"Flatrate" heißt das Zauberwort, von dem sich Internetunternehmer den
endgültigen Durchbruch des Internets zum Massenmedium versprechen.

In allen Farben, Formen und Größen wird der Pauschalpreis für unbegrenztes Surfen angepriesen.
Kleine Schönheitsfehler bei vielen "supergünstigen" Angeboten: Vertragsbindung, Beschränkung auf bestimmte
Zeiten oder eine komplette Ummeldung des Telefonanschlusses auf die jeweilige Firma, die dann bei
Telefongesprächen kräftig abkassiert.

Den Anfang machte 1999 die Firma Mobilcom, die versuchte eine Flatrate deutschlandweit zu etablieren. Erfolglos
leider, denn die übergroße Zahl von Anmeldungen und bekannt gewordene Sicherheitsmängel führten dazu, dass
das Projekt ziemlich rasch wieder eingestellt wurde. Die Idee, mit günstigen Pauschalangeboten neue
Kundenkreise zu erschließen, war jedoch geboren. Bald versuchten einige Provider über die 01804-Service-Nummer
eine Flatrate aufzuziehen, weil bei diesen Nummern nur einmalig 48 Pf pro Einwahl für den Anrufer berechnet
werden. Doch auch dieses Projekt war nur von kurzer Dauer. Eine Tarifänderung der DTAG brachte das Aus.
Trotzdem reißt der Strom der Anbieter nicht ab, die mit immer neuen Flatrate-Versionen auf den Markt drängen.

Aktuelle Beispiele gibt es zur genüge. Callando bietet seit Juli den Tarif Fun-flat 66 an, bei dem der User für
66 Mark im Monat unbegrenzt surfen kann. Allerdings muss er sich dafür vertraglich binden, mindestens
10 Monate. Wer das nicht will, kann ab dem ersten August die Privatnutzer-Flatrate von AddCom AG in Anspruch
nehmen. Die kostet sogar nur 59 Mark und ist jeweils zum Monatsende kündbar. Allerdings gilt sie nur in den
Abendstunden (18.00-9.00 Uhr) und am Wochenende. Auch regionale Telekommunikationsfirmen versuchen auf
den Zug aufzuspringen. In Berlin ist "always online" mit der BerliKOMM für 49 Mark oder 99 Mark (je nach
Übertragungsgeschwindigkeit des heimischen PC) möglich, theoretisch zumindest. Praktisch häufen sich die
Beschwerden über mangelnde technische Kapazitäten des kleinen Unternehmens, Wartezeiten von 1,5 Monaten
bis der entsprechende Anschluss gelegt ist, sind keine Seltenheit.

Die Firma HostFactory will ab September sogar kostenloses Surfen
anbieten. Anstatt einen festgesetzten Betrag zu bezahlen, soll der User seine Flatrate einfach "abarbeiten". Bei
der Einwahl ins Internet wird er automatisch auf eine Startseite geleitet, wo eine "Aufgabe", zum Beispiel
Eintragungen in ein Meinungsforum, auf ihn wartet, die er erledigen muss. Dafür kann er dann 24 Stunden gratis
online gehen. Ob sich dieses Konzept trägt, ist allerdings nicht nur in Expertenkreisen umstritten.

So versuchen sich die Großen und die Kleinen im Kampf um die User gegenseitig zu über- oder besser gesagt zu
unterbieten, freilich ohne jemals das vielzitierte US-Vorbild zu erreichen. Im "Paradies für Quasselstrippen"
(Berliner Zeitung) ist die Flatrate bereits Alltag, ebenso wie das Internet. Für 15-30$ (ca. 21 – 43 DM) im Monat
telefoniert und surft der Amerikaner ohne auf die Uhr zu gucken. Experten sehen hierin einen der Hauptgründe,
warum das Internet in den USA bereits ein Massenmedium ist, das ganz selbstverständlich genutzt wird.

Davon sind deutsche User noch meilenweit entfernt. Zwar sind laut einer Studie der MediaGruppe Digital
@-facts 21,1% der Deutschen online, aber im internationalen
Vergleich ist das nicht gerade berauschend (Rang 11 ).
So stellt denn auch eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Potsdam
fest, dass die "Internet-Nutzung in Deutschland bei Haushalten und Unternehmen deutlich unterhalb des
Optimums" bleibe.

Und alles wegen der Flatrate? Ja, sagt die Studie. Und Umfragen in verschiedenen Zeitschriften geben ihr recht.
In einer Forsa-Umfrage der Online Today gaben 38% der Befragten den
Preis als entscheidendes Kriterium für die Auswahl eines Online-Dienstes an. Dieser ist also weit wichtiger als
Service (24%) oder übersichtliche Tarifstrukturen (20%). Laut der Zeitschrift Connect
würde jeder dritte Deutsche einen Internet-Anschluss anmelden, wenn es eine Flatrate von 20 Mark geben würde.
In der Altersgruppe der 14 bis 29 Jährigen wäre es sogar beinahe die Hälfte. Alles in allem würde das einen
Zuwachs von 13,3 Millionen neuen Usern bedeuten. Mit 10 Millionen neuen Anschlüssen rechnet die
@-facts-Studie allerdings ohnehin im nächsten halben Jahr – Flatrate hin oder her.

Also vielleicht doch alles nur halb so wild? Auf keinen Fall, meinen die Gründer der Internet-Koalition, die sich für
eine bundesweite Flatrate um die 40 Mark stark macht. In allen OECD-Ländern zeige sich ein
"deutlich negativer Zusammenhang" zwischen teuren Tarifen und geringer Internetnutzung. Das bestätigt auch die
neueste OECD-Studie. Der Trend zur Flatrate sei in
sämtlichen untersuchten Ländern spürbar, die Preise fürs Onlinesurfen sinken permanent. Die Kosten für
20 Stunden im Netz sind heute bereits 15% geringer als im letzten Jahr.

Die Stiftung Warentest
jedenfalls rät den Verbrauchern, momentan keine längerfristigen Verträge abzuschließen. Die Tarife, die zur Zeit
unter dem Namen "Flatrate" firmieren, seien im Bestfall für Vielsurfer interessant. Die geplanten Pauschalpreisen
der in Deutschland führenden Provider T-Online (78 Mark) und AOL (79 Mark) rechnen sich nur für Unternehmen
und Surfer, die mehr als 50 Stunden monatlich im Netz sind. Für die anderen heißt es abwarten und Schnäppchen
machen. Unter billiger-surfen findet man eine ständig aktualisierte
Auflistung von Anbietern und ihren Tarifen / Flatrates. Der Markt ist in Bewegung, die 50 Mark-Grenze fällt
bestimmt.