Das Ausmaß der Digitalisierung an meiner Schule lässt zu wünschen übrig. Unsere Computer sind um die zehn Jahre alt, und es werden Dinge erwartet, die man nicht erwarten sollte. Aber was kann dagegen getan werden?
Ich bin 14 Jahre alt und gehe mittlerweile seit neuneinhalb Jahren in die Schule. Seit ich klein bin, habe ich mit Medien zu tun. Meinen Eltern war es sehr wichtig, dass ich mich damit beschäftige. Doch in Kindergarten und Schule war es schwierig. Im Kindergarten gingen wir gar nicht mit Medien um. In der Grundschule gab es eine Computer-AG, in der wir mit Paint gemalt haben. Ab der 5. Klasse hatten wir ein Smartboard im Klassenraum, mit dem die LehrerInnen nicht umgehen konnten. Das war alles. Auf dem Gymnasium wurde es besser, jedoch nicht sehr. In der 7. Klasse hatte ich für ein halbes Jahr einen „Informationstechnischen Grundkurs“ (kurz ITG), in dem wir ein wenig über Word und Excel lernten.
Fehlendes Wissen und unrealistische Erwartungen
Mir wurde niemals beigebracht, wie ich eine Powerpoint-Präsentation erstelle oder ein Dokument auf einen Stick lade. Ab einem bestimmten Punkt wurde einfach erwartet, dass wir es können. Wenn nicht, wurde gesagt, dass wir das können müssten. Wir bräuchten solche digitalen Präsentationen für unsere MSA Prüfungen (Mittlerer Schulabschluss), das sei sehr wichtig. Und auch später im Berufsleben. Aber wenn uns keiner sagt, wie man es macht, kann man es dann für selbstverständlich halten?
Nein, denn das Problem ist, dass ein großer Teil der LehrerInnen zu wenig weiß. Doch nicht nur die LehrerInnen auch viele SchülerInnen haben keine Ahnung, wie sie mit Technik richtig umgehen. In unserem Computerraum stehen Computer, die um die zehn Jahre alt sind. Kein/e SchülerIn kann mit diesen Computern richtig lernen. Es ist wie mit alten, kaputten Schulbüchern. Wenn die Seiten fehlen oder nicht mehr lesbar sind, kann man nichts lernen. Der Unterschied ist nur, unsere Bücher werden ersetzt, die Computer nicht. Um ein (aktuelles) Beispiel für die Situation an meiner Schule zu nennen: Es gibt SchülerInnen, die wissen nicht, wie sie eine Präsentation auf ihrem Mac in ein PDF umwandeln, doch wenn sie das dann nicht hinkriegen, bekommen sie Ärger von den LehrerInnen, weil diese die Präsentation auf ihren Computern nicht abspielen können. Das Hauptproblem besteht darin, dass die LehrerInnen etwas für sie selbstverständliches erwarten, was ihnen eine Vielzahl der SchülerInnen nicht bieten kann, weil es eben nicht selbstverständlich ist.
Doch nicht alle LehrerInnen sind so. Es gibt ein paar wenige, die mit digitalen Lernangeboten den Unterricht gestalten und sich besser auskennen. Auch unsere SchülersprecherInnen setzen sich schon seit längerem für mehr Digitalisierung ein. Aber was kann man tun, damit sich die Situation verbessert?
Die Situation verbessern – aber wie?
Mein Vorschlag wäre: Bei null anfangen, und vor allem: langsam anfangen. Erstmal über Digitalisierung an Schulen reden und vor allem diskutieren. Warum sind das Thema und insbesondere eine kritische Diskussion darüber so wichtig? Denn es steht fest, dass Schule in nicht allzu ferner Zukunft auf digitalem Lernen basieren wird. Wir können uns nicht ewig weigern, damit umzugehen. Aber gleichzeitig ist es unmöglich, von einem Tag auf den anderen eine Schule zu digitalisieren.
Anstatt von jeder/m zu erwarten, sich perfekt mit Technik und Computern auszukennen, sollte man zuerst davon ausgehen, dass keine/r irgendetwas kann. Nur weil wir in einer digitalen Welt leben, heißt das nicht, dass jeder damit zurechtkommt. LehrerInnen und SchülerInnen würden sich auf Augenhöhe begegnen, was wiederum die Kommunikation zwischen beiden verstärken könnte. Daher halte ich Schul- und KlassensprecherInnen gerade bei der Digitalisierung unserer Schule für sehr wichtig. Denn sie sind dazu da, die Interessen und Wünsche von SchülerInnen an LehrerInnen zu vermitteln.
Als zweiten Schritt würde ich es für eine gute Idee halten, sich andere Schulen anzusehen. Wie machen die es? Womit haben sie angefangen? Was waren ihre Ideen, können wir sie an unserer Schule umsetzen, und wenn ja wie? Das könnte uns helfen zu sehen, was umsetzbar und realistisch ist. Ebenfalls gut wäre es, sich Hilfe bei Organisationen und Vereinen zu suchen, die Schulen dabei unterstützen, sich zu digitalisieren.
Bis zur vollständigen Digitalisierung meiner Schule wird viel Zeit vergehen. Es werden sich Probleme auftun, aber auch Lösungen finden. Doch letztendlich ist das Wichtigste die Kommunikation und dass jeder überzeugt ist. Denn kein Projekt ist schaffbar, wenn nicht alle Beteiligten mitmachen. Wir müssen anfangen zu reden und verstehen, dass eine digitale Schule im Jahr 2018 noch nicht selbstverständlich ist.
Titelbild: Buch – Verstaubt – Vergessen by Monsterkoi via pixabay, CC0, edited
Du hast etwas sehr interessantes angesprochen und ich stimme dir zu, Schulen müssen besser ausgestattet werden und ihren Schülern mehr und effizienter Medien und Technik näher bringen. Ich bin erstaunt das ihr in ITG nicht PowerPointPräsentationen gemacht habt weil dies neben Programmier-/Computersprache unser Haupthema war.
