Nun geht sie schon in die zweite Runde, die Wahl des Internetkanzlers
von dol2day
Vom ersten bis zum neunten September kann wieder online die Stimme abgegeben werden,
dol2day, eine der größten politischen communities im deutschsprachigen Internet,
ruft erneut zur Wahl des Internetkanzlers auf.
Warum Online wählen? dol2day gibt
dem angestammten Wahlzyklus ein neues Gesicht: Politische
Sensibilisierung der Internet-Surfer durch direkte Wahl im Netz,
die Möglichkeit, eine Meinung zum Ausdruck bringen zu können,
Engagement des Einzelnen vor politischer Expertise. So sollen gerade
Personen, die sich am realen Politikalltag
weniger beteiligen, angesprochen und motiviert werden. Auch neuen
Parteigründungen steht
nichts im Weg, so lange man die 50 Mindeststimmen aufbringen kann.
Nach der zweimonatigen Legislaturperiode von "General T" ("Christdemokratische Internetpartei"),
werben dieses Mal fünf Anwärter um die Gunst der surfenden Wähler.
Die virtuellen Parteien, denen die Kandidaten angehören, erinnern stark
an die realen Parteien, von dunkelrot ("Sozialisten im Internet") bis schwarz
("Christdemokratische Internetpartei") sind alle vorhanden, die auch sonst in keinem
Wahlkampf fehlen.
Doch vermisst man die alternativen Gruppierungen, die hier so leicht ins Leben gerufen
werden könnten.
Selbst im Netz herrscht die eintönige Parteienlandschaft, die der Wähler schon aus
dem normalen Leben kennt. Die Nähe der Internetparteien zu ihren realen Pendants wird
dadurch noch verstärkt, dass sie Links zu den Partei-Adressen auf den Wahlkampfseiten
eingebaut haben und mit Politikern aus den Bundesparteien werben.
So verwundert es auch nicht, dass die
"Grünen im Internet" sich
vor allem für den Volksentscheid bei dol2day Community-Fragen aussprechen.
Die Kandidatin mit Nickname "Tolle", möchte eine "Kanzlerin für alle" werden,
parteien-übergreifend diskutieren und leidenschaftlich ihr virtuelles Kanzleramt führen.
Ihr jugendlicher Kontrahent von den "Liberalen im Internet", "Reto", orientiert
sich stark an den Leitsätzen der gleichnamigen Bundestagspartei. "Gleiche Chancen für alle
– aber keine staatliche Lenkung", ist einer seiner politischen Grundsätze.
Doch Politik ist für den Nordrhein-Westfalen nicht nur eine ernste Angelegenheit,
sondern sollte auch Spaß machen, deswegen hat er sein Profil mit Politiker-Witzen aufgelockert.
"Mr. Bodensee", von der "Christdemokratischen Internetpartei" , wirbt mit harten,
konservativen Statements für seine Person. Unter anderem prangert er die "unzulänglichen
Reförmchen" der realen Bundesregierung an und spricht sich gegen die EU-Sanktionen,
Österreich betreffend, aus. Als Kanzler, verspricht er, wird er fest zu seinen Grundsätzen
stehen, ein "offenes Ohr" für alle haben und die Internetkriminalität bekämpfen.
"DE_GB", auch Bodo genannt, der Kandidat der "Sozialdemokratischen Internetpartei",
steht für eine aktive Politik gegen intolerante, fremdenfeindliche und diskriminierende
Ansichten und, wie sollte es anders sein, beförwortet eine Anlehnung an sozialdemokratische
Grundsätze, besonders im Bereich der Renten-und Sozialpolitik.
Die "Sozialisten im Internet" versuchen mit "Jutta" ins virtuelle Kanzleramt zu gelangen.
Diese Anwärterin äußert sich nicht so explizit über ihr reales Leben wie ihre politischen
Gegner, eher durch ihre gestarteten Umfragen und Meinungen kann sich der Wähler ein Bild
von ihr machen.Allgemein fordern die Sozialisten, dass alle Schulen Internetzugang
bekommen sollen, damit so die Politikbegeisterung der Jugendlichen gesteigert werden kann.
Die erste Entscheidung ist heute schon gefallen, es wird eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten
der "IDL" ("Internet den Liberalen") und dem Anwärter der "Christdemokratischen Internetpartei"
geben. Letzterer erreichte die meisten Stimmen mit über 38 Prozent, gefolgt von seinem
liberalen Kontrahenten, Reto, mit 23,81 Prozent.
Die restlichen Parteien erziehlten weniger starke Ergebnisse, erstaunlich auch die
Plazierung der "Sozialdemokratische Internetpartei" auf dem vorletzten Platz, ihr Real-Life
Pendant kann sich momentan an positiven Tendenzen erfreuen.
So sehr die zwei, noch im Wahlkampf stehenden, Kandidaten auch ihre Unabhängigkeit
von den realen Parteien betonen, so ganz lässt sich dies nicht nachvollziehen,
denn beide haben das entsprechende Parteibuch und engagieren sich seit längerer Zeit
aktiv in ihrer Region bei partei- politischen Aktivitäten.
Egal wer am Ende das Rennen macht, es bleibt abzuwarten, ob den so schön formulierten virtuellen
Zielen auch reale Umsetzungen folgen werden, denn außer ihrer Kanzlerposition im Netz, haben die Kandidaten
keinerlei amtliche Befugnisse.
Auch wenn sie versuchen wollen Ideenlieferanten für die Politik im Bundestag zu werden,
so richtig neue Konzepte können sie eigentlich noch nicht vorweisen.
Die kreativen Veranstalter der Wahl, eine Gruppe Studenten aus Aachen, verfolgen seit
der ersten Kanzlerwahl im Internet das ehrgeizige Ziel eine eigene Internetpartei in den
"richtigen" Bundeswahlkampf zu schicken. Um dies zu schaffen, bleibt ihnen noch ein bißchen
Zeit, vielleicht gelingt es den aktiven Mitglieder ihrer democracy online today- Gemeinde ja
bis dahin ein paar wirklich neue politische Aspekte für die real- life Politik zu finden, so
dass die Online- Wahlen nicht nur eine kleine virtuelle Sache am Rande darstellt, sondern in
Zukunft auch von realen Politikern ernst genommen werden wird.