In der zweiten Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Karliczek. Impulse.“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2019 zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) diskutierten Expert*innen am 17. Oktober darüber, inwiefern KI dabei helfen kann, Umwelt und Klimaschutz mit Landwirtschaft in Einklang zu bringen.
„KI ist nicht böse oder gut“
Die Biodiversität – auch biologische Vielfalt genannt – geht weltweit zurück. Über eine Millionen Tier- und Pflanzenarten sind aufgrund der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume bedroht. Der Grund dafür: der menschliche Lebensstil. Das Bewusstsein, dass dieser die Umwelt und andere Lebewesen gefährdet, ist vorhanden. Die globale Fridays-for-Future-Bewegung beweist dies. Doch wie das Problem lösen? Ein Teil der Antwort auf diese Frage könnte die Anwendung von KI liefern. Für Forschungsministerin Anja Karliczek ist klar, dass KI ein enormes Potenzial besitzt, wenn man den rechtlichen Rahmen dafür schafft und die Nutzung an ethische sowie moralische Standards bindet. „KI ist nicht böse oder gut – KI ist das, was wir aus ihr machen. Lassen sie uns KI nutzen. Für den Artenschutz, für unsere Erde, für ein besseres Leben“, hält die Ministerin fest.
Umweltschutz und Landnutzung vereinen
Ein möglicher Einsatzbereich ist die Landwirtschaft. Diese wird in Zukunft immer mehr Menschen versorgen müssen, ohne dabei der Natur maßgeblichen Schaden zuzufügen. Werden Anbaugebiete schlichtweg vergrößert, so nehmen sie Tieren und Pflanzen den Lebensraum, durch Monokulturen leidet wiederum die Biodiversität, während der Einsatz von Pestiziden alle Lebewesen in Mitleidenschaft zieht. Hier kann KI-Anwendung ansetzen.
Enno Bahrs, Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität in Hohenheim, stellte das Verbundprojekt „Landwirtschaft 4.0: Ohne chemisch‐synthetischen Pflanzenschutz“ (NOcsPS) vor, welches ein Umdenken in der Landwirtschaft weg vom Pflanzenschutzmittel, hin zum Einsatz von Mineraldünger erreichen will. Dafür setzt das Verbundprojekt auf automatisierte und digital vernetzte Technologien, beispielweise intelligente Hacksysteme. Diese haben gegenüber herkömmlichen Hacksystemen einen entscheidenden Vorteil: „Mit blitzschnellen Präzisionsschlägen können sie auch direkt in der Reihe der Kulturpflanzen Unkräuter beseitigen“, erklärt Bahrs. Dadurch werden weniger chemische Pflanzenschutzmittel benötigt.
Es bleibt viel zu tun
KI-basierte Techniken werden in der Landwirtschaft bisher nur wenig genutzt. Dies liegt zum einen daran, dass viele Systeme noch keine Marktreife entwickelt haben und zum anderen sehr teuer sind. Eine kommerzielle Nutzung kann nur durch staatliche Anreize in Form von Subventionierung der Betriebe und Innovationsförderung erreicht werden, darüber waren sich alle Diskutierenden einig. Darüber hinaus benötigen KIs eine große Menge von Daten, die in Datenbanken gespeichert und durch Breitbandinternet zur Verfügung gestellt werden müssen. Daraus ergeben sich rechtliche Fragen, z.B. zur Nutzung der Daten, denn an der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen sind oft mehrere verschiedene Akteure beteiligt. „Hier muss der Bund die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen“, so Bahrs.
Titelbild: Photo by flöschen on flickr, CC-BY-SA 2.0
Text: CC-BY-SA 3.0