FDP_AppMit einer nutzerfreundlichen iPhone-App informiert die Bundestagsfraktion der von Wahlergebnissen, Meinungsumfragen und Kommentarspalten arg gebeutelten Liberalen seit einigen Tagen über Fraktionsmitglieder und aktuell anstehende politische Entscheidungen. politik-digital.de hat sich die einzelnen Funktionen der App näher angesehen.

 

Um es gleich vorwegzunehmen: Auch die informativste technische Anwendung auf dem stetig an Fahrt aufnehmenden Markt für Smartphone-Anwendungen wird das ramponierte öffentliche Erscheinungsbild einer Partei und ihrer Protagonisten wohl kaum im Handumdrehen verbessern können. Doch wenn schon die Großkommentatoren in den Medien und die politischen Mitwerber kein gutes Haar an den eigenen Positionen lassen, vielleicht ist dann ein neuer Anlauf zum unmittelbaren Kontakt mit dem enttäuschten Wahlvolk ein Ausweg?

Mit ihrer neuen Smartphone-App stellt die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag jedenfalls seit einigen Tagen ein ausgereiftes und benutzerfreundliches Informations- und Kommunikationsangebot zur Verfügung, das über die vorrangige Verwendung von Smartphone-Anwendungen als Wahlkampfinstrument hinausreicht. Mit ihrer iPhone-App will die FDP-Bundestagsfraktion nach den Worten von Dirk Strittmatter, Referent für Internet und neue Medien in der Pressestelle der Fraktion, „Politik zum Mitnehmen“ verfügbar machen. Man verstehe die neue iPhone-App „bewusst als Ergänzung für diejenigen Nutzer, die sich auch unterwegs schnell und direkt über Aktuelles aus der Fraktion informieren möchten“.

FDP_AppDie App wartet mit zahlreichen, nach unterschiedlichen Politikbereichen wie Wirtschaftspolitik, Bildung, Europa oder Netzpolitik aufbereiteten Stellungnahmen und Informationen sowie themenbezogenen Video-Statements verschiedener Mitglieder der FDP-Bundestagsfraktion auf. Neben einer Übersichtskarte der von FDP-Abgeordneten betreuten Wahlkreise sind die derzeit 93 Parlamentarier mit Kontaktdaten zu ihren Wahlkreisbüros alphabetisch repräsentiert. Die Tweets der beim Kurznachrichtendienst aktiven FDP-Parlamentarier lassen sich verfolgen, und eine Terminübersicht informiert über die aus Sicht der FDP-Fraktion relevanten Sitzungen und Veranstaltungen in der jeweils anstehenden Sitzungswoche. Zwar ließen sich alle genannten Informationen bereits in der Vergangenheit am heimischen Bildschirm zusammentragen. Die neue App solle die verfügbaren Informationen nunmehr „für die mobile Nutzung bündeln“, so Strittmatter weiter. Über die bloße Information der einzelnen Smartphone-Nutzer hinaus hält das FDP-Angebot zudem die Möglichkeit bereit, die einzelnen Beiträge in den verschiedenen sozialen Netzwerken zu teilen. Sämtliche in der App publizierten Inhalte könnten durch „umfangreiche Sharing-Optionen“ über Facebook, Twitter & Co. weiterverbreitet werden; die Nutzer könnten somit mit anderen Nutzern „ins Gespräch kommen“, wie Dirk Strittmatter es ausdrückt.

Diese und ähnliche Apps haben zwar (noch) mit einem Reichweitenproblem zu kämpfen. Immer stärker setzen, das zeigen die vergangen Monate, Kommunikationsexperten in den Parteizentralen und Parlamentsbüros aber auf die Verbreitung ihrer Botschaften mittels mobiler Endgeräte. Die App iSPD machte bereits im Sommer 2009 während des vergangenen Bundestagswahlkampfs den Anfang, die CSU zog in der Zwischenzeit nach; auch die CDU hat für interessierte Dritte ihr Mitgliedermagazin „Union“ als kostenlose Smartphone-Variante aufbereitet und die (Berliner) Grünen bestritten ihren letzten Abgeordnetenhauswahlkampf mittels einer zur Partizipation anregenden App. Für die FDP-Fraktion ist die soeben veröffentlichte App zunächst eine „erste Ausbaustufe“. Es werde, so Dirk Strittmatter gegenüber politik-digital.de, nun zusätzlich an einer Variante für Android-basierte Geräte sowie an einer Version für das iPad gearbeitet.

Was die App der FDP-Fraktion auf kurze Sicht für das Image der drittgrößten Fraktion bringt, ist mehr als fraglich. Die multimediale Aufbereitung politischer Inhalte und das Verfügbarmachen von Kontaktmöglickeiten zu den Fraktionsmitgliedern sind aber gelungen und lassen hoffen, dass auch andere Fraktionen in der Zukunft ähnlich informative Angebote im Internet bereitstellen werden. Bei der App-Programmierung hat die FDP also „geliefert“ – oder um es mit einem in Apples Downloadportal veröffentlichten Nutzerkommentar zu sagen: „Zumindest im AppStore sollte sie die Fünf-Prozent-Hürde nehmen“.