Am vergangenen Freitag wurde der diesjährige Grimme Online-Award in Köln an acht herausragende Web-Angebote verliehen. Zu den Preisträgern zählt unter anderem die Online-Plattform Politiknetz.ch, die Bürger und Staat in der Schweiz näher zusammenbringen möchte. Mit #aufschrei wurde darüber hinaus erstmals ein Hashtag prämiert. Daneben erhielt die Satireseite „Der Postillon“ mit dem Publikums- und dem Jurypreis gleich zwei Auszeichnungen.
Seit 2001 verleiht das Grimme-Institut alljährlich den Grimme Online Award an hochwertige Online-Angebote mit herausragender publizistischer Qualität. So auch am Freitagabend im DOCK.ONE in Köln. Im Rahmen einer Gala wurden dort die acht Preisträger bekannt gegeben. Die Sieger verdeutlichen die immense Themen- und Formatvielfalt der digitalen Welt: Berücksichtigt wurden neben gesellschaftskritischen Web-Angebote und soziologisch-philosophisch orientierten Online-Portalen und Podcasts auch künstlerische Formate sowie spielerische Unterhaltungsangebote. Das augenblicklich vielen Bürgern so bedrohlich scheinende Netz sei immer auch ein Ort einer inzwischen unverzichtbaren publizistischen und kommunikativen Bereicherung mit oft höchst individuellen Urhebern, so Grimme-Direktor Uwe Kamman.
Den Preis in der Kategorie Information gewann in diesem Jahr Politnetz.ch, eine Online-Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Bürger und Politiker enger zu vernetzen. Das unabhängige Schweizer Beteiligungsportal ist seit 2009 online und soll die Kommunikation und Kooperation zwischen BürgerInnen, PolitikerInnen, Parteien, Behörden, Interessengruppen und MedienvertreterInnen fördern. Das Portal gibt den unterschiedlichen Akteuren die Möglichkeit, sich über Abstimmungsvorlagen verschiedener politischer Themen zu informieren, Empfehlungen zu den Vorlagen abzugeben und diese zu diskutieren. Mit der Auszeichnung von Politnetz.ch setzt die Jury „ein Zeichen für politische Partizipation im Netz“. Die Plattform ermögliche eine Diskussion zwischen Politikern und Bürgern auf Augenhöhe.
Besondere Aufmerksamkeit seitens der Medien zog die Prämierung des Hashtags #aufschrei in der Kategorie Spezial nach sich. Die Twitter-Kampagne bündelte Erfahrungen von Frauen allen Alters mit Alltagssexismus und sexueller Belästigung. Initiiert wurde sie von der Bloggerin Anne Wiezorek nach dem Bekanntwerden anzüglicher Äußerungen durch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Erstmals wurde damit ein Online-Diskurs ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der besonderen Dynamik des Hashtags, „einer gesamtgesellschaftlich in aller Breite geführte Diskussion, die im Web mitangezündet wurde (…) und sämtliche Mediengrenzen übersprang.“
Großer Abräumer des Abends war „Der Postillon“, ein äußerst populäres Satire-Magazin. Kopf der Seite ist Stefan Sichermann, der als alleiniger Autor der Seite täglich aktuelle Nachrichten parodiert. „Der Postillon“ wurde sowohl mit dem Jury-, als auch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Er habe der Ironie, die in der Informationsflut zu versinken drohe, ein Rettungsboot geschickt, so die Jury.
Bild: Grimme Institut/Jens Becker (CC BY-NC-SA 2.0)