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Der diesjährige G8-Gipfel findet vom 6.-8.Juli im Golfhotel Gleneagles in Schottland statt. Etwa 60 Kilometer weiter, in Glasgow und Edinburgh protestieren Globalisierungskritiker gegen das formlose Treffen der Staatschefs der sieben reichsten Länder und Russlands. Bob Geldofs Riesenkonzert Live 8 und die Terroranschläge von London ließen ihre Proteste in den Hintergrund rücken. Nachrichtenagenturen liefern den Medien maximal aktionsgeladene Bilder von randalierenden Black Block-Anhängern.

Mehrere Bündnisse planten seit teilweise über zwei Jahren verschiedene Aktionen – um den G8-Club symbolisch unter Druck zu setzen, die Weltöffentlichkeit zu informieren und gleichzeitig gesellschaftliche Alternativmodelle auszuprobieren.

Neue Medien eignen sich ideal für eine basisdemokratische Mediennutzung. Die Trennlinie zwischen Medienmachern und Konsumenten lässt sich durch das Internet und preiswerte Digitaltechnik immer mehr aufweichen.

Koordination und Briefings zu Protestaktionen laufen über Websites wie
faslaneg8.com, das Medien
Projekt Nadir und das
Rise Up Netzwerk. Über
Wikis, leicht zu bedienende Wissensmanage-mentsysteme, lassen sich Termine, Treffen und logistische Probleme wie Transport und Versorgung mit Materialien leicht koordinieren. Dort werden auch Dokumente zum Weiterleiten gespeichert. Die Organisation im Vorfeld lief in erster Linie über Newsletter per eMail, die ebenfalls postum über das Wiki einzusehen sind.

Die G8 Radiocoalition produziert noch bis zum 08. Juli einen Webstream, der von diversen Freien-, Community- und Piratenradios im UKW-Band übertragen wird. In Deutschland ist er nur in Hamburg über herkömmliche Radios auf FSK 93.0 Mhz zu hören. Auf dem Weblog
g8.blogbound.com/ gehen etwa alle 15 Minuten neue Berichte ein.

Als Hauptanlaufstelle für aktuelle Berichterstattung hat sich das Projekt Indymedia herauskristallisiert. Indymedia ist ein weltweites Netzwerk von unabhängigen Journalisten und anderen Medienschaffenden. In den letzten Tagen haben diese in Schottland eine mediale Infrastruktur aufgebaut, um eine Alternative Berichterstattung zu gewaehrleisten.

Im grossen Independent Media Center in Edinburgh wird der Radiostream produziert. Dort können Protestierende an etwa 30 Rechnern O-Töne, Fotos, Videos und Erlebnisberichte im Internet veröffentlichen. Ähnliche Plätze stehen auch in den anderen Konvergenz
Zentren oder Camps zur Verfügung. Die Rechner stammen meist aus Privatbesitz oder Medienprojekten und wurden für den Zeitraum des Gipfels zur verfügung gestellt.

Dispatch-Teams kümmern sich den
Abgleich von Informationen, die Über Chats, per CB-Funk oder Telefon eingehen. Um Zeit zu sparen und den Informationsfluss in Fremdsprachen zu beschleunigen, gibt es spezielle Mailinglisten, um die Übersetzungsarbeit zu koordineren und Doppelarbeit zu vermeiden. Ein Übersetzungstool
translations.indymedia.org, welches auf einem Open Source Content management System beruht, erleichtert die Arbeit der vielen Freiwilligen.


Erschienen am 07.07.2005

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