Am 08.02.2016 wurde das Digital Society Institute in Berlin offiziell eröffnet. Ziel des Instituts ist es die Prozesse der Digitalisierung zu erforschen und Strategien für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu entwickeln. Auch die deutsche Bundesregierung plant mit der Digitalen Agenda ein solches Institut.
Allianz, BASF und Ernst&Young als Unterstützer
Nach dem von Google unterstütztem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (Gründung 2011) haben nun mit Allianz, BASF und E&Y drei weitere große Unternehmen ein Institut zur Erforschung der Digitalisierung gegründet. Das an der European School of Management and Technology (ESMT) angedockte Institut wird sich in seiner Recherche auf drei große Schwerpunkte konzentrieren: In einem ersten Schritt sollen der Wertewandel und die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft erforscht und Strategien entwickelt werden, wie diesen begegnet werden kann („strategische Gesellschaft“). In einem zweiten Schritt sollen Probleme quantifiziert werden, um so die im ersten Schritt entwickelten Strategien zu bewerten und effiziente Lösungen zu finden („Risiken und Lösungen“). Als letzter Schritt folgen Innovation und Regulierungskonzepte, letztere vor allem auf EU-Ebene.
Geleitet wird das Digital Society Institute von Sandro Gaycken, bekannt durch zahlreiche Bücher zum Thema Cybersecurity. Gaycken arbeitete unter anderem als Direktor für strategische Cyberverteidigungsprojekte bei der NATO und als Mitglied der Benchmarking Gruppe „Industrie 4.0“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Am Abend der Eröffnung sagte Gaycken, die Idee für ein solches Institut sei ihm vor knapp eineinhalb Jahren gekommen, Unterstützung habe er vor allem bei dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger gefunden.
Den größten Vorteil des privatwirtschaftlichen Instituts gegenüber staatlich finanzierten Instituten sieht Gaycken darin, dass die Forschung nicht an staatliche Vorgaben zu Gehältern und ähnlichem gebunden sein wird, so würde das Institut auch als Arbeitgeber interessanter. Neben Vertretern von Allianz, BASF und E&Y sitzen auch die parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) und der Leiter des Planungsstabs Auswärtiges Amt Dr. Thomas Bagger im Beirat des Instituts.
Pläne der Bundesregierung
Während das Digital Society Institute in sehr kurzer Zeit aufgebaut wurde, scheint die Planung des staatlichen Instituts eher langsam voranzugehen. Nach dem Beschluss der Digitalen Agenda 2014 sollte ein„öffentlich finanziertes Forschungsinstitut (mit) einem interdisziplinären Ansatz“ gegründet werden. Im September 2015 gab das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Startschuss für das Deutsche Internet Institut bekannt, die Forschungslandschaft wurde aufgefordert Projektskizzen einzureichen. Das Institut soll mit einem interdisziplinären Ansatz die Prozesse und Entwicklungen rund um die Digitalisierung erforschen. Besondere Schwerpunkte sollen dabei laut Ausschreibung auf den Bereichen Bürgerrechten (Zugang, Privatheit, Selbstbestimmung), Rolle des Staates (Regulierung und rechtliche Fragen), Innovation und Bildung liegen. Neben diesen Schwerpunkten sollen auch die Möglichkeiten, die die Digitalisierung für die Demokratie eröffnet erforscht werden, insbesondere wie Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement gefördert werden können.
Bis 2020 stehen für die Gründung des Instituts 50 Millionen Euro zur Verfügung, im Vergleich dazu: Google unterstützte, als damaliger Hauptsponsor, das Humboldt- Institut mit rund 4,5 Millionen Euro. Die European School of Management, der das Digital Society Institute angegliedert ist, hat sich zu Details der Finanzierung und die Höhe der Beiträge, die die Unternehmen leisten, nicht geäußert.
Wie sich bis 2020 die Digitalisierung und auch die Forschung weiterentwickeln werden, bleibt abzuwarten, ebenso, welche Rolle das dann startende staatliche Institut neben den etablierten Instituten einnehmen wird.
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Dies ist ein wichtiger und richtiger Schritt und eine gute Entwicklung für die ESMT Aber wo ist die Spitze der deutschen IT Industrie mit Unternehmen wie z.B. SAP?
Der von dem DSI Direktor Sandro Gaycken in der FAZ vom 29.11.2016 unter der Rubrik “Fremde Federn” veröffentlichte Text ist eine hervorragende Bewerbung für eine möglicherweise uns bald ins Haus stehende (pseudo)staatliche Zensurbehörde. Gewiß tummeln sich in den sozialen Netzen irre, verückte, abwegige und tumbe Meinungen und Behuaptungen. Aber das muss eine wahrhafte Demokratie, die das hohe Gut “freedom of expression” hochhält – im Rahmen der Strafgesetze – aushalten und auf das kritsche Urteil des mündigen Bürgers bauen können (Gerade das wird durch korrekte, politisch vorgekaute Nahrung unterlaufen!)
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Was Herr Gayken da von sich gibt, ist das ideologische Gerüst eines totalitären Denkens, dessen politische Kinderstube Saint Just und seine Gesellen der poltisch pervertierten Französichen Revolution sind. Wenn nur noch die “politisch korrekte Bildung” gilt und darüber noch ein Zertifikatzu zu erstellen ist, haben wir, strukturell gesehen, schnell Verhältnisse wie im “Dritten Reich” mit seiner staatstragenden völkischen Ideologie oder den politisch ausschließlich zutreffenden Klassenstandpunkt der DDR. Meinungsvielfalt und Streit sind dann dahin. Dafür Friedhofsruhe der Mächtigen.
Gerade wenn man vieles in der Welt erlebt und gesehen und den Weg unserer Republik seit Jahrzehnten engagiert verfolgt hat, kriegt man beim Lesen eines solchen Textes schlicht Gänsehaut. Anstelle sich um das verloren gegange hohe Gut einer wahrhaft demokratischen Streitkultur (eingetauscht gegen eine politische Diffamierungskultur regelmäßig bar argumentativer Grundlage), wird hier einem Vorgehen das Wort geredet, wo die Vorlagen dafür in autokratisch-totalitären Regimen zu finden sind (z.B.China und jüngst Türkei). Ich hoffe, das BVerfGe wird einer solchen Entwicklung bei uns einen wirksamen Riegel vorschieben.