Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika war im Juni das Topthema in den Fernsehnachrichten. Wie aus dem InfoMonitor des Instituts IFEM, Köln, hervorgeht, berichteten die Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 zusammen über fünf Stunden (315 Minuten) über die WM selbst.
Hinzu kamen noch einmal fast drei Stunden (173 Minuten) Berichterstattung über das Umfeld der WM. An dritter Stelle der Topthemenliste positionierte sich die Bundespräsidentenwahl mit 163 Minuten, vor den Sparplänen der Bundesregierung (100 Minuten) und der Blockade des Gaza-Streifens durch Israel (57 Minuten). Weitere Themen unter den Top-10 waren: die Ölpest im Golf von Mexiko, die Regierungsbildung in Nordrhein-Westfalen nach der Landtagswahl, der G-20-Gipfel in Kanada, die Unruhen in Kirgistan sowie die Verweigerung von Staatshilfen an das Unternehmen Opel.
Die vier Sender unterschieden sich in ihrer Nachrichtenberichterstattung unter anderem darin, dass bei "RTL aktuell" und den "Sat.1 Nachrichten" die Ölpest im Golf von Mexiko jeweils auf Platz 4 rangierte, während sie in "Tagesschau" und "heute" nicht unter den Top-10 platziert war. Dagegen erreichten die Unruhen in Kirgistan bei "Tagesschau" und "heute" jeweils Platz 6, spielten aber bei RTL und Sat.1 kaum eine Rolle. Auch der Streit um die Gesundheitsreform wurde bei ARD und ZDF deutlich höher gewichtet.
Deutlich ausführlicher als die anderen Nachrichtensendungen befassten sich die Nachrichtenmagazine "Tagesthemen" und "heute-journal" im Juni mit der Bundespräsidentenwahl. Auch über die Sparpläne der Bundesregierung und den G-20-Gipfel in Kanada berichteten die Nachrichtenmagazine umfangreicher.
Kandidaten für Bundespräsidentenamt stark in Nachrichten präsent
Die Bundespräsidentenwahl am 30. Juni bescherte den Kandidaten erhebliche Aufmerksamkeit in den Nachrichten. Christian Wulff erreichte mit 136 Auftritten (genannt, in Bild/Ton gezeigt oder mit O-Ton) Platz 2 der 20 am häufigsten präsenten deutschen Politiker. Joachim Gauck folgt direkt dahinter mit 104 Auftritten. Lukrezia Jochimsen, Kandidatin der Linkspartei, kam allerdings nur auf 21 Auftritte und Platz 18. Die Top-20-Liste wird, wie in den Vormonaten, angeführt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (246 Auftritte).
Die Auswertung der Parteienpräsenz in den Nachrichten zeigt weiterhin die CDU mit großem Abstand in Front (758 Auftritte ihrer Politiker). Die FDP legte deutlich zu (312 Auftritte gegenüber 219 im Vormonat) und verdrängte die SPD (198 Auftritte) von Rang 2. Ungewöhnlich ist die Zahl von 105 Auftritten für Parteilose, die ausschließlich dem Präsidentenkandidaten Joachim Gauck zuzurechnen sind.
Hoher Sportanteil wegen WM
Das Topthema Fußball-Weltmeisterschaft sorgte im Juni insgesamt auch für einen vergleichsweise hohen Anteil an Sportberichten in den Nachrichten. In allen sechs untersuchten Sendungen war der Sportanteil höher als zu "normalen" Zeiten. Die anderen Themenbereiche mussten dafür entsprechend Anteile abgeben – bis auf die Politik: In den öffentlich-rechtlichen Nachrichten lag der Politikanteil im Juni zum Teil deutlich höher als im Mai, vor allem wegen der Bundespräsidentenwahl.
Die "Tagesschau" erreichte im Juni mit 56 Prozent Politikthemen (entspricht 8 Minuten pro Ausgabe) einen Spitzenwert. "heute" verzeichnete einen Politikanteil von 43 Prozent (9 Minuten), "RTL aktuell" 24 Prozent (5 Minuten), die "Sat.1 Nachrichten" 31 Prozent (4 Minuten), die "Tagesthemen" 51 Prozent (12 Minuten) und das "heute-journal" ebenfalls 51 Prozent (12 Minuten).