Am 28. Juni 2018 setze der Bundestag die Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Potenziale“ ein. Zielsetzungen seien vor allem die Formulierung von Handlungsempfehlungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI), so die Mitteilung des Deutschen Bundestags. Doch was ist seit Juni passiert, welche konkreten Aufgaben hat die Kommission und wie kann sie ihre Ziele erreichen?
Diesen Fragen stellten sich am Dienstag die Vorsitzende der Kommission, Daniela Kolbe (SPD) und die Obfrau von Bündnis 90/Die Grünen in der Kommission, Anna Christmann beim Lunch-Talk “Künstliche Intelligenz in Politik & Wirtschaft” auf Einladung vom AI-Hub Europe und Telefónica Deutschland. An der Diskussion nahmen außerdem der Veranstalter Markus Heimann, Director Business & Market Intelligence bei Telefónica Deutschland und Jörg Bienert, Vorstand des KI-Bundesverbandes teil. Die Moderation übernahm Daniel Abbou, Gründer des Newsportals AI-Hub Europe.
Einführend erläuterte Heimann die Chancen von Machine/Deep Learning, für Telefónica Deutschland. So seien konkrete Anwendungsbeispiele z.B. ein Algorithmus, der Datensätze von Netzwerkelementen auswertet, erkennt, wo Systeme in der Vergangenheit ausgefallen sind oder aktuell ausfallen und darauf aufbauend Prognosen erstellt, wo zukünftig wahrscheinlich Systemelemente ausfallen werden. Dies ermögliche optimale Ressourceneffizienz, so Heimann. Ein anderes Beispiel seien sogenannte Chat-Bots, die jetzt schon eine große Hilfe im Kundensupport seien und zukünftig noch wichtiger würden. In seinem Plädoyer wünscht sich Heimann neben mehr Förderung von KI-Forschung durch Bundesgelder auch die Weiterentwicklung der schulischen und akademischen Ausbildung, um zukünftig die Nachfrage nach Data-Scientists und anderen branchenrelevanten Talenten zu bedienen.
Die Einsetzung der Enquete-Kommission erfolge zu einem spannenden Zeitpunkt, da die meisten Parteien noch kein wirkliches KI-Programm haben, viele Unternehmen aber schon damit experimentieren würden und das Thema in der öffentlichen Debatte präsent sei. Die Kommission soll nun Orientierung geben und Antworten auf Fragen wie „Was wollen wir mit KI erreichen – gesellschaftlich und unternehmerisch?“ finden, so die Vorsitzende Kolbe. Ein konkreter Arbeitsplan könne noch in diesem Jahr erwartet werden.
Christmann schlägt als Teil der Kommission vor, sich in der zukünftigen Arbeit an der französischen Strategie zu orientieren, die sozusagen im Alleingang vom Parlamentarier Cedric Villani geschrieben wurde. Villani, preisgekrönter Mathematiker, hält darin fest, für eine erfolgreiche Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und dem Umgang damit seien drei Dinge zentral, Experten, umfassende Daten und eine belastbare Infrastruktur. Oberste Priorität hätten für Villani ökologische Anwendungen, so Christmann weiter.
Insgesamt sind sich die Diskussionsteilnehmer einig, dass mehr in die Bildung und vor allem in die digitale Bildung investiert werden muss, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Entscheidend sei auch, dass mehr Chancen für risikofreudige Unternehmensgründungen im KI-Bereich geschaffen und eine möglichst enge europäische Abstimmung auf dem Gebiet, beginnend mit einer deutsch-französischen Partnerschaft, erreicht werden muss.
Titelbild: © AI-Hub Europe