Auch wenn über die Kanzlerkandidatur 2002 weiterhin nur spekuliert wird, im Internet rüsten die Christdemokraten sich schon für die kommenden Bundestagswahlen. Neue Strategien, neue Wahlkampftools und neuer Look der Homepage stehen dabei unter anderem auf dem Programm.
Der bevorstehende Relaunch der
CDU Homepage wird sowohl grafisch als auch inhaltlich erfolgen. In Sachen "neue Wahlkampfinstrumente" ist von der CDU einiges zu erwarten. Das Repertoire der bereits bestehenden Tools, wie die
Online-Spenden-Seite, das Diskussionsforum, der
Mailing-Service, oder der kostenlose Infodienst per SMS, wird aufgestockt. Unter Beratung von Justin Townsend, Director Consulting bei
McCann-Erickson, der einige Zeit im politischen Geschäft in Amerika und Großbritannien als Berater tätig war, ist ein Katalog mit neuen relevanten Wahlkampftools aufgestellt worden. "Auf diese verschiedenen Tools greifen wir im nächsten Jahr taktisch klug zurück. Dazu gehört natürlich auch, dass man nicht alle Tools verrät!", so viel gibt Stefan Scholz, Teamleiter Online-Services bei der CDU immerhin preis.
Insgesamt werden alle Wahlkampfinstrumente nach dem Konzept der integrierten Kommunikation eingesetzt. Das bedeutet, dass alle On- und Offline-Maßnahmen harmonisch aufeinander abgestimmt werden, um möglichst viele verschiedene Zielgruppen (parteiintern sowie extern) mit der politischen Botschaft zu erreichen. Ein Zeitplan wurde bereits für den Einsatz der wichtigsten Wahlkampftools erarbeitet.
Auch das Design der Homepage wird grundüberholt. So soll das Layout der Seite verbessert werden und durch eine klarere Übersicht zu mehr Transparenz führen. Die Sonderseiten zum
14. Parteitag in Dresden zeigen bereits, in welche Richtung das neue Layout steuert: Die Navigationsstruktur ist auf ein Minimum reduziert, und Bilder werden nur ergänzend zur Information gezeigt. Im Vergleich zu diesen neugestalteten Sonderseiten wirkt die CDU Homepage im alten Layout mit zwei Navigationsleisten oben und unten überladen, der grafische Rahmen der Site ist sehr dicht an die Informationen gesetzt. Die Gestaltung der neuen Homepage wird also zurückhaltender ausfallen und in erster Linie dazu beitragen, Botschaften und die dazugehörigen Informationen hervortreten zu lassen.
Im Vergleich zum Wahlkampf 1997/98 soll der grafische Auftritt auch bundesweit einheitlicher werden, um ein Corporate Design zu entwickeln, das einen geschlosseneren Auftritt der Partei signalisiert. Für die Kandidaten aller Wahlkreise steht daher ein spezielles Serviceteam zur Verfügung. Es berät die Kandidaten nicht nur bei Phototerminen und Plakat-Aktionen, sondern unterstützt außerdem die Darstellung des Kandidaten in allen Fragen des Online-Auftritts.
Für die Mitglieder soll die parteiinterne Kommunikation im Netz verbessert werden. Bisher hatten Abgeordnete und Mandatsträger sowie Mitglieder einen eigenen Zugang: Das Infonet für Abgeordnete und Mandatsträger und das CDUnet für die Mitglieder. Durch die technische Zusammenlegung dieser Netzseiten (
Infonet und CDUnet) sind die Strukturen nun optimiert worden und weniger arbeitsaufwändig. Neben dem offiziellen Forum für alle Mitbürger auf der Homepage der CDU ist auf dieser Netzseite bereits ein internes Forum eingerichtet worden. Mitglieder, Abgeordnete und andere Funktionsträger können nun intern diskutieren und Informationen austauschen. Diese Maßnahme soll die inhaltliche Beteiligung der CDU-Mitglieder verstärken sowie die Frequenz von innerparteilichen Abstimmungen zu wichtigen Fragen erhöhen. Ergänzend dazu bietet das "Kandinet" für Mitglieder auch e-mail-Kontakt zu verschiedenen Bundestagskandidaten und, auf Wunsch, Terminchats an.
Doch nicht nur die Mitgliederkommunikation wird stark optimiert. Nach Aussage von Stefan Scholz ist es ein wichtiges strategisches Wahlkampfziel der CDU, Wechselwähler zu gewinnen und breitere Zielgruppen zu erschließen. Ausgeprägte Zielgruppenorientierung ist die Maxime: Bürger respektive potentielle Wechselwähler werden durch neue interaktive Kommunikation über die wichtigsten regionalen politischen Zielsetzungen informiert. Der direkte e-mail-Kontakt zum Wahlkreiskandidaten soll zu einer überzeugenden Kommunikation mit dem einzelnen Bürger führen.
Eine weitere wichtige Zielgruppe des Auftritts sind Journalisten, die neuerdings einen weiteren Service über die Site
www.wahlfakten.de erhalten. Hier will die CDU in Zukunft möglichst zeitnah und detailliert auf Argumente der gegnerischen Parteien
SPD,
Grüne,
FDP und
PDS eingehen. Das Angebot ist nach Auskunft von Stefan Scholz explizit für Journalisten entstanden, um sie schnell und effizient mit Informationen und Gegenargumenten zu versorgen. Mehr zu diesem dem amerikanischen Wahlkampf entlehnten Tool ist unter dem Stichwort
Rapid Response zu erfahren.
Bei aller gebotenen Seriosität: ein bisschen Spaß muß sein: Die CDU möchte ihre Zielgruppen auch durch mehr Infotainment vergrößern. Im Gespräch mit politik-digital wies Scholz auf verschiedene Studien hin, die belgen, dass ein Großteil der Internet-Benutzer im Netz auf der Suche nach Unterhaltung surft. Auf diesen "Spieltrieb" soll nun durch entsprechende Tools, auch über den Wahlkampf hinaus, reagiert werden.
Die Junge Union macht es vor mit der Site
www.schwarzwild.com, die über den Spaß am Spiel parteipolitische Inhalte vermitteln wollen.
An ähnlichen Konzepten arbeitet nun die Mutterpartei CDU. Dem großen Wahlkampf-Spiel stellt sich im Moment nur das liebe Geld in den Weg: Programmierung spezieller Spiele oder Animationen sind teuer. Für sie muss erst noch eine Finanzierungsgrundlage geschaffen werden. Die CDU arbeitet derzeit mit einer kleinen Agentur aus Rostock zusammen, die sich nach Aussage von Scholz engagiert für das Infotainment der CDU einsetzt.
Einen neuen Service wird es in Kürze geben: Das Versenden von E-Cards mit Plakatmotiven soll zu einer unterhaltsameren Kommunikation mit Bürgern und Mitgliedern beitragen. Gestartet wird, aus gegebenem Anlass’, mit einem
Nikolausmotiv. Für 2002 halten die Christdemokraten also einen ganzen Sack voll digitaler Pläne bereit, an dessen Umsetzung ein 10 köpfiges Online-Team basteln wird. Das Ziel ist ehrgeizig: Die modernste Online-Kampagne 2002 soll es werden. Schließlich geht es um die Wahl.
Erschienen am 06.12.2001
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