Sie sorgen für Verwirrung in der Öffentlichkeit, sind derzeit überall im Gespräch und wurden zum Anglizismus des Jahres 2016 gewählt. Die Rede ist von: “Fake News”. Spätestens durch den U.S Wahlkampf wurden ihnen eine bedeutende, vielleicht sogar die entscheidende Rolle zugewiesen. Was ist dran an dem Einfluss von Falschmeldungen und was bedeutet das für das Wahljahr 2017 in Deutschland?
Fake-what?
Nicht nur gefälschte Nachrichten und bewusst platzierte Lügen, sondern auch fehlerhafte Aussagen und zugespitzte Nachrichten, die den Webtraffic in die Höhe schnellen lassen sollen, fallen unter den Begriff Fake News. Seit diesem Jahr und vor allem seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, wird in vielen Bereichen über Fake News und deren Relevanz diskutiert. Allerdings sind hier die bewusst platzierten Lügen und Provokationen das Hauptproblem. Die entscheidende Frage dabei: inwiefern lassen sich die Gesellschaft und insbesondere die WählerInnen durch falsche Nachrichten beeinflussen?
Fake News im US-Wahlkampf
Donald Trump wurde am 20. Januar in das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt. Während des Wahlkampfes kam es immer wieder zu Verwirrungen über den Wahrheitsgehalt von Nachrichten. So ging die Nachricht um, Hillary Clinton hätte Waffen an den IS liefern lassen und der Papst würde Donald Trump unterstützen. Auch wurde behauptet, Hillary Clinton würde einen Kinderschänderring betreiben, organisiert in einer Pizzeria. Diese Falschmeldung wurde sehr langsam aufgebaut und nach und nach mit Details ausgeschmückt, sodass sie immer glaubwürdiger erschien und tatsächlich immer mehr Menschen diese Nachricht für eine wahre Begebenheit hielten. Auch wenn die Meldung weiterhin von vielen Seiten angezweifelt wurde, entstand dennoch ein Imageschaden für Hillary Clinton. Aber wurde auch das Wahlergebnis entscheidend durch die Verbreitung solcher bewusst platzierter Falschmeldungen beeinflusst? Fake News lassen sich am besten auf Seiten von Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter platzieren, da sie sich dort erstmal größtenteils ungehindert und unkontrolliert verbreiten und innerhalb kürzester Zeit eine große Anzahl an Menschen erreichen können. Vor allem jüngere Menschen nutzen Soziale Netzwerke als potentielle Informationsquelle für politische Inhalte.
Bundestagswahl 2017 Deutschland
Im Herbst diesen Jahres steht die Bundestagswahl in Deutschland an. Nach der US-Wahl und dem diskutierten Einfluss von Fake News, wird auch in Deutschland immer mehr über eine mögliche manipulative Wirkung diskutiert. Im Wahlkampf wird das Thema unausweichlich sein und so fordert die SPD jetzt schon eine Anti-Fake-News Kampagne, die CDU möchte sogar neue Gesetze. Auch Facebook will die Verbreitung von gefälschten Nachrichten zukünftig stärker überwachen und bekämpfen und wird deswegen zukünftig mit dem journalistischen Portal Correctiv zusammenarbeiten. Nach einem Fachgespräch zum Thema “Social Bots” äußerte sich Ulf-Jost Kossol, stellvertretender Vorsitzender der Fokusgruppe Social Media im Bundesverband der Digitalen Wirtschaft e.V., zum aktuellen politischen Spannungsverhältnis und die Relevanz der Diskussionen rund um Social Bots und Fake News.
Amerikanische Studie relativiert Einfluss auf US-Wahlen
Die Relevanz von Falschmeldungen im Wahlkampf ist unumstritten. Dennoch halten viele den tatsächliche Einfluss auf das Wahlergebnis weiterhin für eher unwahrscheinlich. Das bestätigt eine Studie der Stanford University und der New York University. Dass Fake News für das Wahlergebnis und somit den Sieg Donald Trumps verantwortlich waren, ist den Wissenschaftlern zufolge nicht völlig auszuschließen, dennoch aber sehr unwahrscheinlich. Der Studie zufolge gab es bei der US-Wahl viele Versuche, das Ergebnis mithilfe digitaler Medien zu beeinflussen und Fake News spielte dabei eine geringere Rolle als gedacht. So wurden in Sozialen Netzwerken wie Facebook nur eine kleine Anzahl an NutzerInnen erreicht, von denen wiederum nur rund 50% an den Wahrheitsgehalt dieser Meldungen glaubten. Selbst wenn eine Person diese Falschmeldung sehe, müsse sie also sehr überzeugend wirken. Die Studie kommt zu einem weiteren wichtigen Fazit. Bei einer Umfrage unter 1200 amerikanischen WählerInnen zeigte sich, dass nur 14% Soziale Netzwerke, wie Facebook, als wichtigste Informationsquelle für ihre Wahlentscheidung nutzen. Das zeigt, dass die überwiegende Mehrheit immer noch die klassischen Medienkanäle, wie z.B. Fernsehen oder Radio, für ihre Entscheidungsfindung heranziehen. Soziale Medien spielen demnach eine wichtige, aber dennoch keine dominante Rolle für das Wahlergebnis.
Digitale Kompetenz für den sicheren Umgang mit Medien
Trotzdem: Die Tendenz sich in Sozialen Netzwerken über Politik zu informieren geht nach oben. Einer Studie des österreichischen Instituts für Jugendkulturforschung zufolge, nutzen 59% der Jugendlichen in Österreich zwischen 14 und 18 Jahren als Hauptinformationsquelle Soziale Netzwerke, obwohl sie diese nicht für glaubwürdig halten. Jugendliche sind oft überfordert, sodass 86% der Jugendlichen angeben, bei Inhalten im Internet nicht immer zu wissen, ob eine Meldung wahr ist. Wichtig für Jugendliche ist, sich sicher im Umgang mit Sozialen Netzwerken zu fühlen. Um Ihnen das Erkennen und Beurteilen von Informationen bzw. deren Wahrheitsgehalt beizubringen, startete Österreich nun eine Regierungsoffensive. In dem Programm Schule 4.0 soll das Erlernen einer digitalen Kompetenz ein Hauptbestandteil des Lehrplans werden.
Die Relevanz von Fake News und deren Verbreitung in Sozialen Netzwerken kann nicht mehr geleugnet werden. Zwar ist ihr Einfluss auf das Wahlergebnis der Vereinigten Staaten von Amerika eher unwahrscheinlich, so werden Fake News dennoch in Sachen Wahlkampf eine wichtige Rolle spielen. Die Nutzerzahlen der Soziale Netzwerke steigen stetig und mit ihnen der Trend auch politische Informationen aus diesen zu beziehen. Zeigt die Studie aus Amerika, dass dies noch nicht der Fall ist, verdichten sich die Warnzeichen, dass es in Zukunft immer mehr Verwirrung rund um Nachrichten geben wird. Vor allem bei jüngeren Wählern, die immer mehr Soziale Netzwerke nutzen, ist eine digitale Medienkompetenz für das Beurteilen des Wahrheitsgehalts von Nachrichten essentiell um eine aufkommende Ohnmacht zu verhindern.
Titelbild: by PDPics via pixabay, licensed CC0 Public Domain
Sehr geehrte Redaktion, ist es möglich Kontakt zur Autorin dieses Artikels aufzunehmen ? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen. Mit freundlichen Grüßen, Enzo Skandella