Zum G8-Gipfel 2007 im Juni in Heiligendamm soll es eine bisher nicht dagewesene Menge von alternativer Medienvernetzung geben. Neben den Medienaktivisten, die seit Jahren solche Ereignisse
begleiten, klinkt sich diesmal auch die Blogosphäre ein.

 

Unabhängige, meist unkommerzielle Veröffentlichungen
– dafür engagieren sich Medienaktivisten. Vor dem Internetzeitalter
waren dies die Macher freier Radios, Piratenradios und unabhängiger
Zeitungen. Heute hat sich der Medienaktivismus ins Internet verlagert
– eingeschlossen in diesen Begriff sind alle, die „Nachrichten
von unten“ machen.

Ein Beispiel dafür ist das weltweite Netzwerk Indymedia
. Bei den Protesten gegen die Welthandelsorganisation 1999 in
Seattle gegründet, veröffentlicht Indymedia Berichte,
die direkt aus dem Geschehen und der Szene kommen – und verschiedene
subjektive Sichtweisen enthalten. Auf der Webseite hat jeder Nutzer
die Möglichkeit, im so genannten „Open Posting“
selbst Texte und Bilder hochzuladen. Ziel der Medienaktivisten ist
es, der Protestbewegung eine Stimme zu geben.

Netzwerke netzwerken bereits

Zum G8-Gipfel vom 6. bis zum 8. Juni 2007 in Heiligendamm hat sich
Indymedia mit anderen Netzwerken zusammengeschlossen.
Mit dabei sind auch Videoaktivisten
wie die Macher von G8-TV.org.
Auch die Demonstranten sollen die Medienzentren nutzen können.

Blogger haben sich ebenfalls zusammengeschlossen, um ein Medienzentrum
vor Ort aufzubauen und die Ereignisse zu dokumentieren.

Blogosphäre rührt sich nach Razzien

Die Medienberichte über die geplanten Proteste haben dafür
gesorgt, dass in die linke Netzwelt noch einmal Bewegung kam. Besonders
nach den Razzien gegen gipfelkritische Aktivisten Mitte Mai gab
es in vielen links-politischen Weblogs wütende Reaktionen.
Von der „Einschränkung bürgerlicher Freiheiten“
[ politblog.net] ist die Rede, außerdem von einer auch durch
herkömmliche Medien“ künstlich geschürten Terrorhysterie“
[www.ostblog.de]. Auch unpolitische Blogger wollen nach Heiligendamm,
um das Geschehen genau zu beobachten.

Viele Medienaktivisten und Blogger befürchten, dass Behörden
versuchen könnten, die unabhängige Berichterstattung einzuschränken
oder zu verhindern. Entsprechend arbeiten sie an Vorkehrungen, etwa
für den Fall, dass das Netz ausgestellt wird.

Wie schlagkräftig eine Vernetzung innerhalb der Bloggosphäre
sein kann, konnte man vergangenes Jahr in Oaxaca, Mexico sehen,
wo besonders durch die Bloggerszene die Ereignisse international
bekannt gemacht wurde: Nach dem Niederschlagen eines Lehrerstreiks
war es dort zu Aufständen mit Toten und Verletzten gekommen.
Durch die Bloggerszene konnte die gesamte (Netz)welt am Geschehen
teilhaben, es gab minütliche Updates über die Aufständischen.

Sebastian Krekow studiert in Potsdam und war
bei Indymedia aktiv.