Rückblick auf den Online-Wahlkampf und Rundblick online: Was sich Redaktionsleiter Sebastian Gievert für den 27. September 2009 vorgenommen hat.

 

9 Uhr (ungefähr)

Raritäten sammeln: Vervollständige meine kleine Kollektion von Artikeln, Kommentaren und Interviews über den deutschen Onlinewahlkampf, die nicht das Wort "Obama" enthalten.

10.25 Uhr

Zur Entscheidungsverfestigung ein letztes Mal den Wahl-o-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung durchspielen. Der Automat kann aber gar nichts dafür, dass die Parteien ihn so ernst nehmen, dass sie anders als im Wahlprogramm oder gar nicht antworten.

Gegen 10.30 Uhr

Wählen. Ich geh nämlich hin.

11 Uhr

Mal schauen, ob und wie sich @reichels (der SPD-Onlinecampaigner Sebastian Reichel) und @scholle10719 (Stefan Hennewig von der CDU) bei Twitter beharken und frotzeln. Die besten Linktipps zu Internetaktionen gegen den jeweils anderen gibt es bei Hauser und Kienzle 2.0 auf jeden Fall.

11.45 Uhr

Die billigen Kopien des US-Wahlkampfs, die Epic Fails und miesen, das Volk manipulierenden Abklatsche haben doch mehr Aufsehen erregt und Reichweite erzielt, als die teuren, freundlichen, netten oder lieben und politisch korrekten. Schaue mir die parteiunabhängigen Online-Kampagnen noch einmal an.

12.30 Uhr

Polit-Musikvideos anschauen und den Favoriten küren. Heiße Kandidaten finden sich hier, hier oder hier und hier. Außer Konkurrenz, da vermutlich ironiefrei, laufen diese beiden Songs. 

15 Uhr

Ausgewählte Politiker und Journalisten bekommen ab jetzt die geheimen Exit-Polls. In den nächsten Sekunden müssten sie bei Twitter auftauchen. Bundeswahlleiter Roderich Egeler hat bereits ein ganzes Team auf Internetbeobachtung angesetzt, um im Zweifelsfall Ordnungsgelder zu verhängen.

15.05 Uhr

Eigentlich ein Grund, genau jetzt eine täuschend echte Prognose zu twittern.

15.30 Uhr

Das Bundesradio von Tim Pritlove und Philipp Banse sendet aus seinem Berliner Internet-Wahlstudio und analysiert den Wahlkampf im Hinblick auf netzpolitische Themen. Zum atom and bits Public Wahl Viewing  im Kreuzberger Betahaus auf zwölf Kanälen, mit 18 Videoscreens, 24 Beamern werde ich es aber nicht schaffen.

17.30 Uhr

Die ZDF-Show Wahl im Web mit Markus Kavka und politik-digital.de-Vorstand Christoph Bieber startet. Man kann mitchatten und mittwittern.

17:55 Uhr

Zum ersten Mal heute den Fernseher anschalten. Gegen die Analysen der TV-Kollegen kann auch der schnellste Online-Journalist nicht antickern. Obwohl? Vielleicht drückt ja jemand im Content-Management-System zu früh auf den Button "veröffentlichen". Roderich Egeler schreibt dann bestimmt schon einmal seinen Bußgeldbescheid.

18.05

Hochrechnungszapping mit begleitender O-Ton-Jagd (und kühlem Pils).

20.15 Uhr

Die Berliner Runde startet in ARD und ZDF. Parallel wird bei Twitter kommentiert und diskutiert. Als Hashtag hat sich anscheinend #btw09 durchgesetzt.

23.00 Uhr

Wenn man den Begriff "Nichtwähler" googelt, führt der dritte Treffer zu einer Seite von politik-digital.de. Wahrscheinlich rufen die Fernsehsender deshalb immer bei uns an, wenn sie diese Spezies suchen (O-Ton: "Aber bitte jemand, der unter 30 ist, aus dem Osten kommt und sich gewählt ausdrücken kann"). Konsequenterweise ist mein Kollege Stefan Gehrke daher ab jetzt als Wahl-Experte bei RTL2 on air. Im Vorprogramm laufen "Happy Gilmore – Ein Champ zum verlieben" und "Law and order New York".

Habe ich noch was vergessen oder gibt es noch Tipps? Gerne in den Kommentaren!

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