme auf der Seite zurechtzufinden. Im Mittelfeld befinden sich SPD, Linke und CDU mit immer noch recht guten Ergebnissen. Lediglich die Piratenpartei konnte in dieser Kategorie kaum Punkte erringen. Bei ihr gibt es einfach zu große Probleme in punkto Design und Layout. Dies hindert potentielle Wähler daran, einfach an Informationen zu gelangen.
Hinweis: Kommentare bitte beim Hauptartikel "Grüne punkten online" posten!
Hier geht es zu den Auswertungen mit ausführlichen Begründungen:
Einzelauswertung der Parteien:
Einzelauswertung der Kategorien: