Nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland ist der Vorwahlkampf in den USA ein Top-Thema. Der Höhepunkt der Vorwahlen, der „Super Tuesday" am 05.02.08, fand große Resonanz in der Blogosphäre. Umfangreiche Beiträge und sogar Live-Blogs dokumentieren ein deutliches Interesse am Wahlkampf in den USA. Zahlreiche Blogger und User schlagen sich in ihren Beiträgen auf die Seite des demokratischen Kandidaten Barack Obama.
Die ganze Nacht Live-Blog
Patrick Jedamzik beobachtete auf patje.de vom Dienstagabend des 05. Februar bis Mittwoch früh den Verlauf des Super Tuesday in einem Live-Blog und stellte die Wahlergebnisse vor. Zwischendurch gab er Einschätzungen zum Verlauf der Vorwahlen, kommentierte die aktuellen Zahlen und bot Hintergrundinformationen bspw. über die Berichterstattung des amerikanischen Fernsehsenders CNN. Ein paar User zeigten ähnliches Durchhaltevermögen wie der Blogger und kommentierten im Live-Blog die aktuellen Zahlen, teilweise auch mal mit einem überschwänglichen „GO GO GO !! OBAMA !!".
Am frühen Morgen des 6. Februar zog Jedamzik ein Kurz-Resümee nach ca. sieben Stunden Wahlbetrachtung und fasste die Ergebnisse zusammen: Er sieht John McCain als republikanischen „Sieger des Tages"; bei den Wahlen der Demokraten müsse sich ein Resultat erst noch herauskristallisieren. Spannend bliebe das Ergebnis der Wahlen des Super Tuesday in jedem Fall.
Obama im Mittelpunkt
Robert Basic schrieb in seinem Basic
Thinking Blog einen Beitrag über den demokratischen
Kandidaten Barack Obama. Ihm mache es Sorgen, dass Obama „die
Amerikaner zurückbesinnt zu ihren Grundwerten und Grundpfeilern"
– diese sieht er historisch betrachtet als eine „ungewöhnlich
scharfe Form von agressivem ‘Mind Export’" an. Es müsse sich
zeigen, ob Obama als Präsident auf seinen „Anspruch auf
Offenheit und moralischen Vorbildkompass" noch etwas gäbe.
Basic geht davon aus, dass der farbige Senator von Illinois zum
Präsidenten gewählt wird.
Der Beitrag wurde in ausführlicher
Form in den Kommentaren diskutiert. Die Grundstimmung der
Kommentierenden ist eher pro-Obama. Die User teilen die Befürchtung
Robert Basic’ zur Außenpolitik unter einem Präsidenten
Barack Obama nicht.
Angeregte Kommentar-Diskussionen
Der Spiegelfechter berichtete in
komplexen, kritischen Beiträgen zum Super Tuesday über die
Kandidaten John McCain und Hillary Clinton, samt Quellenangaben,
Querverweisen und Bildmaterial. McCain Werdegang vom amerikanischen
Kriegshelden zum Präsidentschaftskandidaten wird umrissen; vor
allem konzentriert sich der Text aber darauf, den Republikaner als
ausgesprochen konservativ darzustellen. Wer wolle, dass sich in der
US-Politik nichts ändere, müsse McCain wählen. Dieser
habe „vor keiner noch so dreckigen Lüge" zurückgeschreckt,
um Amerika „in den geliebten und lang ersehnten Krieg zu schicken".
Auch Hillary Clinton wird im
entsprechenden Beitrag scharf kritisiert: Außen und
militärpolitisch liege sie mit ihrem republikanischen
Konkurrenten McCain „nahezu auf einer Linie". Sie habe als
Senatorin „stets im Sinne der Falken und Kriegstreiber" gestimmt.
Zudem sieht der Verfasser sie als „mehr oder weniger die Kopie
eines überzeugenden republikanischen Kandidaten". Gewinne sie
die Vorwahlen, wäre sie wahrscheinliche Verliererin gegen
McCain.
Auch hier war die User-Resonanz groß,
in den Kommentaren wurden auch die vorläufigen Wahlergebnisse
des Super Tuesday eifrig diskutiert. Auch hier zeigte sich, dass
viele User tendenziell für den Demokraten Obama sind. Ein User
bezeichnet ihn gar als den „inspirierendste[n] und
faszinierendste[n] Politiker" der USA seit langer Zeit.
USA-Blogger
Der Deutsche Arndt Peltner, U.S.
Korrespondent der Nürnberger Zeitung, schrieb in seinem Blog „If
You’re Going To San Francisco" aus den USA zwei umfangreiche Texte
zum Super Tuesday – eine Voreinschätzung und eine
Nachbereitung der Wahlergebnisse. Er sieht ein gesteigertes
Politik-Interesse in den USA und ist der Meinung, Amerika habe am
Super Tuesday „lebendige Demokratie" erlebt. Barack Obama stehe
für einen „Neuanfang in Amerika", Hillary Clinton werbe für
die „Rückkehr der erfolgreichen Jahre der Demokraten im Weißen
Haus". Bei den Republikanern werde McCain als „ehrlich" und
„vertrauenswürdig"; er sei ein „eigenwilliger Politiker".
Generell sei es der Wunsch vieler Menschen in den USA – auch der
republikanischen Wähler – „ein neues Kapitel" aufzuschlagen
und die Ära Bush „endlich abzuschließen".
In den USA war die Blog-Resonanz
erwartungsgemäß groß: Als Beispiel sei hier der Blog
„Mirror on America" genannt, der die Super Tuesday –
Ergebnisse ausführlich dokumentierte und kommentierte; der
Blogger war von Obama fasziniert; die Tatsache, dass dieser in Lage
war, Clinton landesweit die Stirn zu bieten, sei schon ein Sieg für
sich. Es sei Obamas erster Test gewesen und den habe er mit Bravour
bestanden.