Eine Sache die man zudem beachten muss, ist das viele Schulen nicht die Mittel zur Digitalisierung haben, kein WLAN, finanzielle Probleme und Lehrer die nicht für diese Thematik ausgebildet sind, stellen Probleme da, welche wir erst mal lösen müssen.
Ich denke prinzipiell ist Digitalisierung eine gute und wichtige Sache, jedoch müssen wir klein Anfangen und nicht durch die Tür ins Zimmer fallen und fordern das alle Schulen sich jetzt umbedinngt Digitalisieren müssen. Kommunikation ist ein wichter Bestandteil daran wie du schon erwähnt hast und ich hoffe unsere Schule wird zeiting mit dieser Discussion anfangen und unseren Schülern damit einen wichtigen Wegbegleiter fürs leben liefern. Schließlich funktioniert im 21. jhd. nichts mehr ohne Technik.
Hallo Noomi,
du hast einen sehr interessanten und reflektierten Bericht geschrieben. Du hast natürlich recht, dass in Bezug auf die Digitalisierung noch viel viel mehr an unseren Schulen passieren muss!
Dennoch bin ich auch immer wieder leicht enttäuscht, wenn ich Meinungen wie deine höre. Mir fehlt etwas die Überlegung, was ihr in eurer Situation selbst tun könnt. Word, Excel und PowerPoint sind keine “Raketenforschung”, wie man so schön sagt. Es ist überhaupt nicht schwer, sich das selbst beizubringen. Etwa indem man sich einfach ausprobiert, ein Buch dazu liest (das muss noch nicht mal gut sein), oder im Internet recherchiert.
Glaub mir, keinem deiner Lehrer, die heute älter sind als – ich sage mal 35 Jahre – wurde das alles jemals “beigebracht” – weder denen, die heute nicht mit Computern umgehen können, noch denen, die darin richtig fit sind. Diese Generation – zu der ich mich auch zähle – hat sich das alles selber beigebracht. Beibringen müssen, es gab damals nicht mal in Ansätzen die Überlegung, das müsse die Schule erledigen.
Daher meine Enttäuschung. Als ich in deinem Alter war, hatte nur ein sehr sehr kleiner Teil der Jungendlichen Zugang zu Computern, und noch weniger davon hatten überhaupt Möglichkeiten, den Umgang damit zu “lernen” – aber trotzdem wir waren damals sehr sehr viel “fitter” im Umgang damit als die heutige Jugend, so habe ich manchmal das Gefühl. Und das, obwohl eure Möglichkeiten, euch Wissen zu beschaffen, fast unendlich sind.
Werdet also selbst aktiv! Fangt an, euch selbst mit der digitalen Technik auseinanderzusetzen, vor allem dann, wenn ihr das Gefühl habt, euch hilft sowieso niemand. Ihr werdet merken, ihr kriegt das hin!
Und wenn dann doch die digitale Welt Einzug an eurer Schule hält, dann könnt ihr die Zeit, die sonst für stupides Lernen von Anwendungsprogrammen draufgegangen wäre, für wesentlich spannendere Dinge nutzen: Programmierung, Diskussionen über Digitalsierung und vieles mehr!
Alles Gute dafür!
Florian, dass die Schüler sich das u.U. selbst beibringen können ist Noomi nicht nur bewusst, sie schreibt doch sehr deutlich dass das sogar von ihnen erwartet wird.
Und ob solche Themen “Raketenforschung” sind kannst du auch nicht pauschal sagen, da das sehr stark davon abhängt welche Möglichkeiten vom Elternhaus oder von der Schule geboten werden. Und grade bei Dingen die von jedem gleichermassen erfordert werden stehen Schulen in der Pflicht, denn Heimschule ist in Deutschland nicht ohne Grund ein extremer Sonderfall.
Und wenn die Schule bestimmte Sachen nicht anbieten kann muss das entweder höher angesprochen werden um die Schulmittel zu erweitern, oder die Lehrer ihre Erwartungen zurückschrauben um alle gleich zu behandeln.
Noomi, für dich vielleicht nützliche Info aus meiner Schulzeit: Bin in Stralsund 2001 von meinem Gymnasium abgegangen. Lehrer haben Arbeiten nur auf Papier angenommen. Die Schule hatte aber einen “Informatik”-Pflichtkurs der grade am Anfang auch Basis-Computer-Nutzung beinhaltete, ähnlich wie man es heutzutage auch in “Computer für Senioren”-Kursen sieht. Meiner Meinung nach traurig wenn sowas Simples in der Zwischenzeit verlorengegangen ist.
Danke für diesen reflektierten Artikel! Was mir zum Thema “selbst ausprobieren” einfällt, ist der Fakt, dass nicht in allen Familien solche Medien zur Verfügung stehen, um spielerisch selbst zu lernen. Bildungsferne, ökonomisch Schwächere, medienferne Familien und/oder Haushalte werden somit weiter vernachlässigt. Und die autodidaktischen Lehrkräfte bringen oft genug auch Vorbehalte gegen Medien in die Schule mit, die nicht zwingend rational begründet sein müssen. Das schafft eine andere Stimmung im Klassenzimmer, wenn es um Medien geht. Offen darüber reden, nichts voraussetzen und spielerische Freude wird es brauchen, und Geräte in der Schule, die mit der Lebensrealität der Gegenwart was zu tun haben und nicht aus dem Computer-Museum sind. Da stimme ich der Autorin zu!
Eben habe ich mich für das Meetup “Eigenmotiviertes Lernen” angemeldet und freue mich auf dein Referat.