Mobile Alleskönner

Das „Amt der Zukunft“ soll zwanzig Zentimeter im Durchmesser messen und sich bequem unter den Arm klemmen lassen. Warteräume, Abreißzettel, und Kassenschalter wären Vergangenheit. Der Bürger mache sich nicht länger auf den Weg, sondern die Behörde kommt zu ihm. Was sich anhört wie eine ferne Vision, soll in Berlin schon bald Realität werden: das mobile Bürgeramt. Die zentrale Rolle spielt das Endgerät, „ein mobiler Alleskönner“, der nicht nur alle relevanten Informationen zuverlässig abrufen und anzeigen, sondern auch drucken, Dokumente einlesen, Signaturkarten überprüfen sowie Gebühren, etwa per EC-Karte, einziehen können. „Das Vorhaben ist revolutionär“, heißt es auf der Seite von
Projekt Zukunft der Stadt Berlin. Geplant ist, dass die Sachbearbeiter der Bürgerämter mit ihren mobilen Endgeräten Verwaltungsangelegenheiten direkt beim Bürger erledigen können. An Orten wie Krankenhäusern, Seniorenheimen, Schulen und Kindertagesstätten würden davon insbesondere die Bevölkerungsgruppen profitieren, für die der Gang zum Amt zu weit oder der Weg über das Internet nicht möglich ist. Geplant ist, dass die mobilen Bürgerdienste alle Behördengänge zu Wohngeld, Familien- und Jugendangelegenheiten, Ausländerangelegenheiten, Sozialleistungen, Pass- und Personalausweisangelegenheiten oder Fundsachen umfassen sollen. Das vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Wettbewerbes
“MobilMedia” geförderten Projekt Bürgerdienste der Berliner Senatsverwaltung für Inneres trage die Anforderungen der Bürgerämter an die Entwickler des „Alleskönners“ heran. Geplant ist es, dass die Dienste ab 2004 stadtweit abrufbar sind. Davor sollen sie in den Bezirken Pankow und Spandau erprobt werden.

Seit einem halben Jahr arbeitet das Berliner Softwarehaus
IVU Traffic Technologies AG gemeinsam mit dem
Heinrich-Hertz-Institut an dem Vorhaben. Nach ersten Besuchen der Bürgerämter, einer Analyse der Anforderungen und detaillierter Datenerhebung haben die Entwicklungsteams ihre Arbeit aufgenommen. Institut und Unternehmen haben eine erste Demo-Version des mobilen Start-Infosystems über Wireless-LAN fertiggestellt. Am 10. Dezember wurde der Kooperationsvertrag zwischen den Partnern Heinrich-Hertz-Institut, der IVU Traffic Technologies AG und der Senatsverwaltung für Inneres geschlossen. Als Förderung erhält das Land Berlin bis 2004 760.000 Euro vom Bundeswirtschaftsministerium.

Kooperation zwischen Berlin und Bremen

Auch das Bundesland Bremen schließt sich dem Projekt an und hat die IVU Traffic Technologies AG beauftragt, das Informationssystem für Bürgerämter auf die neuen lokalen Dienstleistungszentren Bremens zu installieren. Grundlage für den Auftrag ist das Verwaltungsabkommen der Länder Berlin und Bremen über die Zusammenarbeit im E-Government. Auf der Basis dieser Vereinbarung macht das Land Berlin den Einsatz der IT-Lösung für die Berliner Ämter auch in den Bremer lokalen Dienstleistungszentren möglich und liefert die organisatorischen Grundlagen und Fachinhalte. Die IVU ist für die Realisierung des Systems zuständig. Weitere Projektpartner sind die
IKV++ Technologies AG und die
PSI AG.

Erschienen am 16.1.2003