Die Regierung von Adrian Nastase zeigt großes Interesse daran, seine Serviceleistungen auch im Netz anzubieten. Zum ersten Mal seit dem Fall des Kommunismus 1989 gibt es ein Ministerium, das sich ausdrücklich mit der Entwicklung und Verbreitung von modernen Medien befasst: Das Ministerium für Kommunikations- und Informationstechnologien (MCIT).

Seine Aufgaben beinhalten die Verbreitung des Internet und eCommerce, sowie die Ausarbeitung gesetzlicher Rahmenbedingungen für die Nutzung von digitaler Signatur, Datenbanken, Datentransfers und die Aktivitäten der Internet-Anbieter.

Hauptziel des MCIT ist es, in Rumänien bis 2004 die Grundlagen für eine Informationsgesellschaft zu schaffen. Um dies zu erreichen, konzentriert sich die rumänische Regierung auf die Entwicklung von Internet-Nutzung in den verschiedenen Bereichen wie öffentliche Verwaltung, Kommerz, Bildung und Tourismus.

Derzeit verlinken die Rathäuser aller großen Städte in Rumänien, sowie die Kommunalbehörden auf die Regierungs-Website. Sie sind allerdings nicht interaktiv miteinander verbunden. Das MCIT arbeitet an der Logistik für die öffentliche Verwaltung, um ab 2004 der Öffentlichkeit Zugang zu den Datenbanken zu ermöglichen.

Der elektronische Zugang zu Dokumenten und Informationen, welcher von den Bürgern benötigt wird, ist eine effiziente Alternative zur normalen Bürokratie. Allerdings werden in den kommenden Jahren vor allem die Stadtbewohner davon profitieren, die ja eh schon die technischen Möglichkeiten besitzen, das Internet zu nutzen.

Ein anderes Interessengebiet der rumänischen Regierung ist der Verbesserung des elektronischen Informationsflusses zwischen den Ministerien und den lokalen Behörden.

Am 4. März 2002 eröffnete der rumänische Premierminister das Internet-Programm für öffentlichen Erwerb. Öffentliche Institutionen sollen via Internet ihre Anfragen (Konsumgüter, Maschinen, Serviceleistungen) veröffentlichen, so dass Firmen darauf ihre Angebote machen können.

Diese moderne Alternative zu Aktionen soll dazu dienen, die Korruption innerhalb des Regierungs- und Verwaltungsapparats zu minimieren.

Der wachsende Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen über Gesetze des Landes und statistische Angaben der Bevölkerung wird gesichert, indem öffentliche Internet- und Multimedia-Zentren geschaffen werden – selbst in den ärmsten Regionen Rumäniens.

Die rumänische Regierung plant die Verbreitung von Informationstechnologien auch im Bildungssystem. Bis 2004 soll jede Schule über wenigstens einen Computer mit Internetanschluss verfügen. 500.000 weitere sind für andere Bildungsinstitutionen vorgesehen.

Dieses Programm ist vor allem für die Grundschulen in den ländlichen Gebieten gedacht, wo Internetanschluss immer noch ein großes Problem darstellt. Auch sind die Lehrer oft nicht ausgebildet, um den Schülern Computer und Internet zu erklären. Es besteht daher ein großer Bedarf an technischen Schulungen der Lehrkräfte im Bereich neue Kommunikationsmittel.

In den Städten verhält sich die Situation ein wenig anders, da die meisten Nutzer von Internetquellen Teenager und junge Erwachsene sind (51% von ihnen haben mindestens einmal das Internet benutzt, hauptsächlich von Internetcafes oder von Schulen und Universitäten aus).

Die 17 bis 25jährigen sind die ‚hard users’ des Internet, allerdings sind sie meist auf Vergnügen und Unterhaltung aus. Diese Gruppe vergrößert sich aber zunehmend und weitet sich mehr und mehr auch auf die arbeitende Bevölkerung aus.

Statistiken zufolge ist die Zahl der Internetnutzer in Rumänien von 750.000 im Jahr 2000 auf ca. 1.2 Millionen im letzten Jahr gestiegen. Für das Jahr 2002 wird die Anzahl auf 1.8 Millionen geschätzt. Die Gesamtbevölkerung Rumäniens beläuft sich auf 22 Millionen Einwohner.

Verglichen mit anderen zentral- und osteuropäischen Ländern liegt Rumänien weit abgeschlagen: In Rumänien kommen auf 1000 Einwohner 33, die Internetzugang haben. In der Slowakei sind es 49, in Ungarn 89 und in Tschechien 92.

Eine schlechte Bilanz, die Rumänien aktiv angehen will: Zusammen mit oben genannten Länder und den restlichen Kandidaten der Europäischen Union ist Rumänien Teil des
eEurope+ Programms. Gleich allen anderen europäischen Ministerien, will das Ministerium für Kommunikations- und Informationstechnologien bis 2003 die Einführung der digitalen Signatur veranlassen. Bedenkt man aber die fehlende Infrastruktur und Sicherheitsprobleme, ist es sehr fragwürdig, ob die elektronische Signatur tatsächlich schon nächstes Jahr eingesetzt werden kann.

Bis dato bietet die
Homepage der rumänischen Regierung hauptsächlich Informationen über den Premier Minister and seine Aktivitäten, die Ministerien und Minister, andere Regierungs-Institutionen, sowie über die zentralen und lokalen Verwaltungen.

Außerdem kann man jede Menge Datenbanken durchstöbern: Zum Rechtssystem, zu den von Ministerien veröffentlichten Dokumente, auch Foto- und Videoarchive.

Interaktivität beschränkt sich leider auf den eMail-Kontakt zu den Ministern.

Die demokratische Debatte findet weiterhin im ‚inoffiziellen’ virtuellen Raum statt; auf Online-News-Sites oder den Homepages der politischen Parteien.

Alles in allem kann man sagen, dass sich die rumänische Regierung, trotz der schwachen Infrastruktur, der Notwendigkeit bewusst ist, mit den anderen EU-Ländern mitzuhalten. Wichtig dabei ist, elektronische Dienstleistungen zu entwickeln, einzuführen und den Bürgern zugänglich zu machen.

Erschienen am 07.03.2002