Am selben Tag, an dem das Grimme-Institut die Nominierungen für seine Online-Awards bekannt gibt, veröffentlicht die Untersuchungskommission der Universität Bayreuth ihr Untersuchungsergebnis zu Guttenbergs Doktorarbeit. Diese beiden zeitgleichen Ereignisse rufen einen Prozess in Erinnerung, der auch im Internet für viel Furore gesorgt hatte.

 

Die Bayreuther Untersuchungskommission hat ihren rund 40-seitigen Abschlussbericht, aus dem bereits in den vergangenen Tagen in der Presse zitiert worden war, heute auf der Homepage der oberfränkischen Universität veröffentlicht. Das für den ehemaligen Wirtschafts- und Verteidigungsminister nur wenig schmeichelhafte Ergebnis dieser Prüfung ruft nun abermals einen Prozess in Erinnerung, der im Februar 2011 unter zahlreichen Internet-Nutzern zu einer kollaborativen Aktion geführt hatte. Die annonymen Rechercheure durchforsteten die zu Guttenbergsche Doktorarbeit, förderten immer umfangreichere und deutlichere Belege für das wissenschaftliche Fehlverhalten des CSU-Politikers zutage und drängten den damaligen Bundesminister der Verteidigung somit schließlich zum Rückzug von seinen politischen Ämtern und Funktionen.

Die in der medialen Öffentlichkeit breit rezipierte Arbeit der am GuttenPlag-Wiki beteiligten Internet-Nutzer habe eine gesellschaftliche Debatte über Verantwortung sowie moralische und ethische Standards ausgelöst, begründete die Nominierungskommission ihre Kandidatenauswahl am heutigen Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf.
Das nominierte Wiki-Projekt, in dem Fundstellen zusammengetragen und verifiziert wurden, ist jedoch kein Solitär geblieben. Zahlreiche weitere Versuche, mithilfe von ähnlichen Wiki-Projekten die Doktorarbeiten von (Politiker-) Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu überprüfen, wurden in der Folge gestartet und riefen in der Öffentlichkeit neben Zuspruch auch harsche Kritik hervor. So etwa des Berliner Journalisten und Moderators Hajo Schumacher, der die heute für den Grimme-Online-Award nominierte Zunft der Online-Plagiate-Jäger in dem Magazin “V.i.S.d.P.” wirkmächtig als “selbstgerechte digitale Blockwarte” bezeichnete.
Das Projekt “GuttenPlag-Wiki”, das in der Kategorie “Spezial” vom Grimme-Institut nominiert worden ist, sieht sich vor der Verleihung des renommierten Medienpreises, die am 22. Juni in Köln stattfinden wird, mit teilweise namhaften Mitbewerben konfrontiert.

Für den diesjährigen Grimme-Online-Award (auch die Website politik-digital.de gehörte im Jahr 2001 bereits zu den Preisträgern) wurden von der Auswahlkommission neben dem Projekt GuttenPlag-Wiki insgesamt 24 weitere Online-Angebote verschiedenster Provenienz in fünf Kategorien nominiert. Darunter finden sich gleich drei Multimedia-Projekte des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE, das verteidigungspolitische Blog “Augen geradeaus” oder das Leipziger Internetradio-Projekt “detektor.fm”.

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