Die Menschenkette "KETTENreAKTION" im April und die Anti-Atom-Demo im September diesen Jahres waren große Medienereignisse der Anti-Kernkraft-Bewegung. Zehntausende Protestler gingen auf die Straßen. Viele dieser Kampagnen werden mittlerweile über das Internet organisiert. Wie vernetzen sich die einzelnen Organisationen untereinander? Oder sind sie alleine stärker? politik-digital.de hat sich das Netzverhalten der Atom-Gegner angeschaut.

Für den neuesten Wirbel im Atom-Kampf sorgte eine Anzeige der Online-Bürgerbewegung Avaaz.org im Magazin "Der Spiegel" vom 27. September, in der Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert wird, sich zwischen erneuerbaren Energien oder der Atomlobby zu entscheiden. Über 5000 Deutsche folgten dem Aufruf der weltweit größten Internetbewegung und ermöglichten mit ihrer Spende die Spiegel-Anzeige.  

Avaaz-Anzeige

Trotz der hohen Anzahl von Atomkraft-Gegnern und Gemeinschaften, sind solche Massenereignisse eher selten. Im Internet lassen sich nur ein paar Aktionen finden, die durch Organisationsbündnisse entstanden sind, zum Beispiel das Bündnis aus  Umweltverbänden und Verbraucherschutz-Organisationen „Atomausstieg selber machen“.

Viel häufiger finden sich vereinzelte regionale oder spezifische Aktionsgemeinschaften. So mobilisiert zum Beispiel der Verein „umweltschutz-initiative von lüchow-dannenberg e.V.“ seine Mitglieder gegen Atommüll-Lagerungen, die Bürgerinitiative „Elbmarsch“ gegen Leukämie in der Region oder das "Anti-Atom-Plenum" im Weserbergland.

Vorteile regionaler Kampagnen

„Das Dezentrale ist die Stärke der Bewegung“, sagt Jochen Stay, Sprecher der Online-Mitmach-Kampagne "ausgestrahlt", gegenüber politik-digital.de. Die Vielfalt unabhängiger Organisationen unterstütze die regionale Reichweite der Bewegung. Einem dauerhaften großen Bündnis von Anti-Atomkraft-Gemeinschaften würde die Tragkraft fehlen, so Stay weiter. Jemand müsse die Menschen direkt vor Ort mobilisieren und einbeziehen. Bei bundesweiten Aktionen, wie die Menschenketten zwischen den Kraftwerken Brunsbüttel und  Krümmel am 24. April 2010, seien große Bündnisse jedoch sinnvoll, da sie mehr Menschen erreichen würden. 

Screenshot "Kettenreaktion"

Auch Peter Dickel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad betont die Kraft der regionalen Bündnisse im Gespräch mit politik-digital.de. Die Aktion Lichterkette09 im Raum Braunschweig sei in Zusammenarbeit mit verschiedensten regionalen Gruppen, Verbänden und Gemeinden organisiert worden. „Eine zentrale Anti-Atomkraft-Bewegung wurde schon immer kritisch gesehen“, so Dickel. Die Gefahr der Vereinnahmung durch bestimmte Parteien sei mit einem festen Bündnis zu groß. Autonome Organisationen könnten schneller, flexibler und genauer auf regionale Probleme eingehen. Durch die Eigentständigkeit der Organisationen könne es jedoch  manchmal auch recht lange dauern, bis bundesweite Aktionen entstehen würden, räumt Dickel ein.

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