3907602472_e5562f41bb_zAm Dienstag findet unser netzpolitischer Jahresrückblick per Hangout statt. Um unsere Erinnerungen aufzufrischen, haben die Hangout-Gäste und weitere Autoren von politik-digital.de vorab je einen kurzen Rückblick auf die folgenden Jahresthemen verfasst: #btw13, #nsa, #lsr, #UADA und #aufschrei. Christian Tretbar schaut hier aus netzpolitischer Perspektive zurück auf die #btw13.
Ganz so opulent wie die US-Wahl ist die deutsche Bundestagswahl dann doch nicht. Etwa 350.000 #btw13- Tweets am Wahltag ist nicht schlecht. Klar, mehr als je zuvor, aber die US-Wahl kam am Wahltag auf über 30 Millionen. Der Vergleich hinkt natürlich, weil die Präsidentschaftswahl in den USA weltweit, die Kanzlerin in allen Ehren, einen anderen Stellenwert hat.
Dennoch war die Bundestagswahl unter netzpolitischen Gesichtspunkten durchaus interessant. Aus vielerlei Gründen. Das Phänomen Second oder eher Third Screen spielte eine wesentliche Rolle. Denn man konnte nicht mehr allein vom Netz als einem zusätzlichen Informationskanal neben dem TV, Radio und Zeitungen sprechen, sondern man muss differenzieren: klassische Nachrichtenseiten, Blogs und vor allem soziale Netzwerke. Auf den Nachrichtenseiten spielte die Wahl eine große Rolle. Die meisten hatten Sonderseiten aufgelegt. Sogar die Stöckchen-Tradition ging um. Klassische Blogs spielten dagegen nicht die ganz große Rolle. Echte Polit-Blogs haben sich auch bei dieser Wahl nicht herauskristallisiert und sie bleiben in Deutschland ein unterbelichtetes Phänomen.
Dagegen spielen die Sozialen Netzwerke eine immer stärkere Rolle als Verbreitungs- und Debattenplattform. Interessant auch, dass immer stärker Trends der Sozialen Netzwerke Einfluss auf die klassisch-journalistische Berichterstattung haben. Sei es Merkels „Schlandkette“ vom TV-Duell oder Peer Steinbrücks „Hätte-Hätte-Fahrradkette“. Auch die Zahl der aktiv twitternden Politiker nimmt zu.
Gleichzeitig hat diese Bundestagswahl aber auch gezeigt, dass Wahlen nach wie vor nicht im Netz gewonnen werden, aber dass Trends durch das Netz enorm verstärkt werden können. Auch Fehler wirken sich ungleich größer aus als Erfolge. Rein quantitativ spiegelt sich das Ergebnis schon im Netz wider: Die Facebook-Seite der CDU hatte mehr Likes als die der SPD, und die Kanzlerin heimste auch mehr Likes ein als der Herausforderer.
Nur ist wohl kaum der Schluss zulässig, dass Merkel die Wahl gewonnen hat, weil sie so viele Facebook-Freunde hatte. Andererseits musste Steinbrück mit viel Häme auch im Netz kämpfen. Sein mediales Image schlug sich im Internet wider und verstärkte sich dadurch. Trotzdem haben zumindest die beiden Großen, Union und SPD, das Netz auch für ihre Zwecke genutzt und es nicht nur als Verteilungsplattform für Pressemitteilungen angesehen.
Auch die Nachrichtenseiten verspürten einen enormen Zuwachs rund um die Bundestagswahl, was ihren Stellenwert als Informationsquelle Nummer eins untermauert. Dabei geht es auch längst nicht mehr nur um eine erste schnelle Nachricht, sondern Einordnungen, Kommentare und auch Live-Berichterstattung wie Blogs verzeichnen mittlerweile hohe Zugriffe.
Foto: alles-schlumpf (flickr.com)
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