„Jeder Fehlschlag bringt Dich weiter!“ So bilanziert Web-2.0-Experte Sebastian Deterding seinen Versuch, zusammen mit öffentlichen Stellen ein interaktives Jugendportal zu erstellen. Auf einer Veranstaltung von politik-digital.de berichtet Deterding, warum das Projekt Du-machst.de schnell zur Geisterseite mutierte – und was man daraus lernen sollte.



„In gewisser Weise ist es ein Kampf der Kulturen,“ bringt Deterding die wesentlichen Probleme in der Entstehungsgeschichte des inzwischen beendeten Jugendportals Du-machst.de auf den Punkt. Auf der von mysociety.org, e-politik.de und politik-digital.de veranstalteten E-Partizipations-Konferenz "BerlinInOctober" beleuchtete Deterding dabei auch die Rolle der öffentlichen Hand.

Die Welt der Behörden und die des Internets prallten in zu vielen Angelegenheiten aufeinander, so der Web-Experte. Laut seiner Einschätzung hatten die beteiligten öffentlichen Stellen zwar versucht, mit einem coolen Design junge Menschen auf ihre Seite zu locken . (Update 22.12.2009:) Außerdem gab es Geld zur Unterstützung kleiner Projekte. Eine Plattform zum Diskutieren und Austauschen anzubieten, war den Regierungsvertretern aber zunächst zu heikel.

Angst vor den neuen Möglichkeiten

Was auf einem Behördenportal online geht und worüber diskutiert wird, möchten die Seitenbetreiber gerne selber bestimmen – so Deterding. Zu groß sei die Angst vor Radikalen, die mit Schimpfwörtern und Hetztiraden die Foren verschmutzen. Und zu groß sei die Angst, die Kontrolle aus der Hand zu geben. „Eine Ansage, die ich persönlich bekommen habe, war: Kein Userbeitrag geht ohne meine Autorisierung online,“ berichtet Deterding aus seiner Erfahrung. (Update 22.12.2009:)
Es habe in der Planung der Seite viele interne Diskussionen benötigt, damit Nutzerbeiträge direkt online gehen konnten.

Die Konzeption des Jugendportals Du-machst.de begann 2006 als Gemeinschaftsprojekt des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, der Bundeszentrale für Politische Bildung und des Deutschen Bundesjugendrings. Das Portal






sollte über soziales Engagement berichten und jungen, politisch engagierten Menschen Hilfestellung bei der Realisierung eigener Projekte geben. Lebhafte Userbeteiligung war in dieser Konzeption eine grundlegende Voraussetzung.

Ängste ansprechen

Aber der Web-2.0-Experte hat auch konkrete Lehren aus dem Projekt mitgenommen. „Diesen Ängsten sollte man von Anfang an offen begegnen, sie ansprechen und Lösungsansätze bieten.“ Generell scheine das Problem zu bestehen, dass die Auftraggeber falsche Vorstellungen von dem Prozess des Webdesigns haben.

So seien laut Deterding viele Entscheidungsträger mit einer Print-Mentalität an die Konzeption herangetreten. Das Screendesign war mit einem Foto gleichgestellt worden. Wenn es gut aussieht, solle man es sofort online setzen – ohne Beta-Phase, ohne Techniktests.

Für zukünftige Projekte rät Deterding, dem Auftraggeber jeden Schritt visuell zu erläutern. Einen Berater zu haben, der mit der Behörde kommuniziert und auch mal als Dämpfer zwischen Auftraggeber und Dienstleister handelt, sei unerlässlich. Genauso wie herauszufinden, was der Auftraggeber denn eigentlich genau mit der Seite bezwecke.

Darin sieht Deterding die Ursache für das Scheitern seines Projekts. Während er eine Diskussionsplattform für Jugendliche erstellen wollte, sei den Auftraggebern eine medienwirksame digitale Visitenkarte wichtiger gewesen.

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