Die verschiedenen Fälle von Kindesmissbrauch an katholischen Institutionen sowie an der Odenwaldschule waren im März das mit Abstand am intensivsten behandelte Nachrichtenthema im deutschen Fernsehen. Wie das Institut IFEM, Köln, in seinem monatlichen InfoMonitor ermittelte, berichteten die Hauptnachrichten der vier größten Sender ARD, ZDF, RTL und Sat.1 zusammen 135 Minuten über dieses Thema.
An zweiter Stelle folgt das Thema EU-Gipfel/Griechenland-Krise mit 74 Minuten. Ein Erdbeben in Chile und die Parlamentswahl im Irak platzierten sich mit 31 bzw. 29 Minuten auf den Rängen 3 und 4. Weitere Top-10-Themen waren: der Koalitionsstreit um die Reform des Gesundheitssystems, der Überfall auf ein Poker-Turnier in Berlin, die Debatte um Hartz IV, die Haushaltsdebatte im deutschen Bundestag, die Affäre um den Bombeneinsatz in Kundus/Afghanistan sowie die US-Gesundheitsreform.
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2010
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten.
Quelle: IFEM, Köln.
Grafik: politik-digital.de
Auffällig war auch im März das Gewicht, das die Nachrichten der Privatsender RTL und Sat.1 einzelnen "bunten" Themen in ihrer Berichterstattung gaben: Der Raubüberfall auf ein Poker-Turnier in Berlin platzierte sich sowohl bei "RTL aktuell" als auch bei den "Sat.1 Nachrichten" auf Platz 3 der Top-10, der Vergewaltigungsverdacht gegen einen bekannten TV-Moderator erreichte Rang 6 bzw. 11. Beide Themen spielten bei ARD und ZDF so gut wie keine Rolle. Dafür berichteten "Tagesschau" und "heute" unter anderem über die so genannte Kundus-Affäre erheblich mehr als die privaten Nachrichtensendungen.
Die beiden Nachrichtenmagazine "Tagesthemen" und "heute-journal" nutzten ihre längere Sendezeit im Vergleich zu den Hauptnachrichten im März zu einer intensiveren Berichterstattung über eine breite Palette vor allem politischer Themen. Dazu gehörten der Koalitionsstreit über die Gesundheitsreform und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung.
Parteienpräsenz: Opposition holt etwas auf
Bis auf die FDP konnten alle Parteien im März mehr Auftritte in den Nachrichten verbuchen als im Vormonat. Die CDU legte leicht zu auf 417 Auftritte, die CSU steigerte sich ebenfalls auf nunmehr 130 Auftritte, die FDP sank auf 210 Auftritte. Die Parteien der Bundestagsopposition waren durchweg stärker vertreten als einen Monat zuvor: SPD 180, Grüne 73, Linke 52.
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2010
Insgesamt 1064 Politikerpräsentationen (genannt, gezeigt oder O-Ton).
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten; Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln.
Grafik: politik-digital.de
Bei der Rangliste der am häufigsten in den Fernsehnachrichten präsenten Politiker konnte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren angestammten Führungsplatz wieder zurückgewinnen, sie erzielte insgesamt 141 Auftritte. Vizekanzler Guido Westerwelle erreichte lediglich 62 Auftritte. Auf den Plätzen 3 bis 5 rangieren weitere Bundesminister vor SPD-Chef Sigmar Gabriel als höchstplatziertem Vertreter der Opposition auf Platz 6 mit 35 Auftritten.
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2010
Insgesamt 1064 Politikerpräsentationen (genannt, gezeigt oder O-Ton).
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten; Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln.
Grafik: politik-digital.de
Politikanteil in den Nachrichten im März wieder gestiegen
Weniger wegen eines einzelnen, hervorstechenden Topthemas als wegen einer ganzen Reihe politischer Themen, über die intensiver berichtet wurde, lag der Politikanteil im März bei allen sechs untersuchten Nachrichtensendungen höher als im Vormonat. Dies traf insbesondere zu auf "Tagesschau", "heute", "Sat.1 Nachrichten" und "Tagesthemen". Weniger berichtet wurde dafür u.a. über Themen aus Gesellschaft/Justiz.
Die "Tagesschau" erzielte einen Politikanteil von 49 Prozent (entspricht 8 Minuten pro Ausgabe), "heute" 37 Prozent (8 Minuten), "RTL aktuell" 20 Prozent (4 Minuten), "Sat.1 Nachrichten" 30 Prozent (4 Minuten), "Tagesthemen" 40 Prozent (11 Minuten) und "heute-journal" ebenfalls 40 Prozent (10 Minuten).
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2010
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten; Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln.
Grafik: politik-digital.de
Untersuchungszeitraum: 1.3.-31.3.2010
Untersuchte Sendungen: Tagesschau (20 Uhr); heute (19 Uhr); RTL aktuell; Sat.1 Nachrichten; Tagesthemen; heute-journal.
Quelle: IFEM, Köln.
Grafik: politik-digital.de