Als einziger Landtagswahl im Jahr 2010 kommt der Abstimmung in Nordrhein-Westfalen eine wichtige Bedeutung zu, die sich über den Bundesrat direkt auf die Arbeitsfähigkeit der Bundesregierung auswirken kann. Etwas mehr als drei Monate vor dem Wahlsonntag zeigen sich die Parteien im Internet in guter Verfassung, scheinen aber ein Problem mit der Personalisierung ihrer Spitzenkandidaten zu haben.
Die Internetauftritte der beiden Volksparteien CDU und SPD sind übersichtlich und modern gestaltet und gehören damit wohl zu den besten Auftritten aller Landesverbände. Ungewohnt präsentiert sich die CDU Nordrhein-Westfalens in frischem Blau und dynamischem Design. Noch scheint der Wahlkampf in weiter Ferne, denn es finden sich kaum thematische Hinweise auf Ziele der Partei oder gar ein Programm.
Stattdessen hat man auf der großen, mit wechselnden Bildern gefüllten Bühne immer wieder Jürgen Rüttgers platziert. Die so herausragende Positionierung des Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten auf der Parteiseite wird getrübt von einer eher schwachen persönlichen Internetseite. Jürgen Rüttgers versucht sich als bürgernaher Landesvater zu präsentieren, bleibt aber konkrete Ziele schuldig.
Einen ähnlichen Eindruck bekommt man auf den Internetseiten seiner sozialdemokratischen Herausforderin Hannelore Kraft. Ihre Homepage ist noch nicht an das neue Erscheinungsbild der nordrhein-westfälischen SPD angepasst, nicht einmal die Spitzenkandidatur Krafts wird auf der Startseite angekündigt. Wesentlich moderner wirkt da der Landesverband der NRWSPD. In einer ausgewogenen Mischung bietet man hier Einstiege, um sich über Spitzenkandidatin und Ziele zu informieren. Prominent hingewiesen wird auf den Entwurf des Landtagswahlprogramms, das Ende Februar verabschiedet werden soll.
Die FDP geht da noch einen Schritt weiter, sie lässt den Entwurf des Wahlprogramms gleich im Internet diskutieren. Nicht nur Parteimitgliedern steht diese Möglichkeit offen, man möchte jeden interessierten Bürger einladen. Bei so viel Transparenz und Partizipation wundert die etwas lieblose Internetpräsenz von Landesverband und Spitzenkandidaten. Die Seiten nutzen ein nahezu gleiches Design und werden aus einem gemeinsamen Pool mit Inhalten befüllt. Darunter leidet besonders der Auftritt von Spitzenkandidat und NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart.
Bei den Grünen ist man in umgekehrter Reihenfolge vorgegangen und hat zuerst die Internetseite von Sylvia Löhrmann, der Fraktionsvorsitzenden und Spitzenkandidatin renoviert. Obwohl sehr modern und aufgeschlossen wirkt der Auftritt dennoch etwas blass. Der Landesverband präsentiert sich mit gut aufbereiteten Informationen und einfacher Benutzerführung, wartet aber noch auf ein moderneres Gestaltungsbild.
Die Optik einer Internetseite der Linkspartei wird für die meisten Landesverbände einheitlich über das bewährte Content-Management-System des Bundesverbandes gestaltet. Doch der Einheitslook muss sich nicht negativ auswirken, wie die aufgeräumte und einladende Internetseite der Linken in Nordrhein-Westfalen zeigt. Im Kontrast zu anderen Parteien finden sich hier sogar schon erste Spuren eines Wahlkampfes mit Kandidatenliste und Wahlprogramm. Die Spitzenkandidatur von Bärbel Beuermann dagegen ist offensichtlich kein Kernbereich der Kampagne.