DSDS, Germany`s Next Topmodel oder The Next Uri Geller: Das ZDF setzt den Privaten mit Ich Kann Kanzler eine politische Castingshow entgegen. Der Sender sucht keine Models oder Zauberer, sondern politische Nachwuchstalente. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sprach mit politik-digital.de über das neue Fernsehformat.
Angelehnt an das kanadische Original „Canada´s Next Great Prime Minister“ will das ZDF etwas gegen die Politikverdrossenheit junger Menschen tun. Die Zielgruppe ist zwischen 18 und 35 Jahren alt. Die Wahlbeteiligung in dieser Altersgruppe lag bei den letzten Bundestagswahlen 2005 bei 68,8 Prozent im Vergleich zu 77,7 Prozent im Bundesdurchschnitt.
ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender möchte das neue Format allerdings nicht als eine weitere Talenteshow in der Fernsehlandschaft verstanden wissen: „Es ist keine Casting-Show nach Topmodel-Art. Bei uns werden die Leute im Vorfeld nicht in unterschiedlichen Sendungen herausgeschossen“, grenzt er sich gegen die populären Formate der Privatsender ab. "Wir werden vorher intern eine Vorauswahl treffen, die dokumentiert wird. Es werden keine Leute vorgeführt, die sich verbal nicht so fantastisch ausdrücken können.“
Bildungsauftrag (und junge Zuschauer)
Vielmehr soll mit der neuen Sendung der öffentlich rechtliche Bildungsauftrag erfüllt werden. „Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehsender und auch Radiostationen haben momentan erhebliche Probleme, junge Menschen an die Prozesse unsere Demokratie heran zu führen. Deswegen müssen wir versuchen, Formate zu entwickeln, die junge Leute interessieren. Über diese Formate wollen wir versuchen, sie auch für Politik und Demokratie zu begeistern“, erklärt Brender seine Bildungsstrategie.
Wird „Ich kann Kanzler“ zu einer weiteren Wissensshow werden? „Wir werden durch Tests und Quizfragen den jungen Leuten zeigen, wie Demokratie funktioniert“, erklärt Brender den Aufbau. „Aber Kandidaten müssen auch ihre Ideen für die Zukunft dieser Republik erläutern. Und zwar so, dass jeder es versteht. Wer Phrasen drischt, wird sicherlich nicht weiter kommen.“
Gewinn: Ein Kanzlergehalt
Den Gewinner der Show erwartet am Ende natürlich auch ein Preis. Aber anders als der Titel verspricht, wird der Sender kein politisches Amt zur Verfügung stellen. „Es gibt keine Garantie, dass der Gewinner Kanzler oder Kanzlerin wird“, gibt Brender lachend zu.
Vielmehr soll es einen Geldpreis in Höhe eines Kanzlergehalts geben. Leider nur ein Monatssalär in Höhe von 21792 Euro (wenn man von zwölf Monatsgehältern ausgeht). „Das Geld wird aber nicht einfach bar auf die Hand gezahlt. Es soll je nach Fähigkeiten und nach Interesse der Einzelnen in persönliche Projekte gesteckt werden,“ erklärt der ZDF-Chefredakteur – zum Beispiel in Bildungsreisen oder Fortbildungen.
Praktikum im Präsidialamt
Anstelle eines Plattenvertrages erhält der Sieger außerdem noch die Chancen auf ein hochwertiges Praktikum: „Da haben wir schon gute Signale. Es wird sehr wahrscheinlich Praktika im Bundespräsidialamt geben“, so Brender.
Über Gewinner und Verlierer der Show entscheidet eine Jury, kein Telefon-Voting. Bewerben kann man sich ab sofort auf kanzler.zdf.de. Zu sehen ist die Sendung am 19. Juni um 21.15 Uhr. Auch die die Frage des Moderators ist schon geklärt. Mit dem heute-Anchormann Steffen Seibert führt ein politischer Journalist durch die Sendung.
Na endlich … Hat ja lange gedauert, bis sich das öffentlich rechtliche Fernsehen an ein Projekt macht, welches der Politikverdrossenheit etwas entgegensetzt. Am ersten April 2004 haben wir zu diesem Thema einen etwas spaßigen Artikel veröffentlicht, der allerdings schon einen ernsten Hintergrund hatte:
(…)
Leidvoll hat Schröder eingestanden, dass ihn sein Beraterkartell – inkl. Liebling Roland Berger – und die diversen (Geistlos-) Kommissionen nicht ein Stück weiterbrachten. Die millionenschweren Aufträge für Gefälligkeitsgutachten wären an anderen Stellen besser angelegt gewesen – so der Kanzler. Nach fünfeinhalb Jahren seiner Amtszeit sieht sich Schröder personell und inhaltlich am Ende. Auch eine mögliche Kabinettsumbildung würde dem keine Abhilfe schaffen. Schröder fehlen fähige Köpfe, die einen sozialpolitisch vertretbaren und vor allem finanzierbaren Ausweg aus dem Dilemma zeigen. Ein Volk in (Zukunfts-) Not.
Wie uns aus Hauptstadtkreisen bestätigt wurde, plant Schröder das erfolgreiche SAT1-Sendekonzept „Star Search“ für die Suche nach fähigen Politikern zu nutzen. Erste Gespräche mit der SAT1-Geschäftsführung haben bereits stattgefunden. Man einigte sich darauf, dass die Moderation der auf drei Monate geplanten Sendung auch weiterhin von Kai Pflaume übernommen werden sollte. Herr Pflaume machte schon in der ersten Staffel von „Star Search“ eine ausgezeichnete Arbeit. Er ist die erste Wahl.. In der Jury sitzen Prof. Peter Scholl-Latour („Die Kurzsichtigkeit Deutscher Politiker ist kriminell.“), Klaus Martin Weber – Inhaber eines Mittelständischen Metallbetriebes (in dritter Generation) und dreifacher Familienvater sowie Gesine Möller – Ehefrau eines Schichtarbeiters und vierfache Mutter, Hausfrau und Hausbesitzerin.
Schröder ist der Ansicht, auf diesem ungewöhnlichen Weg aufrichtige und talentierte Mitbürger/innen zu finden, die unser Land wieder auf Erfolgskurs bringen. Außer Rechtsanwälten, Lehrern und Mitarbeiter/innen des öffentlichen Dienstes – so Schröder (von denen hat er die Nase voll) – kann sich jeder für die Teilnahme zu „Star-Search-for-Germany“ bewerben, der die Deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und das 21ste Lebensjahr vollendet hat. Den Gewinnern – 12 werden auserwählt – winkt ein gut bezahlter Platz in Schröders Kabinett. Außer Künast, Schilly und Fischer will er alle anderen zum Teufel jagen bzw. zum Spargelstechen in die Altmark delegieren.
Jeder Bewerber der das VorCasting erfolgreich durchlaufen hat, erhält 5 Minuten RedeZeit, um dem anwesenden Publikum, den Fernsehzuschauern und der Jury seine politischen Ideen und Konzepte vorzutragen. Nachdem die Jury einen Bewerbervortrag beurteilt hat, entscheiden das Publikum und die Fernsehzuschauer in einem TelefonTed, welcher Bewerber weiter kommen soll, bis nur noch 12 Bewerber übrig geblieben sind. Diese sollen dann in den Bundestag einziehen – so Schröder.