Am kommenden Sonntag stehen in Mexiko Präsidentschaftswahlen an. Da Wiederwahlen in dem mittelamerikanischen Staat nicht erlaubt sind, muss ein Nachfolger für den jetzigen Präsidenten Vincente Fox Quesada gefunden werden. Wie PoliticsOnline berichtet, setzen die Kandidaten für die Kontaktaufnahme mit ihren Wählern dabei immer stärker auf das Internet.
17 Millionen Internetnutzer sind in Mexiko verzeichnet, die Meisten davon sind unter 30 Jahre alt. Ein großes Wählerpotenzial, das erreicht werden will. So hat jeder der Präsidentschaftskandidaten eine Kampagnen-Website gestartet – und nutzt die volle Bandbreite der neuen Medien: Reden können als Dokumente und Podcasts heruntergeladen werden, es gibt Spiele und Musik zur Unterhaltung und die Kontaktaufnahme mit den Politikern ist zumindest per eMail, meistens aber auch in Chatrooms und Diskussionsforen möglich. PoliticsOnline bietet eine vergleichende Auflistung der einzelnen Websites. Darüber hinaus ist es im Ausland lebenden Mexikanern dieses Jahr zum ersten Mal möglich, sich im Internet zu registrieren und von ihrem Wohnort aus an der Wahl teilzunehmen.
Gerade die jungen Mexikaner zwischen 18 und 35 sollen durch die Internetangebote motiviert werden. 30,8 Millionen Menschen gibt es in dieser Altersgruppe, nach Meinungsumfragen wollen davon 10,8 Millionen nicht wählen. Ein Zustand, den auch der Musiksender MTV ´Latin America ändern will. Zu diesem Zweck rief er die an die US-amerikanische Kampagne „Rock Your Vote“ angelehnte Initiative „Tu Rock Es Votar“ (TREV) ins Leben. Rock-Konzerte und eine großangelegte „Geh-Wählen“-Werbeaktion mit dem Slogan „Si no vtas, callate“ (freundlich übersetzt „Wenn du nicht wählst, sei ruhig“) sollen junge Leute zur Stimmabgabe bewegen. Auf TREVs MySpace-Seite haben sich bisher 2200 „Freunde“ registriert, die dort und auf den vier von der Initiative gestarteten Blogs angeregt über Politik diskutieren und Wahlwerbung für ihre präferierten Kandidaten machen.
Jetzt bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die elektronischen Motivationsversuche auf das tasächliche Wahlverhalten der Mexikaner haben werden. Am 3. Juli sollte der neue Präsident des Landes feststehen. Wie es danach um die politische Online-Kommunikation in Mexiko bestellt sein wird, ist mit Sicherheit der Beobachtung wert.