Die Gesundheitsreform erntet Kritik von allen Seiten. Packen Sie die Reformen doch selbst an. Der Reform-O-Mat zeigt Ihnen, wo Sie als Gesundheitsminister/in den Rotstift ansetzen können.
Wann immer sich richtig Ratlosigkeit in der Politik breit macht, tritt eine Online-Entscheidungshilfe in Erscheinung, die uns sagt, welche Entscheidung mit unseren Interessen übereinstimmt. Nachdem uns der Wahl-O-Mat über die Bundestagswahl rettete, verrät uns jetzt der
Reform-O-Mat, welche Gesundheitsreform wir beschließen würden.
Niemanden lassen die einschneidenden Veränderungen im Gesundheitssystem unberührt. Doch die wenigsten blicken im Gesundheitsdschungel überhaupt noch durch. Eine eher spielerische Herangehensweise wagt der Reform-O-Mat. Abseits von aller Polemik stellt dieses im Auftrag des Pharmakonzerns Schwarz Pharma entwickelte Online-Reform-Spiel den Benutzer vor die Aufgabe, als Bundesgesundheitsminister/in das System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu reformieren. Laut Schwarz Pharma soll der Reform-O-Mat “zu mehr Transparenz im Reformprozess beitragen und die unterschiedlichen Reformthesen zusammenführen.”
Entscheiden Sie als Gesundheitsminister
Der Benutzer wird mit einer Finanzierungslücke von 2,9 Milliarden Euro konfrontiert. Um die GKV zu reformieren, steht er vor der Entscheidung, in bestimmten Bereichen Einnahmen zu erhöhen oder Ausgaben zu reduzieren. Die Verteilung der Gesamtausgaben auf einzelne Sektoren ist anschaulich durch farbige Balken illustriert, die das Spiel übersichtlich gestalten. Nimmt der Benutzer bestimmte Reformvorschläge an und so bestimmte Leistungen aus der GKV heraus, paßt sich die Länge der Balken automatisch den beschlossenen Veränderungen an. Das graphisch ansprechend gestaltete Online-Spiel wirkt dadurch dynamisch und interaktiv. Die Auswirkungen jeder beschlossenen Reformmaßnahme werden darüber hinaus in den durchschnittlichen Beitragssatz und die direkte Belastung für den GVK-Versicherten übersetzt. Abwechselnd rot und grün anlaufende Smileys illustrieren mit ihrer Mimik auf witzige Weise, das Ein- oder Unverständnis der Versicherten und Steuerzahler.
Gesundheitsreform ohne Prognosekraft
Die Stärke der Anwendung liegt in ihrer Benutzerfreundlichkeit. Genau wie beim
Wahl-O-Mat, nach dessen Vorbild das Reform-Spiel entwickelt worden ist, wird der Einstieg in eine komplexe Thematik auf mühelose Weise möglich. Im Unterschied zur der im Bundestagswahlkampf 2002 berühmt gewordenen
Online-Wahlentscheidungshilfe, versetzt der Reform-O-Mat jeden in die Lage selbst zu entscheiden, wo er/sie den Rotstift ansetzt, um das Gesundheitssystem langfristig zu retten.Doch hat die Anwendung mit dem nicht eben bescheidenen Anspruch, Transparenz in die Gesundheitsdiskussion zu bringen, durchaus ihre Grenzen. Sie ist weder in der Lage, die ideale Reform aufzuzeigen noch kann und will sie als Entscheidungsgrundlage für künftig zu treffende Reformen fungieren. So kann dieses Online-Spiel zwar nicht die “beste Gesundheitsreform” generieren, doch macht es dem Benutzer deutlich, welchen Ansprüchen eine zukünftige Gesundheitsreform – hier reduziert auf die Gesetzliche Krankenkasse – gerecht werden muss.
Ein neuer Ansatz zur politischen Bildung
Vor die Aufgabe gestellt, entweder die Ausgaben der GVK zu senken oder aber die Einnahmen zu erhöhen, wird deutlich, dass unterschiedliche Anspruchsgruppen und verschiedenste Leistungen bei der Reformierung bedacht werden müssen. Die Leistung des Tools ist in erster Linie eine pädagogische. Es leistet einen Beitrag zur politischen Bildung, indem es den User an eine komplexe Thematik heranführt, nicht ohne dabei zu vereinfachen. Die kurzen Informationstexte zu jedem Reformvorschlag sind dem Spielcharakter der Anwendung geschuldet. Bemängeln könnte man, dass lediglich die Zufriedenheit der GKV-Versicherten und Steuerzahler als Reaktion auf die beschlossenen Reformen optisch dargestellt wird, womit nur zwei Interessengruppen genannt werden. Andere Lobbygruppen wie z.B. Pharmakonzerne und kassenärztliche Vereinigungen bleiben unerwähnt.