Schwul-Lesbische Entscheidungshilfen
zur Wahl

Die richtige Wahl zu treffen ist schwierig. In England bietet seit einigerZeit
eine spezielle Site für Schwule und Lesben Entscheidungshilfen an.
Für jeden Abgeordnete kann der Interessierte User hier das "gay rating" einsehen
und so ermitteln, wie sich die Kandidaten aus dem Heimatwahlkreis zu den "hot
issues" der Schwul/Lesbischen Politik verhalten. Das "rating" wird aus dem Abstimmungsverhalten
zu den Themen "age of consent, Section 28 and the armed forces" ermittelt.

Das "age of consent" bezeichnet hier das Mindestalter, ab dem eine Person
legal gleichgeschlechtlichen Sex haben darf. In der vergangenen Legislaturperiode
wurde dieses Alter in England von 18 auf 16 Jahre heruntergesetzt und damit
der "heterosexuellen" Regelung angepasst.
"Section 28", beschlossen 1988, verbot es Schulen "homosexuelle Bindungen als
eine eheähnliche Beziehung" zu werten. In der letzten Legislaturperiode wurde
nach langem hin und her zwischen den Kammern eine Neufassung beschlossen, die
diesen Passus aufhebt.
Die Abstimmung, ob Schwule und Lesben in der britischen Armee dienen dürfen,
fand zwar noch unter der Major-Regierung statt, wird aber von "thegayvote"
der Vollständigkeit halber berücksichtigt. Abgeordnete, die erst seit 1997 im
Parlament sitzen, werden in diesem Fall als neutral betrachtet.

Die bislang mandatlosen Kandidaten werden für das "gay rating" bewertet,
indem sie gebeten werden, eine Petition
für den neuen Premierminister zu unterzeichnen. Da sich diese Petition mit fünf
schwul/lesbischen Themen befasst, die vom neuen Parlament behandelt werden,
lässt sich der "Homophobiegrad" der potenziellen Parlamentsmitglieder
bestimmen.

thegayvote"Das
letzte Parlament hat gezeigt, dass Politiker gerne Entscheidungen auf der Basis
schlechter Informationen über die Homosexuelle Community treffen; bei dieser
Wahl sollte die homosexuelle Gemeinschaft wohlinformierte Entscheidungen über
die Politiker treffen."
Dies ist das selbsterklärte Hauptziel von "thegayvote".

Um den "persönlichen" Kandidaten zu finden kann der Besucher der Seite direkt
den Namen des Wahlkreises oder aber des gesuchten Kandidaten suchen lassen.
Auch die Eingabe der Postleitzahl führt zum gesuchten Ergebnis. Das Rating an
sich wird farblich dargestellt, anti-gay ist schwarz, pro-gay passenderweise
pink.
Neben dem Rating gibt es auf der Seite auch eine Auflistung von bekennenden
lesbischen und schwulen Kandidaten sowie eine Übersicht über vermeintlich homophobe
Members of Parliament in spe. Außerdem wird eine Abstimmung geführt über
den "most anti gay MP" des letzten Parlaments. Die Teilnahme an den Abstimmungen
ist allerdings nur für registrierte Nutzer möglich. Wie ausschlaggebend diese
Informationen für den Wahlausgang waren, läßt sich schwer bemessen.
Die von "thegayvote" initiierte Online-Petition hat es zumindest auf 8289 Unterschriften
gebracht. In Zukunft wird dieses Themenfeld, genauso wie die dahinterstehenden
Wählerstimmen, auf jeden Fall an Bedeutung zunehmen. Auch in Deutschland rückt
die vermeintliche Minderheit immer mehr in den Vordergrund. Der Wahlkampf
in Köln
2000, bei dem einer der Kandidaten versprach, Köln zum Gay-Capital
zu machen, hat bereits einen Vorgeschmack dazu geliefert, ebenso wie die Debatte
um eingetragene Partnerschaften
Und vielleicht gibt es ja bis zur nächsten Bundestagswahl auch ein vergleichbares
Rating für Gerd und Guido oder gar für Edmund und Angela …