(Artikel) Die meisten Blogger sind Selbstdarsteller und Weblogs haben einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung – warum trotzdem nur wenige Internetnutzer die für sie relevanten Blogs im Internet finden, untersuchten Ansgar Zerfaß und Janine Bogosyan von der Uni Leipzig in der „Blogstudie 2007“.
Für ihre
Studie befragten die
Forscher von der
Universität Leipzig in Kooperation mit der Suchmaschine „
ask.com“ mehr als 600 Internetsurfer zu ihrem Leben in der Blogosphäre. Das bemerkenswerteste Ergebnis: Blognutzer sind vor allem „investigative Multiplikatoren“. Sie schätzen sich als gut vernetzt ein, wollen mehr Wissen sammeln und Informationen aktiv weitergeben. Aus dieser Erkenntnis leiten die Macher der Blogstudie fünf verschiedene Typen von Blognutzern ab: Ein Viertel aller Blognutzer zählt zu den „Wissensdurstigen“. Sie gebrauchen Blogs, „um etwas zu lesen, das ich aus anderen Medien nicht erfahre“. Je ein Fünftel ist „Informationssucher“ oder „aktiver Konsument“. Sie wollen vor allem Empfehlungen und Tipps bekommen, oder Hintergründe zu aktuellen Themen erfahren. In diesen Kategorien findet sich der Großteil der Blogleser wieder. Aktive Blogger sind dagegen oft „
Social Networker“. Sie nutzen Weblogs, um sich mit anderen auszutauschen. Genau so viele passen auf den Typ „
Selbstdarsteller“– ein Fünftel der Befragten bloggt, „weil ich etwas zu sagen habe und selbst gern schreibe“.
Blogger vertrauen Fachblogs
Die Bedeutung von Blogs für die Meinungsbildung halten die Befragten für groß: Gut die Hälfte aller Internetnutzer denkt, dass Blogs öffentliche Diskussionen beeinflussen und gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen. „Drei von vier Blognutzern sagen, dass sie in Blogs Informationen finden, die man sonst nirgendwo findet.“ Acht von zehn Befragten behaupten sogar, dass Blogger Insiderwissen an die Öffentlichkeit tragen. Ihrer Meinung nach setzen besonders Fachblogs von Experten, wie das
law blog, und Journalistenblogs, wie
Mario Sixtus, wichtige Anstöße für neue Ideen und Themen. Die Befragten bringen speziell den Expertenblogs viel Vertrauen entgegen. Nur zwei Prozent der Befragten bezeichnen Fachweblogs als unglaubwürdig. Die Blogs von Unternehmen, sogenannte
Corporate
Blogs, müssen sich dagegen in Acht nehmen: Fast ein Drittel der Befragten glaubt, dass die Inhalte in solchen Blogs nicht wahr und korrekt sind.
Laut der Studie herrscht außerdem eine große Orientierungslosigkeit in der Blogosphäre, was aber mit der Kooperation mit der Suchmaschine „ask.com“ zusammenhängen kann: Den meisten Befragten scheinen Web 2.0-Werkzeuge wie die Blogsuchmaschine
Technorati oder das Linktipp-Netzwerk
del.icio.us nicht auszureichen, um neue Weblogs zu entdecken. 70 Prozent wünschen sich, dass die gängigen Suchmaschinen Blogs leichter finden. Bislang finden die meisten befragten User die für sie interessanten Blogs nur zufällig: Sieben von zehn Befragten entdecken über die Blogrolls bekannter Weblogs auf neue Angebote und fünf von zehn stoßen durch Hinweise von Freunden oder per Zufall auf fremde Blogs.
Blogstudie als Wegweiser
Die Ergebnisse der Blogstudie 2007 lassen sich nur schwer auf alle Internetnutzer in Deutschland anwenden. An der Studie nahmen meist „Heavy User“ und „Trendsetter“ teil – also Menschen, die mindestens einmal täglich im Internet surfen. Die Autoren zogen keine eigene Stichprobe, sondern luden die Internetuser zum Mitmachen ein. Ein Achtel aller Befragten konnte mit dem Begriff „Weblog“ nichts anfangen. Insgesamt schreiben 35 Prozent der Befragten ein eigenes Blog – was stark über dem Bundesdurchschnitt liegt. Nach dem
Digital Live Report 2006 sind nur sieben Prozent der Internetnutzer, denen der Begriff Weblog geläufig ist, aktive Blogger.