Er war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und landete doch im Internet. Ein Ausfall von Nicolas Sarkozy kurz vor einem Interview auf dem TV-Sender France 3 sorgt für Furore: Nachdem ein Fernsehtechniker den französischen Präsidenten nicht zurückgrüßte, reagierte Sarkozy patzig. In Frankreich wurde der Vorfall zum Symbol für Sarkozys Medienpolitik. Engagierte Journalisten flüchten sich derweil ins Internet.



Der Film ist wenige Minuten lang und wurde bereits mehrere zwei Millionen Mal auf Videoportalen wie Youtube aufgerufen: Der während einer Tonprobe mitgeschnittene Fernsehauftritt des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zeigt diesen wenig präsidial im Umgang mit Studioangestellten. Als ein Techniker ihn nicht zurückgrüßt, faucht der Präsident: „Das ist eine Frage der Erziehung. Wenn man eingeladen wird, ist es höflich ‚Guten Tag‘ zu sagen“ und versichert „Das wird sich ändern“.


Sarkozy entscheidet

Ändern wird sich in Frankreichs Medienlandschaft so einiges, geht es nach dem Willen des französischen Staatschefs. Pläne Sarkozys sehen eine grundlegende Reform der Fernsehanstalt France Télévisions vor. So soll Werbung zunächst ab 20 Uhr, später ganz aus dem Programm der Öffentlich-Rechtlichen verbannt werden. Die dadurch fehlenden Werbeeinnahmen von rund 800 Mio. Euro werden durch Abgaben von Internetdienstleistern gegenfinanziert, heißt es in dem von Sarkozy vorgelegten Papier. Was bislang die Aufsichtsbehörde für den Rundfunk CSA regelte, will nun der Staatschef selbst entscheiden. Denn neben der Finanzausstattung der Sender, soll auch die Vergabe von Führungspositionen der Politik obliegen. Ein Fehler, so Carole Petit von der Journalisten-Gewerkschaft SNJ auf tagesschau.de: „Diese Abgaben hängen von politischen Machthabern ab und sind damit nicht garantiert.“


„Schatten-Intendant“ zwingt zur Flucht ins Internet

Nachdem Nicolas Sarkozy häufig Verbindungen zu Medienbossen des Privatfernsehens nachgesagt werden, gilt er nun dank seiner neusten Vorstöße als „Schatten-Intendant“ des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, wie die Süddeutsche Zeitung in einer Schlagzeile andeutet. Bei vielen Journalisten sei er daher das Symbol schwindender Unabhängigkeit. Sie flüchteten sich auch aus Angst vor drohenden Entlassungswellen bei den großen französischen Zeitungen ins Internet.


Online-Zeitungen gehen riskanten Weg

Ehemalige Redakteure der Tageszeitung "Libération" haben so zum Beispiel ihr Refugium bei der Online-Zeitung „Rue89“ gefunden. Dieser wurden auch die Aufnahmen von Sarkozys Ausfall bei der Tonprobe zugespielt. Es dauerte nicht lange bis diese im Internet zu finden waren und dort seitdem zwei Millionen Mal aufgerufen wurden. Solche „Scoops“ (engl. Sensationsbericht) sind es, die Internetzeitungen langfristig konkurrenzfähig zu den traditionellen Blättern wie „Le Monde“ oder „Le Figaro“ machen, weiß Edwy Plenel, Gründer von mediapart.fr. Der Journalist machte kürzlich Insiderhandel-Vorwürfe beim Luftfahrtkonzern EADS öffentlich. Sein Internetangebot geht einen riskanten Weg. „Wir lehnen Kostenfreiheit ab, die vorgibt 100 Prozent Werbung und Quote und die größtmögliche Anzahl von Klicks genügten, um Qualität zu liefern“ erklärte er der ARD. Mediapart.fr finanziert sich komplett über Abonnements, die große Nachfrage aber bleibt bislang aus. „Wir haben 7000 Abonnenten“, so Plenel weiter, nötig seien 60.000.

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