Das „Digitale Ruhrgebiet“, eines der größten eGovernment Projekte in Europa, geht offiziell an den Start. In Zukunft sollen 5,4 Millionen Menschen virtuell verwaltet werden. Finanzierbar ist das Projekt durch eine Kooperation zwischen öffentlichen Behörden und der Privatwirtschaft.

Am 9. Dezember 2002 erfolgte der offizielle Startschuss für eines der größten eGovernment-Projekte in Europa: der eGovernment-Plattform
„Digitales Ruhrgebiet/NRW“ („d-NRW“). Hier sollen die Weichen für die digitale Unterstützung des Strukturwechsels im Ruhrgebiet gestellt werden.

Ziel sei es, dass sich der Lebensraum von 5,4 Millionen Menschen somit auch auf der virtuellen Ebene zu einer modernen, innovativen und dienstleistungsorientierten Metropolregion entwickelt. Dr. Fritz Behrens, Innenminister des Landes NRW, begrüßt und unterstützt das ambitionierte Kooperationsvorhaben: „Das Digitale Ruhrgebiet/ NRW’ wird nach den Vorstellungen aller Partner zum Motor der Verwaltungsmodernisierung im Ruhrgebiet und darüber hinaus. Die moderne eGovernment-Plattform verspricht interessante Potenziale zur Leistungssteigerung und Kostenminimierung für die Verwaltung, verbunden mit einem maximalen Nutzen für die Kunden. Die Optimierung der Dienstleistungen, der Vorteil für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen sind unser zentrales Ziel.“

Kooperation und Public-Private-Partnership

Es trage bereits heute alle Ansätze in sich, die IT-Wirtschaft neu zu beleben und damit eine der treibenden Kräfte für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region zu werden: Obwohl Bürger und Unternehmen heute umfassende eGovernment-Services von der öffentlichen Verwaltung erwarteten, gestatte es die derzeitige Haushaltslage den Kommunen nicht, die hierfür notwendigen Investitionen allein zu tätigen. Aus diesem Grund hat die
Projekt Ruhr GmbH das Projekt „d-NRW“ ins Leben gerufen. Im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung ist die Gesellschaft mit Unterstützung einer Beratungskommission (aus Vertretern der Kommunen, der Landesressorts, der Wissenschaft und der beiden Arbeitsgemeinschaften für kommunale Datenverarbeitung AKD/IFAKS und KDN) in Verhandlungen mit mehreren Bietergemeinschaften getreten.

„Insgesamt 110 Unternehmen und Organisationen forderten die Vergabeunterlagen an, 21 Bietergemeinschaften reichten im Sommer 2001 einen Teilnahmeantrag ein. Schließlich ist es uns gelungen, mit einer Bietergemeinschaft eine Public Private Partnership-Struktur zu entwickeln, mit der die Gewinnchancen und die ökonomischen Risiken überwiegend von der Privatwirtschaft getragen werden. Die inhaltliche und politische Steuerung liegen bei der öffentlichen Hand“, erläutert Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Projekt Ruhr GmbH. „Das Digitale Ruhrgebiet/NRW’ ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Potenziale, die in der Region liegen, nur durch ernstgemeinte Kooperation entwickelt werden können. Und es ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Gewinnung privater Partner regionale Zusammenarbeit zur Voraussetzung hat. Keine Kommune allein hätte hier eine Chance. Keine ist derzeit in der Lage, in Eigenregie ein derart anspruchsvolles Projekt zu entwickeln, aufzubauen und zu betreiben.“

Die Bietergemeinschaft, bestehend aus der Unternehmensberatung
Cap Gemini Ernst & Young und der
cosinex GmbH, erhielt den Zuschlag für die Konzeption und die Realisierung der Plattform „d-NRW“. Zusammen mit der Projekt Ruhr GmbH, dem Projektpartner
eGS Deutschland GmbH sowie weiteren IT-Firmen verfolgt sie ab sofort einen 3-stufigen Projektaufbau unter Einbeziehung verschiedener Bausteine, wie z.B. das virtuelle Rathaus. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt zunächst auf der Umsetzung eines eGovernment-Moduls, einer Plattform für rechtsverbindliche Interaktionen der Verwaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft. Zu den ersten Services gehören eProcurement und die elektronische Melderegisterauskunft. Aufgabe des Kernsystems ist es, neben einem sicheren und flächendeckenden Zugriff auf eGovernment-Services vor allem eine problemlose Anbindung der unterschiedlichen Fachverfahren, Kassensysteme, individueller Software-Lösungen oder Archivierungsprogramme als eine Gesamtlösung sicherzustellen.


Projektstufen des Portals

Die erste Projektstufe von „d-NRW“ ist gekennzeichnet durch die Grundkonzeption einer IT-Architektur, die Bereitstellung eines eGovernment-Portals sowie die Realisierung von transaktionsorientierten, mehrwertschaffenden eGovernment-Anwendungen . In der zweiten Projektstufe werde die Plattform durch notwendige Querschnittsfunktionen ergänzt (z.B. übergreifende ePayment-, Authentifizierungs-, IT-Security-Lösungen). In der dritten Stufe sollen schließlich zunehmend komplexe, innovative Projekte realisiert werden (z.B. Geodaten-Informationssysteme, Location Based Services, mobile eGovernment-Lösungen). Unter Einbeziehung von Best-Case-Lösungen, wie z.B. das
„Virtuelle Rathaus Hagen“ oder die
digitale Bürgermappe der Stadt Dortmund „DoMap“, die beide beim diesjährigen
Speyerer Qualitätswettbewerbs gewonnen haben, soll somit in den kommenden Jahren eine moderne eGovernment-Plattform errichtet werden.

Ärzte und Krankenhäuser, Einkaufsstraßen und regionale Märkte, Routenplaner und Hotelführer, Universitäten, Vereine, kulturelle Einrichtungen und Verkehrsinformationen sollen in der Zukunft dazugewonnen werden und dann als Partner in der Vernetzung dafür sorgen, dass sich der gesamte Wirtschaftsraum als europäische Schlüsselregion im Internet widerspiegelt. Hanns-Ludwig Brauser meint dazu: „Das Projekt ist unsere große Chance, in gemeinsamer Anstrengung ein wegweisendes Portal zu bauen, das finanziell auf sicheren Füßen steht, das Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen echten Mehrwert bringt und das die öffentlichen Einrichtungen vereint hinter den Strukturwandel und die Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts stellt. “Alle kommunalen Spitzen des Ruhrgebiets, die im Innovationsbeirat der Projekt Ruhr GmbH vertreten sind, haben diesem Projekt zugestimmt. Aber auch Städte außerhalb der Region hätten bereits ihr Interesse an einer Kooperation bekundet und diese teilweise schon beschlossen. Deshalb bliebe das Projekt „offen“, falls weitere Partner sich für eine Mitgliedschaft entscheiden sollten.

Erschienen am 19.12.2002