Für viele Obdachlose werden Weblogs zu einem virtuellen Zuhause und helfen ihnen, sich wieder im Leben zurechtzufinden. Was zunächst absurd klingt – Menschen ohne Dach über den Kopf, aber ausgestattet mit PCs oder Handys mit Internetzugang – ist in den USA bereits weit verbreitet, wie das Online-Magazin wired.com berichtet.
„Mehr Wohnungslose haben eine eMail-Adresse als ein Postfach“, sagte Michael Stoops von der National Coalition for the Homeless gegenüber dem Magazin. “Durch die Technologie können Menschen mit ihrer Familie in Kontakt bleiben.“ Das sei ein großer Beitrag, die Situation der Obdachlosen zu verbessern.
Möglich wird dies durch kabellosen Zugang zum Web, WiFi sei Dank. Öffentliche Bibliotheken sind bevorzugter Ort, um eMails abzurufen oder gar eigene Websites aufzubauen. Auch Obdachlosenunterkünfte in den USA werden zusehends mit internetfähigen Rechnern ausgestattet. Manchmal genügt auch schon ein mobiles Telefon mit Zugang zum World Wide Web, um den Kontakt zur Welt zu sichern. So mancher hat dabei schon wieder in ein „geregeltes Leben“ zurück gefunden. Terri Heinlein, einer Amerikanerin, die mehrere Jahre auf der Straße verbrachte, hat das Internet laut wired.com geholfen, während dieser Zeit nicht den Verstand zu verlieren und sich nicht hängen zu lassen. Sie begann ihr eigenes Weblog und startete schließlich ein eigenes Unternehmen im Internet. Darüber fand sie einen neuen festen Job. Ihr Beispiel verdeutlicht aber auch die Nachteile der Vernetzung: Nachdem ihr Arbeitgeber über Google von Terris Vergangenheit als Obdachlose erfahren hatte, verlor sie ihren Job wieder.
wired.com nennt noch weitere Beispiele von obdachlosen Bloggern, die es zu einer gewissen Art von Berühmtheit gebracht haben. Ob Tipps für das Leben auf der Straße, Werbung für die eigene Musikgruppe oder auch einfach Kontakt zu Familie und Freunden – all das wird möglich im Internet. Die vielen verzeichneten Klicks auf diese Seiten zeigen, dass sich keinesfalls nur ebenfalls auf der Straße lebenden Menschen für diese Themen interessieren. Das Netz kann so auch dazu beitragen, die Situation von Wohnungslosen bekannt zu machen und Verständnis zur erreichen.