Immer mehr Menschen gehen mobil ins Internet. Auch deswegen brauchen wir endlich ein freies und offenes WLAN.
Im Sommer war ich mit einem alten Freund in der Fränkischen Schweiz wandern. Eine wunderschöne Landschaft, hervorragend ausgeschilderte Wanderwege und natürlich die typische fränkische Brauerei- und Essenskultur, die zu so einer Wanderung dazugehört. Das letzte Mal war ich vor über 20 Jahren dort, viel hat sich nicht verändert, leider auch die Situation, dass es außerhalb der größeren Städte fast keinerlei Handy-Empfang gibt. Ich habe Jugendliche gefragt, wie sie das so mit dem Telefonieren und dem Internet machen. Die Antwort war, dass ich auf die Dorfbrücke gehen sollte, Flugmodus einmal an- und ausschalten und dann bekäme ich wahrscheinlich einen „Balken“. Abends, als die Sonne unterging, traf sich dort das halbe Dorf, um zu telefonieren oder zu „whats-appen“.
Warum ich das erzähle? Weil ich wieder mal gemerkt habe, welches Grundbedürfnis der Zugang zum Internet heutzutage für mich geworden ist und wie selbstverständlich ich diesen voraussetze. Leider ist dies in vielen Teilen Deutschlands immer noch nicht der Fall und wir leben diesbezüglich immer noch in einer Zwei-Klassengesellschaft.
Obwohl der Breitbandausbau – wenn auch zu langsam – voranschreitet, wird oft vergessen, dass die Nutzung des Internets immer stärker mobil erfolgt. Das bedeutet, wir brauchen zum einen mehr und effektivere Sendemasten und zum anderen endlich freies und offenes WLAN in diesem Land. Bislang scheiterte dies meist an der sogenannten Störerhaftung. Als Betreiber eines freien und offenen WLAN bin ich auch verantwortlich und haftbar dafür, was die Nutzer so in meinem WLAN treiben.
Zwar sieht das neue Telemediengesetz vor, dass WLAN-Provider nicht mehr grundsätzlich für Rechtsverletzungen ihrer Nutzer haften, aber der Gesetzgeber fordert weiterhin „angemessene Sicherungsmaßnahmen“. Das bedeutet: Wenn jemand ein freies WLAN betreibt, ohne dass er es z. B. mit Zugangscodes sichert oder der Nutzer vorher erklärt hat, keine Rechtsverletzungen zu begehen, und ein anderer loggt sich ein, um Kinderpornos herunterzuladen, ist der Betreiber haftbar. Vielleicht nachvollziehbar, andererseits sind es nicht nur die sogenannten Freifunker, die den jetzigen Gesetzesstand kritisieren. Auch der Verband der deutschen Internetwirtschaft sieht keine wirkliche Verbesserung der Rechtssicherheit für WLAN-Betreiber. Gerade für kleinere Shops oder Cafés ist ein freier und kostenloser Internetzugang, der ohne Hürden zu erreichen ist, ein enormer Erfolgsfaktor.
Was in anderen europäischen Ländern schon längst selbstverständlich ist, scheitert hier immer noch an der „German Angst“ und natürlich auch an den Geschäftsmodellen der großen Telekommunikationsanbieter. Während in der 80 Jahre alten Moskauer U-Bahn ein freies, kostenloses WLAN angeboten wird, muss man im ICE für einen Telekom-Hotspot immer noch bezahlen. Es sei denn man ist Telekom-Kunde oder fährt in der 1. Klasse. Auch eine Form von Marketing.
Bild: woodleywonderworks(CC BY 2.0)
[…] “Internetfreie Zonen – Warum wir mehr freies WLAN brauchen” von Steffen Wenzel […]