Die neue hessische Transparenz

Klar: Mit Babs und inzwischen wieder Bobbele unter Palmen dinieren
ist doch was anderes als mit dem seeligen Bischof Dyba am Palmsonntag
prozessieren. Anscheinend ist aber in Hessen seit geraumer Zeit schon
nichts mehr so richtig klar.


Zwischen Rhein und Main herrscht
zwar Ordnung wenn es um die deutsche Staatsbürgerschaft geht,
angesichts fremder Kassen allerdings spüren Koch und Co. selbst vorm
schwarzen Mann keine xenophobische Regung. Und wenn die Wahlen näher
rücken, dann befürchtet so mancher aufrechte Hesse, es könne zu gehen
wie im Wilden Westen beziehungsweise Süden. Trotz oder im Falle Hessens
gerade wegen der dort herrschenden Auffassung von "guten Sitten". Deshalb haben die Grünen in Fulda
jetzt beschlossen, für mehr Wahl-Transparenz zu werben. Wenn schon der
aktuelle Ministerpräsident "gespendet wurde" und die neuen Stimmzettel
unverständlich sind, dann soll wenigstens die Auszählung
nachvollziehbar sein.

Wenn es nach der Fraktion der
Grünen geht, dann versammeln sich Fuldas Wähler am Wahlsonntag bei
Kaffee, Kuchen und Handkäse, um den freiwilligen Wahlhelfern beim
Entfalten der plakatgrossen Wahlzettel zu zuschauen. Unter dem Motto
"Fulda ist nicht Florida" wollen die Grünen der Unsicherheit gegenüber
dem neuen Wahlsystem entgegenwirken. Außerdem, so hofft die
Fraktionssprecherin Ute Riebold, motiviere man die Bürger des Bistums-Städtchen so vielleicht zu einer hohen Wahlbeteiligung. In Hessen wird zwar erstmals bei einer Wahl kumuliert und panaschiert,
um aber zu beweisen, dass bei dieser kommunalen Abstimmung nichts
kaschiert wird, könnte die erste Runde der Auszählung zu einem
geselligen Beisammensein geraten.

Könnte, denn noch sperren sich
die Kollegen der Stadtregierung gegen die neue hessische Transparenz.
Dabei ist das Auszählen der Wahlstimmen per Gesetz öffentlich und jedem
interessierten Bürger ist in die Zählstube Einlass zu gewähren. Bislang
ist nur noch niemand auf die Idee gekommen und das soll wohl auch so
bleiben. Im katholischen Fulda hält man nämlich auf Tradition. Die CDU
sitzt mit absoluter Mehrheit ungefähr seit dem Krieg im Stadtparlament
und wacht über "die guten Sitten". Daran wird, so argwöhnen die Grünen,
ihre Wahloffensive nicht viel ändern. Und auch darin unterscheiden sich
Fulda und Florida: Denn dort gewinnt mal ein Demokrat, mal ein
Republikaner die Wahl und die ganze Welt schaut zu. In Fulda gewinnt
vermutlich die CDU und keiner schaut zu. Fisher Island ist weit.