Von B wie Bildung bis W wie Wissenschaft. D wie Deutschland hat seit kurzem eine eigene Internetpräsenz.

Nach einem langwierigen Rechtsstreit und einer ersten Vorstellung auf der EXPO ging
deutschland.de, letzten Dienstag mit etwas Verspätung online. Schon im Sommer hätte die „Visitenkarte Deutschlands“ im Netz abrufbar sein sollen. Doch das Projekt verzögerte sich. Nun gab Bundespräsident Rau die Seite im Schloss Bellevue per Tastendruck zum Surfen frei.

Was braucht Deutschland um seine Visitenkarte online zu setzen? Einen feierlichen Raum im Schloss Bellevue mit kristallenem Lüster, einen Screen, der dem Lüster in Größe nicht nachsteht, einen leicht von der Technik verunsicherten Bundespräsidenten und einen lustigen Jingle, der andeutet, dass nun auch gesurft werden kann. Der Rahmen der Eröffnung scheint zugleich auch Programm zu sein – nicht nur auf der Pressekonferenz, sondern auch auf der Seite selbst treffen Antiquiertes und Modernes aufeinander.


http://www.deutschland.de Deutschland von B bis W

Was wissen Sie wirklich über Deutschland?

Das zur Seite gehörige Promotionsmaterial hat unterschiedliche Antworten auf die Frage, die es sich selbst stellt. „136 Rechtschreibregeln, 11.267 Redewendungen, 115.324 Worte und 1 Portal, das alles sagt“ oder aber „35 TV Sender, 78 Frauenzeitschriften, 475 Tageszeitungen und 1 Portal, das alle informiert“.

Man könnte auch antworten „9 Kategorien von B wie Bildung bis W wie Wissenschaft und ein Portal, das sie verlinkt“. Momentan präsentiert sich deutschland.de nämlich als reine Linksammlung. Die Links werden von einer drei köpfigen Redaktion recherchiert und kommentiert. Mehr als 2000 Links soll das Metaportal insgesamt jedoch nicht bekommen, da die Aufnahme ins Portal als Kennzeichen höchster Qualität und als Auszeichnung angesehen werden soll, so das Betreiberkonsortium ARGE deutschland.de in seinem Informationsmaterial. Da freut sich beispielsweise der
Deutsche Wildgeheverband, der als einer von zwei Links in der Rubrik Freizeitparks zu finden ist. Oder auch der
Bauernverband, der dank der alphabetischen Reihenfolge als Nummer zwei In der Kategorie „Unterkunft“ aufscheint, auf seiner Homepage auf den ersten Blick aber keine Unterkünfte anbietet.

Ein Portal mit Außenwirkung?

Kommentare in fünf Sprachen stellen sicher, dass die Seite auch einem internationalen Publikum zugänglich ist. Eine Textversion stellt sicher, dass die Seite auch für Sehbehinderte gut lesbar ist. Leider ist der Löwenanteil jener Links, auf die das Portal verweist dann doch wieder in deutsch gehalten, was den Nutzen für den Spanier, Engländer, Franzosen und Russen, der auf der Seite muttersprachlich begrüßt wird deutlich schmälert. Interessant auch, dass vorerst noch keine türkische Version der Seite existiert, wenn man bedenkt, dass die türkische Community die größte Minderheit Deutschlands stellt.

Und in Zukunft?

Auf der Pressekonferenz betonte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, diese „virtuelle Visitenkarte“ fordere aktiv dazu auf, „Deutschland anzuschauen und zu erleben“. Sie sei die richtige Antwort auf „die weltweit wachsende Neugier“ an einem modernen und aufgeschlossenen Deutschland. Wie modern und aufgeschlossen sich Deutschland zeigen wird, wenn das Portal auf seine endgültigen 2000 Links angewachsen ist, bleibt noch abzuwarten. Über die Qualität der Seite und der Links soll ein 20 bis 30-köpfiger Beirat wachen, dem unter anderem auch der Sänger Blixa Bargeld und der ehemalige Regierungssprecher Peter Hausmann angehören. Momentan präsentiert sich vor allem die Tourismuskategorie eher angestaubt – deutsche Sommerfrische eben. Aber das Portal ist ja noch nicht fertig, und wie Deutschland verändert sich vielleicht auch
deutschland.de