Think global – act regional! Regionalportale werden immer beliebter und zahlreicher. Neu ist das wissenschaftliche Interesse. Eine Studie untersucht Erfolgfaktoren solcher Portale und führt eine Online-Befragung unter Portalbetreibern durch.
Das Internet als globales Informations- und Kommunikationsmedium wird mittlerweile auch im umfassenden Maße und in vielfältiger Weise für regionale Zwecke eingesetzt. Kommunale Einrichtungen nutzen das Internet u.a. für Verwaltungsdienstleistungen, Wirtschafts- und Regionalförderung sowie für eine effizientere Gestaltung interner Prozesse (E-Government). Unternehmen als kommerzielle Anbieter setzen das Internet vor allem als Präsentations- und Kontaktplattform sowie für geschäftliche Transaktionen ein (eCommerce). Daneben existiert ein breites Informations- und Vermittlungsangebot von Touristik-, Kunst-, Kultur- und Sportinhalten, hinter denen nicht nur Kommunen, sondern auch eine Vielzahl von gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Interessengemeinschaften stehen.
Internetportale zur Bündelung regionaler Angebote
Mit der steigenden Nutzung des Internets durch die verschiedenen Akteure gestaltet sich allerdings auch das Angebot zunehmend unübersichtlicher. Die vielen einzelnen Initiativen stehen vor dem Problem, in den Weiten des globalen Internets ihre lokalen Zielgruppen zu erreichen. Als eine geeignete Lösung haben sich daher lokale und regionale Portale herausgebildet, die solche Angebote bündeln. Ein Wesensmerkmal dieser Portale ist zum einen der geografische Bezug, der im unterschiedlichen Umfang nach administrativen (z.B. Gemeinde, Stadt, Landkreis, Bundesland) oder auch nach anderen Kriterien (z.B. Wirtschaftsraum, Landschaftsgebiet) definiert sein kann. Der Begriff „Regionalportal“ soll in diesem Sinne lediglich eine bestimmte geografische Abgrenzung deutlich machen, deren Grenzen durch regionale Identitäten bestimmt werden.
Heterogene Struktur
Zum anderen sind Regionalportale durch eine heterogene inhaltliche Struktur gekennzeichnet. Die Realisierung eines breiten inhaltlichen Angebots ist selten durch einen Portalbetreiber möglich, vielmehr werden die sehr unterschiedlichen regionale Akteure für ihre eigenen Inhalte selbst verantwortlich sein. Die einfachste und am meisten praktizierte Methode ist eine dezentrale Implementierungen, die auch den Begriff eines Portals rechtfertigt. Das Portal erfüllt dabei im Wesentlichen die Funktion einer Zugangsseite, die auf externe Inhalte verweist.
Kommunale Plattformen als Ausgangspunkt für Regionalportale
In der Praxis stellt ein Portalbetreiber meist auch eigene Inhalte bereit, weshalb die Grenze zu einer sogenannten Plattform, bei der eigene Inhalte dominieren, fließend ist. Die meisten Regionalportale haben ihren Ursprung in solchen thematisch spezialisierten Plattformen, bei denen sich mit der Ausweitung des Inhalts auf fremde Themen und fremde Quellen eine schrittweise Entwicklung zum Regionalportal vollzog. Neben Touristikplattformen waren und sind es vor allem kommunale Plattformen, die ausgehend vom reinen E-Government das Internet zunehmend für die Wahrnehmung ihrer regionale Verantwortung für Wirtschaft, Tourismus und Kultur einsetzen.
Besonderheiten von Regionalportalen
Die inhaltliche Vielfalt eines Regionalportals und das dadurch notwendige Zusammenwirken sehr unterschiedlicher Akteure sowie vorwiegend nicht unmittelbar kommerzielle Zwecke und fehlende Erlösmodelle sind besondere Herausforderungen, denen sich ein erfolgreiches Regionalportal stellen muss. Im Gegensatz zu Verwaltungsportalen oder kommerziellen Marktplätzen, wo Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und auch die Finanzierung im Wesentlichen geregelt sind, müssen in horizontal orientierten Regionalportalen oft individuell geeignete Strategien gefunden werden.
Empirische Untersuchung
Die hohe Dynamik in der Entstehung, die inhaltliche Komplexität und der nichtkommerzielle Charakter von Regionalportalen haben dazu geführt, dass bislang kaum detaillierte Untersuchungen über Erfolgsfaktoren beim Aufbau und Betrieb solcher Portale existieren. In einer umfassenden Studie des Lehrstuhls für Marketing und Innovationsmanagement an der
BTU Cottbus werden deshalb erstmals in umfassender Weise empirische Daten zu dieser Thematik erhoben.
Zielstellung und Inhalt der Untersuchung
Im ersten Teil der Untersuchung wurden die Web-Auftritte von über 600 Regionalportalen erforscht. Die Stichprobe der Regionalportale umfasst die oben definierte Breite und schließt sowohl kommunale Portale auf verschiedenen Ebenen wie auch landschaftlich und touristisch orientierte Portale mit ein. Kriterien der Analyse waren u.a. Aufbau, Struktur und Benutzerführung im Portal sowie das Auftreten und die Realisierung verschiedener inhaltlicher Bereiche, wie z.B. Verwaltungsdienstleistungen, Produkt- und Unternehmenspräsentationen, Touristik und Kunst/Kultur.
Im anschließenden zweiten Untersuchungsteil wird eine Online-Befragung durchgeführt, die sich auf das Adressmaterial der zuvor bewerteten Regionalportale stützt. Gegenstand der Befragung sind die Sichtweisen der jeweiligen Portalbetreiber bezüglich der Gestaltung und der Führung ihres Portals, insbesondere kommunikative Maßnahmen, persönliche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren, die Nutzung von Finanzierungsquellen und das Controlling der Aktivitäten.
Ausblick
Die Online-Befragung wird noch bis Ende des Jahres weitergeführt. Die Befragungsteilnehmer werden durch uns per E-Mail angeschrieben und erhalten einen speziellen Zugangscode für den Online-Fragebogen. Portalbetreiber, die wir bisher noch nicht berücksichtigt haben, die aber Interesse an einer Teilnahme und an der Auswertung haben, können sich gern an uns wenden, um den erforderlichen Zugangscode zu erhalten.
Die Portalstudie wird vom
Lehrstuhl für Marketing und Innovationsmanagement der BTU Cottbus durchgeführt. Dipl.-Wirt.-Ing. Matthias Koch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls.