Am 14.Mai wird in Nordrhein-Westfalen gewählt und noch stehen die Sieger nicht fest. Doch auch im Netz geht der Wahlkampf
in die allerletzte Runde, und
hier lassen sich schon virtuelle Tiefpunkte und digitale Highlights am Beispiel der FDP und der CDU ausmachen.
Wolfgang Clement, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Umfragen zu Folge auch Gewinner der anstehenden Wahl,
wird momentan von zwei "Bräuten" umgarnt: Sowohl die Grünen als auch die Liberalen, die sich nach Jürgen Rüttgers
unglücklicher "Kinder statt Inder"- Kampagne von ihm als Koalitionspartner distanzieren, werben um Clements Gunst.
Um das noch zu betonen gibt sich besonders die FDP gibt große Mühe, Jürgen Rüttgers auch im WWW eine klare Absage
zu erteilen:
Go East heißt die Geschichte, in der der CDU-Vorsitzende NRW eine Reise nach Indien unternimmt und dort auf viele
unterschiedliche Hindernisse, unter anderem auch die Green Card, trifft. Die FDP hatte die Besucher ihrer Website
nrwbrauchttempo.de aufgefordert, Woche um Woche diese Geschichte um
den Landesvorsitzenden der CDU und seine Erfahrungen als Fremder in Indien fortzuschreiben. Das Engagement der
schreibfreudigen User war bisweilen so groß, dass sich die FDP schließlich entschieden hat, drei Geschichten
parallel zu erzählen und online zu stellen.
Jedoch ist dies nicht das einzige Highlight, dass die Liberalen auf ihrer Homepage bieten. Beim 8%-Test sollten
die User einen Tipp abgeben, wie viel Prozent der Stimmen die FDP für sich am Wahlabend verbuchen kann, derjenige
der am besten schätzt, gewinnt einen Fallschirmsprung mit Jürgen W Möllemann.
Rüttgers selbst zeigte sich innovativ und ließ sich – wenn auch nicht auf einer Reise nach Indien – von einer
Webcam aus in seinem Wahlkampfbüro von den Besuchern beobachten. Jedoch "passierte dort tatsächlich weniger
als bei der Kamera auf dem Kühlschrank im Big Brother-Haus um halb acht morgens", so ein verärgerter
User.
Die Webmaster der Site
ruettgers4u.de wollten die Interaktivität der Nutzer dabei
aber auch auf anderen Wegen fördern und starteten einige Umfragen, die sich zum Beispiel mit der
Frage beschäftigten, ob die Schule in NRW genügend auf die Zukunft vorbereite. Doch das Umfragemodul
bereitete politik-digital und aufmerksamen Besucher der Site Kopfzerbrechen. Denn obwohl mehrmals auf den
"ja"-button geklickt wurde, änderte sich an dem dargestellten Ergebnis nichts. Auf eine diesbezügliche mail
der Redaktion hat der Webmaster auch nach einer Woche nicht geantwortet. Allerdings wurde dieses Thema im
ct-Magazin aufgegriffen, und dort wies man auf einen Rundungsfehler im Programm hin. Doch ebenso mit den
Newslettern scheinen die Verantwortlichen Probleme zu haben: In der letzten Ausgabe wurde ein Artikel
angekündigt, der auf ruettgers4u.de nicht gefunden wurde – Thema: Internet-Offensive!
Klarer Sieger des Internet-Wahlkampfs in NRW ist also die FDP. Doch trotz dieses sehr gelungenen
Auftritts im Netz wird sich die Mehrheit der Wähler nicht für ein Kreuz bei den Liberalen entscheiden.
Für ein unerwartet gutes Ergebnis am Wahlabend wäre allein Jürgen W. Möllemann, einer der prominentesten
FDP-Politiker, verantwortlich.
Die ruettgers4u-Site zeigt den Willen, den Usern etwas bieten zu wollen, aber die Umsetzung ist
unprofessionell und fehlerhaft. Unter den Sites der etablierten Parteien, ist diese Homepage ein
Verlierer. Auswirkungen auf das Ergebnis am 14.Mai wird dies nicht haben. Die Wähler sind eben noch
vor Ort, wenn Rüttgers seine Auftritte hat, und sitzen nicht stetig vor den Bildschirmen.
Im Wahlkampfbüro wartete man schließlich vergeblich auf Action.