Nach dem Einzug in das neue Kanzleramt und dem Umzug ins neue Haus in Hannover ist der Bundeskanzler nun auch
im Netz aus dem swimming-pool ausgezogen.

Andere haben auf der CeBIT bereits die Neugestaltung bekannter japanischer Produkte gefeiert. Nun also auch der Bundeskanzler. Allerdings läßt der Kanzler nicht nur in einem
Newsletter seines Wochenprogramms von sich hören. Online stellt er sich auch den
Fragen seiner Besucher, und wem das noch nicht genug an Kontaktmöglichkeit ist, der kann dem Kanzler auch direkt eine
Mail schicken. Wer die Mail dann tatsächlich beantwortet und ob die Beantwortung in der selben Qualität und Geschwindigkeit wie der Rest der Seite funktioniert, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden.

Fragen wie diese sollte eigentlich der Portier der virtuellen Kanzlerhütte, der Bundes-IT-Adler
Findulin beantworten können. Leider verwies auch er bei dieser Frage auf das E-Mail-Angebot selbst. Ansonsten aber ist der blaue Adler mit einem gewinnenden Lächeln und großer Hilfsbereitschaft ausgestattet. Schade nur, dass er wohl wenig zu tun bekommen wird, denn Hilfe ist kaum nötig, um sich auf der Seite zurecht zu finden. Die Seite ist klar gegliedert und die Navigation ziemlich unkompliziert gehalten, auch wenn sie noch nicht ganz fehlerfrei funktioniert. So weist beispielsweise die Verlinkung im Fotoalbum des Kanzlers noch Fehler auf.

Neben der interaktiven Rubrik bietet die Seite unter dem Stichwort
“Amt und Verfassung” Informationen zu den allgemeinen Aufgaben eines Bundeskanzlers. Durch eine Ahnengalerie bisheriger Bundeskanzler oder aber durch eine Geschichte voller historischer Momente kann der Besucher in der
“Kanzler Galerie” flanieren und anschließend des Kanzlers
Fotoalbum nach Momentaufnahmen der letzten Monate durchblättern.

Etwas textlastiger fällt dagegen die Rubrik
“Kanzler Politik” aus, in der Schwerpunkte des Bundeskanzlers dargestellt werden sollen. Über deren praktische Umsetzung informiert die Seite
“Kanzler News”.

Neben den Inhalten, die durch die Internet-Redaktion des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung täglich aktualisiert werden, meldet sich der Kanzler auch selbst zu Wort, mit dem
“Kanzler Brief”. Ob er überhaupt Zeit hat, sich um seine Emails zu kümmern und Kanzler-Briefe zu verfassen, verrät die Info-Seite über den Arbeitstag des Kanzlers. Wie weit der Niedersachse rumkommt, kann auch nachgelesen werden, und sogar die Informationen zu seinen Fluggeräten wurde nicht ausgelassen. Die obligatorische Biografie findet sich ebenfalls unter dem Stichwort
“Kanzler”.

Vorbildlich auf bundeskanzler.de ist die Rubrik
“Kanzler für Kids”. Unter der Überschrift “Liebesbriefe an ein Land” wird beispielsweise als Teil einer
Regierungsfibel erklärt, dass die Grundrechte aufgrund ihrer Bedeutung “in den allerersten Sätzen” stehen und “daher so kurz und so knapp wie bei einer SMS” sind. Inwiefern hier der Einfluss der Kanzlergattin gewirkt hat, ließ sich unter dem Stichwort Koalition leider nicht ausmachen. Findulin fiel auf diese Frage neben allerlei Biografischem ein: “Ach ja: Sie ist mit Gerhard Schröder verheiratet.” Ein Kanzler hat Minister und Ministerien, auch das lernt man in der Spiel & Spaß-Ecke. Bei einer Partie
Memory können auch Größere noch versuchen, sich alle 14 Ministerien einzuprägen. Der
Minister Klick präsentiert stückweise die Mitglieder des Kabinetts und fördert nebenbei noch die Erkenntnis, dass sich Wirtschaftsminister Müller und Verbraucherministerin Künast zumindest im oberen Sechstel ihres Kopfes erstaunlich ähnlich sehen.

Ob Kind oder nicht, es gibt eine Menge zu erkunden und zu lernen auf bundeskanzler.de. Auch wenn sich die Seite auf den ersten Blick nicht von Optik und Sachlichkeit anderer Bundesseiten abhebt; das Angebot ist gut strukturiert und bietet dem Besucher praktische Informationen. Für die Zukunft des Angebotes stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Ob Findulin gegebenenfalls auch eine Lederhose passt.

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