Teil zwei unserer Netzkunst-Reihe beschäftigt sich mit einer Kunstaktion zur Befreiung des Wissens. Eine Gruppe amerikanischer Künstler nutzte im Jahr 2006 die Vorschaufunktion des Online-Buchhändlers Amazon, um komplette copyrightgeschütze Bücher für die Allgemeinheit zugänglich zu machen – jetzt sind sie für den transmediale.08 Award nominiert.
Amazon Noir – The Big Book Crime ist ein Projekt der bekannten Netzkunst-Gruppe ubermorgen.com. Diese nutzten die „Search-inside-the-Book“-Funktion des – wie die Netzkünstler das Unternehmen nennen – „mütterlichen Buchverkäufers“ Amazon um die Inhalte kompletter Bücher der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Funktion ermöglicht es Kunden von Amazon, sich durch eine Stichwortsuche bestimmte Passagen aus Bücher zum Probelesen anzeigen zu lassen.
Die Netzkünstler entwickelten ein Tool, das die Suchfunktion automatisch mit Begriffen versorgte, bis der komplette Inhalt eines Buches aus den einzelnen Passagen zusammengesetzt und als pdf-Datei gespeichert werden konnte. Pro Buch waren hierfür ca. 5000 – 10000 Anfragen nötig. Insgesamt stahlen die Netzkünstler eigenen Angaben zufolge über 3000 Bücher und stellten sie der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Amazon leitete rechtliche Schritte gegen Aktion der Netz-Künstler ein, es kam jedoch zu einer außergerichtlichen Einigung. Beide Parteien unterzeichneten ein Stillschweigeabkommen und die verwendete Software wurde zu einem geheimen Preis an Amazon USA/Frankreich verkauft.
Für den transmediale.08 Award nominiert ist übrigens auch das bereits seit einiger Zeit laufende Netzkunst-Projekt Picidae, das sich gegen Zensur im Internet richtet.