Tonnenweise Informationen und einige Skurrilitäten gibt es auf den offiziellen Seiten von Bundes- und Landesregierung und der Polizei zum G8-Gipfel in Heiligendamm. Den Online-Dialog mit den Bürgern klammern sie aber aus – die Bundesregierung antwortete auf eine Testanfrage erst nach fünf Tagen.
Während Globalisierungskritiker und Gipfelgegner über
Videoportale, Online-Aufrufe und Mailinglisten ihre Anhänger
zum Mitmachen bewegen, präsentieren sich die offiziellen Seiten
zum G8-Gipfel ziemlich statisch. Den Kontakt zum Bürger vermeiden
Bundes- und Landesregierung auf auf ihren Websites zum Treffen der
mächtigsten Industrienationen im mecklenburgischen Ostseebad
Heiligendamm vom 6. bis 8. Juni.
Antwort auf Testanfrage blieb aus
Die Bundesregierung stellt auf ihrer Online-Präsenz
zum Gipfeltreffen die Information in den Vordergrund: Es gibt einen
Überblick über das Gipfel-Programm und Infos zum Gastgeberland
Deutschland, aktuelle Meldungen und Termine. Unter dem Menüpunkt
„Zivilgesellschaft“ betont die Bundesregierung zwar
die Wichtigkeit eines Dialoges mit den Bürgern – auf der Internetseite
selbst steht jedoch als einziger Rückkanal ein Kontaktformular
zur Verfügung. Auf eine Test-Anfrage zum geplanten Demonstrationsverbot
und zu den Themen des diesjährigen Gipfels gab es die Antwort
nach fünf Tagen. Das Bundespresseamt schickte Auszüge
aus Pressemitteilungen von Kanzlerin Angela Merkel und weiterführende
Links.
Das Portal
des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern nutzt den G8-Gipfel, um
eine Image-Kampagne für das Bundesland zu starten. Eine Broschüre
wirbt mit dem Slogan „the place to be“ um Investoren
für Mecklenburg-Vorpommern. Den Prospekt gibt es auf der Internetseite
zum Herunterladen, ein direkter Rückkanal für Bürger
fehlt. Dafür veröffentlicht das Landesportal aber auch
Infos für Globalisierungs-Kritiker, inklusive Links zu den
Alternativ-Seiten von Attac
den Organisatoren einer Großdemonstration in der Hansestadt.
Die Polizei im Dialog und Tourismuszentrum im Blog
Dialogfreudiger als Bundes-und Landesregierung ist die Polizei
Mecklenburg-Vorpommern. Unter dem Menüpunkt „G8 Gipfel
2007“ stellt sie auf ihrer Internetpräsenz nicht nur
Informationen und Flugblätter für Anwohner und ansässige
Geschäftsleute bereit
– die Nutzer können zudem über verschiedene Kontaktformulare
Beschwerden loswerden, Fragen stellen und die Polizisten auch mal
loben. Eine Test-Anfrage, ob bereits genehmigte Demonstrationen
aus Sicherheitsgründen noch abgesagt werden können, wurde
binnen eines Tages beantwortet, war persönlich formuliert –
fiel aber ziemlich kurz aus. Das Bürgerinfo-Büro verwies
darin auf zwei Websites: die der Polizeidirektion selbst und „heiligendamm2007.de“,
den Online-Auftritt zur Großdemonstration.
Das Tourismuszentrum
Mecklenburgische Ostseeküste, ein Zusammenschluss von Hoteliers
und Ferienvermietern, will die Gipfelgegner mit einem Weblog Badeurlaub
im Bundesland zu begeistern. Kommentieren lassen sich die Beiträge
nicht, dafür erfahren die Leser alles über das Rahmenprogramm
zum G8-Gipfel, etwa über ein Konzert von U2-Frontman Bono und
Herbert Grönemeier. Zusammen mit anderen bekannten internationalen
und deutschen Künstlern – zum Beispiel die Fantastischen
Vier und Silbermond – werden sie am 7. Juni in Rostock auf
der Bühne stehen. Tickets und Hotelzimmer kann man gleich online
buchen – und wer nach dem Gipfel länger bleiben möchte,
sichert sich über das Blog eine Ferienwohnung.