„Eltern haben durch ihre Erziehung einen maßgeblichen Anteil an der Gestaltung unserer Gesellschaft. Banale Erkenntnis, aber für die Medienbildung entscheidend“, so stellte Martin Drechsler, Geschäftsführer des Verbandes Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter e.V (FSM), am Dienstag das frisch gelaunchte Webangebot „elternguide.online“ vor.
Das neue medienpädagogische Angebot „Internetguide für Eltern“ wurde im Rahmen des Safer Internet Day 2018 im Digitalen Lernzentrum von Facebook in Berlin präsentiert. Der Guide soll Eltern Tipps und Hilfestellung in der Medienbildung geben und dadurch ein hilfreicher Begleiter für Eltern in der (Medien-)Erziehung sein. Entstanden ist er in einem Kooperationsprojekt von dem Verein Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e. V. (FSM), der EU-Initiative klicksafe, dem Deutschen Kinderhilfswerk e.V, der Kindersuchmaschine fragFINN.de und dem Institut Jugend Film Fernsehen Berlin-Brandenburg (JFF). Unterstützt wird das Projekt vom Sozialen Netzwerk Facebook.
Der Internetguide mit Tipps zur Medienerziehung in der Familie
Zunächst zum Guide: Auf der Website elternguide.online sind die Informationen zur Medienerziehung für Eltern aufbereitet und frei zugänglich. Mit Hilfe des Guides sollen Eltern ihre Kinder bei der Nutzung von Apps, Spielen, Websites und Sozialen Netzwerken unterstützen und bestmöglich begleiten können. Unterteilt ist der Guide in fünf Lebensphasen: Frühste Kindheit (0-2 Jahre), Kleinkinder (3-5 Jahre), Grundschulalter (6-10 Jahre), Übergangsphase (11-13 Jahre) und Jugendalter (14-17 Jahre). Die verschiedene Lebensphasen bedeuten unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen und diese sind auch in der Medienerziehung und im Umgang mit Medien entscheidend. In der Rubrik Medienwelten werden die unterschiedlichen Medienarten von Apps über Videos bis hin zu sozialen Medien vorgestellt. Eltern können sich hier über die Chancen und Risiken der Medien informieren. Auch über die Rolle von Medien in der Familie stehen Tipps zur Verfügung. Fragen von Eltern werden in der Rubrik Sie fragen – Wir antworten durch Expertinnen und Experten in kurzen Video-Clips beantwortet.
Ziel des Guides: Zielgruppenspezifisches Angebot
„Ziel war es einen Guide zu entwickeln, der eher weniger gut informierte Eltern anspricht und ihnen Unterstützung bietet“, erklärte Martin Drechsler, Geschäftsführer des Verbands FSM bei der Auftaktveranstaltung im Digitalen Lernzentrum Berlin. Bei der Entwicklung stand die Idee ein zielgruppenspezifisches Angebot zu entwickeln im Vordergrund. Angebote für Eltern zur digitalen bzw. zeitgemäßen Bildung und Medienpädagogik gebe es schon viele. Doch gerade Eltern, die beispielsweise weniger auf Elternabenden an Schulen oder medienpädagogischen Diskussionsrunden teilnehmen, sei es schwer anzusprechen, argumentiert Drechsler. “Entscheidend ist es hier Eltern auf vielfältigen und unterschiedlichen Wegen und Formen anzusprechen”, plädierte Björn Schreiber, Referent für Medienbildung des FSM, in der Diskussionsrunde. Durch kurze Video-Clips von Expertinnen und Experten sollen z.B. weniger gut informierte Eltern schneller angesprochen werden. Ein weiteres Problem abseits der inhaltlichen Ansprache ist: Wie werden Eltern auf diese Angebote aufmerksam? „Selbst alle vermeintlich etablierten Medienpädagogische Projekte sind immer noch nicht unter den Eltern bekannt“, bekräftigt Birgit Kimmel, pädagogische Leitung von klicksafe. Die Möglichkeiten und das große Angebot an Medienerziehungsratgebern sei noch nicht in der breiten Masse der Eltern angekommen und von dieser wahrgenommen. Die Herausforderung wird es jetzt sein, dass richtige und insbesondere zielgruppenspezifische Marketing für die entsprechende Zielgruppe des Internetguides zu finden. Laut Kimmel gebe es hier auch schon erste Ideen: Mehr Netzwerkarbeiten und Zusammenschlüsse mit anderen Institutionen oder auch mehr regelmäßige Formate, die immer wieder an Eltern herangetragen werden.
Und entspricht der Guide den Anforderungen und Erwartungen?
Ziel war es einen Internetratgeber für Eltern zu entwickeln, der sich von den herkömmlichen textlastigen (Print-)Ratgebern unterscheidet. Auf den ersten Blick ist der Guide jedoch ein interaktiver Printratgeber mit vielen Textbausteinen im Netz, der sich allerdings noch im Aufbau befindet. Entscheidend ist, wie er sich jetzt weiterentwickelt. Um die Idee, weniger gut informierte Eltern anzusprechen, in Zukunft weiter voranzutreiben, sollte die immer noch sehr textlastige Seite auf jeden Fall durch Videos, Grafiken, Icons und kleine Podcasts ergänzt werden. Hier ist noch viel “trial and error” angesagt. Insbesondere das Feedback der ersten Nutzerinnen und Nutzer kann jetzt Goldwert sein. Die Zusammenarbeit aus unterschiedlichen medienpädagogischen Institutionen mit ihren jeweiligen Erfahrungen ist schonmal gut. Allerdings sollte so ein Projekt auch von staatlicher Seite gefördert werden und nicht ausschließlich von einem privaten Konzern wie Facebook. Die Kooperation mit allen Akteuren – gemeinnützige, wirtschaftliche und staatliche – könnte bei so einem Projekt von Vorteil sein! Mit einer potentiellen neuen Regierung eröffnen sich vielleicht neue Möglichkeiten zur gemeinsamen Zusammenarbeit an solchen Projekten.
Titelbild via pixabay, Free-Photos, bearbeitet, CC0.
Screenshot: elternguide.online
Vielen Dank für die Vorstellung des Internetguides für Eltern und die konstruktive Auseinandersetzung damit. Nach dem Kick-off ist es uns wichtig, das Onlineportal kontinuierlich auszubauen und natürlich weiter für die Nutzenden zu optimieren. Insbesondere im Bereich Video werden wir zeitnah mehr Inhalte anbieten und auch verstärkt die Stimmen von Eltern und Erziehenden mit einbeziehen. In diesem Sinne: Stay tuned!