Fernsehen, Tageszeitung und eine persönliche Ansprache durch Politiker – laut einer Studie der Initiative ProDialog stehen klassische Medien nach wie vor an erster Stelle, wenn sich die Deutschen über Politik informieren möchten. Das Internet spiele hierzulande für den Wahlkampf keine so große Rolle wie etwa in Frankreich oder den USA.
„Moderne Wahlkampfkommunikation in Deutschland“ heißt die Studie, die ProDialog zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Dimap herausgegeben hat. 1.000 Bundesbürger nahmen an der repräsentativen Umfrage teil. Das Ergebnis: Insgesamt nutzen ein Viertel der Befragten das Netz zur politischen Information. Online-Angebote erreichen vor allem junge und besser gebildete Menschen. Besonders beliebt ist das weltweite Netz in der Altersgruppe der 18- bis 24jährigen: 43 Prozent von ihnen informieren sich online. Den größten Anteil machen Abiturienten und Hochschulabsolventen aus.
Spitzenreiter der Informationsmedien sind das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Tageszeitungen (jeweils 69 Prozent). Private Fernsehsender (42 Prozent) und öffentlich-rechtlicher Rundfunk (37 Prozent) folgen noch vor dem Internet (25 Prozent). Dabei informieren sich 44 Prozent der Befragten auf den Websites der herkömmlichen Medien. Nur 18 Prozent besuchen dagegen wenigstens gelegentlich die Online-Auftritte von Parteien; die Hälfte der Befragten nutzt deren Websites nie. ProDialog folgert daraus: „Um die wichtige, kontinuierliche Ansprache der Erstwähler und jungen Erwachsenen zu gewährleisten, sollten die Parteien das Informations- und Netzwerkpotential ihrer einzelnen Plattformen stärker ausbauen.“
Eine persönliche, mündliche Anrede der Wähler ist laut der Studie wirkungsvoller als schriftliche Kommunikation. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich im Wahlkampf besonders durch Interviews mit Politikern angesprochen. Das direkte Gespräch am Infostand sei Vielen lieber als Online-Informationsmaterial: Nur zehn Prozent bevorzugen Wahlwerbung im Internet. Persönlich adressierte Briefe (15 Prozent) finden mehr Anklang als persönlich adressierte E-Mails (fünf Prozent).
Vor allem die Wähler der kleineren Parteien zeigen sich internet-affin: 41 Prozent der Grünen-Wähler und 31 Prozent der FDP-Wähler geben an, ihre Informationen online zu suchen. Möglichkeiten zur Online-Kommunikation werden eher weniger genutzt. Hier sieht die Studie die FDP-Wähler an der Spitze, ein Fünftel von ihnen diskutiere in Weblogs und Foren. Dagegen nutzten nur wenige Wähler von SPD (7 Prozent) und CDU/CSU (3 Prozent) diese Angebote.