Deutschland stagniert im Bereich des eGovernment. Im Vergleich mit anderen EU-Nationen kommt die Bundesrepublik lediglich auf den 19. Platz. Besonders die Entwicklungen in Österreich, Malta und Estland lassen die eGovernment-Bestrebungen in Deutschland alt aussehen. Diese Länder belegen die ersten drei Plätze in einer Untersuchung der Management- und IT-Beratung Capgemeni . In Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal untersucht, ob öffentliche Dienstleistungen online zur Verfügung stehen – und welche Qualität diese bieten. Untersucht wurden 20 von der EU definierte Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen auf 12.590 Internetseiten.
Deutschland landet dabei lediglich im hinteren Mittelfeld. Nach Auffassung von Tom Gesicke, Leiter Public Services bei Capgemini, liegt dies vor allem darin begründet, dass hierzulande eGovernment eher als kosten- aber nicht als Wirtschaftsfaktor angesehen werde. Die Politik treibe das Thema nur mit geringer Priorität voran.
Generell haben sich die Online-Services der Behörden in den EU-Staaten sowie Island, Norwegen und der Schweiz gegenüber der letzten Untersuchung von 2004 verbessert. Vor allem die neuen EU-Staaten zeigen ein rasantes Wachstum auf dem eGovernment-Sektor. Dazu meint Gensicke: “Die höheren Zuwachsraten in den neuen EU-Staaten sind natürlich auch auf die niedrigeren Ausgangspositionen zurückzuführen.” Es zeige sich aber, dass die neuen Staaten die Bedeutung des eGovernments erkannt hätten und die Zuwachsraten hoch blieben. Laut Capgemini konzentrieren sich die Vorreiter nicht mehr auf die reine Bereitstellung von Services, sondern entwickeln Lösungen, die sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren.
Noch sind der Untersuchung zufolge die Dienstleistungen für Behörden besser ausgebaut als für Bürger. Allerdings lasse sich an den Wachstumstendenzen erkennen, dass sich dieses Ungleichgewicht aufzuheben beginnt.