Das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter gilt auch für die großen Internetprojekte in Bund und Ländern. Die wenigen Fortschritte zeigt eine Untersuchung des Portals „BundOnline 2005“.



Um Missverständnissen vorzubeugen: es geht bei Gender Mainstreaming nicht um Feminismus und Emanzen, sondern um die Einsicht, dass politische Entscheidungen unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschlechter und Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen (alt oder jung, mit oder ohne Kinder etc.) haben, die es zu berücksichtigen gilt. Die Gleichstellung der Frau ist ein Unterziel, das sich die Politik schon früher gesetzt hat. Dem Konzept des Gender Mainstreaming liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es keine geschlechtsneutrale Politik gibt. So sind spezifische Männerbedürfnisse ebenfalls einbezogen. Frauen- und Gleichstellungspolitik sind hier nur Maßnahmen der Strategie.

In diesem Zusammenhang haben Prof. Gabriele Winker und Ricarda Drüeke von der TU-Hamburg-Harburg im Auftrag des Vereins „
Frauen geben Technik neue Impulse“ das
Gutachten „Gender Mainstreaming im Bundesportal BundOnline 2005“ verfasst. Seit der Ratifizierung des Amsterdamer Vertrags 1999 ist Gender Mainstreaming offizielle Regierungspolitik. Zu diesem Zeitpunkt entstanden auch die ersten E-Government-Projekte. Doch im Netz merkt man davon nicht viel.

Das zusammenfassende Urteil der Studie: „Insgesamt erhält man den Eindruck, dass auf den Seiten des Bundesportals überproportional viel über das Konzept des Gender Mainstreaming informiert wird, aber die Umsetzung dieses Konzeptes […] noch nicht weit vorangeschritten ist“. „Persönlich finde ich es schade, dass bei einer neuen Technologie die Chance vertan wird, Frauen von vorne herein gleichberechtigt zu beteiligen“, sagt Gabriele Winker im Gespräch mit politik-digital.de. „Bei der Realisierung des Bundesportals werden frauenpolitische Fragestellungen vollständig ausgeklammert. Gleichzeitig führt Geschlechtsblindheit in beinahe allen Themenbereichen zu einseitigen Wahrnehmungen und zur Umsetzung männlicher Sichtweisen“. Als besonderes Negativbeispiel führt die Studie das Thema „Kinderbetreuung“ an, zu dem keine Informationen für Eltern zu finden sind.

Zentrale Empfehlung des Gutachtens für einen Ausbau von „BundOnline2005“ ist die direkte Zielgruppenansprache anstelle der jetzigen Anbieterorientierung. Eine hochwertige Suche nach Gruppen und/oder Lebenslagen wären der zweite Schritt. Angebote, die den verschiedensten Interessen und Belangen von Frauen und Männern gerecht werden der Dritte. Der Schwerpunkt sollte von der Bereitstellung von Information auf Beteiligungs- und Kommunikationsmöglich-keiten verlagert werden. Die Verbesserung der Qualität der E-Government-Angebote verlangt nach Winker zudem eine regelmäßige Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Foren und Workshops zu deren Weiterentwicklung. Zudem sollten „GenderexpertInnen bei der Planung und Entwicklung von öffentlichen Internetportalen einbezogen werden.“