Eigentlich sollte es nur ein beschreibender Artikel über das neue “zensurblog” von Daniel Bettermann auf politik-digital.de werden, doch an den journalistischen Qualitäten unseres Autors Jens Steiner schieden sich schnell die Geister. “platte lügen auf politik-digital.de” titelte der Autor des Weblogs “wirres.net” in einem Beitrag und monierte, Steiner habe ungenau gearbeitet. So sei der “zensurblog” mitnichten eines des Top-30-Weblogs der Blogosphäre, wie ein Blick auf die Statistiken von Blogcounter bewiesen. Weitere Kritikpunkte: Der Vorschlag des Blogs für den Grimme Online Award oder den Best of the Blogs-Award sei nicht wirklich ein Qualitätsmerkmal, weil jeder Vorschläge einreichen könne. Zudem sei die Vernetzung des Blogs weitaus weniger gut, als suggeriert. “wie nennt man soetwas?”, fragt der Autor von wirres.net und schiebt polternd seine Antwort hinterher: “lügen, ahnungslosigkeit, falklükenhafte recherche, dummdreistigkeit?”.

Der Autor Jens Steiner sagt mir gegenüber mea culpa und räumt ein, im Text ungenau gearbeitet zu haben. Auch wirres.net zitiert aus einer Mail von Steiner, in der Fehler zugegeben werden – wenn auch ähnlich wenig sprachsensibel wie der Text auf wirres. Und so kocht der Konflikt ein bisschen hoch, bis ein externer Kommentator bei wirres fragt: “Habt Ihr wirklich so viel Zeit, Euch derart kleinscheisserisch aufzuregen???”

Der eigentlich Leidtragende dabei ist der Betreiber des zensurblog, Daniel Bettermann. Er hatte in einer e-Mail gegenüber Steiner auf ein paar Fragen zu seinem Blog geantwortet, die aus seiner Sicht nun ziemlich verhackstückt wiedergegeben wurden. Was als nette Gelegenheit aussehen musste, das zensurblog bekannter zu machen, wurde zum Bumerang. Unsere Redaktion bei politik-digital.de reagierte zunächst weniger souverän und nahm den Text erstmal vom Netz. Geklärt werden sollte erst mal, ob der Text ehrabschneidend für Bettermann wirkt und sein Projekt in einem komplett falschen Licht dargestellt wird.

Doch Bettermann betreibt einen Blog über Zensur – auch über Selbstzensur. Daher seine Meinung: Quatsch, schiebt den Text wieder hoch, auch wenn ich mich falsch verstanden fühle. Und seine und unsere Frage: Wie geht man eigentlich souverän mit sowas um? Lieber erst mal einen Text vom Netz nehmen, bis man Vorwürfe geklärt hat, auch wenn man weiss, dass es sich sicher kaum um einen rechtlichen Zwang dazu handeln dürfte?

Gut an dem vorliegenden Fall ist dabei, dass der Text auf einer E-Mail-Befragung basiert. Und die ist natürlich erhalten geblieben und locker als Interview veröffentlichbar. In Absprache mit Bettermann und Steiner veröffentlichen wir daher einfach den ursprünglichen Text. Damit sollte jeder selbst entscheiden können, welche Verfehlungen sich Jens Steiner wirklich geleistet hat.