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Die Jahreskonferenz 2013 der Berliner Gazette möchte die heillos vereinzelten Individuen und Akteure der heutigen Netzwerk-Gesellschaft vereinen. Unter dem programmatischen Titel „Complicity – How can Pirates & Capitalists, Hackers & Journalists, Amateurs & Pros work together?“ finden sich vom 7. bis 9. November in Berlin Interessierte zur “Komplizenschaft” zusammen.
Im Kurzinterview mit politik-digital.de stellt Krystian Woznicki, Gründer und Herausgeber der Berliner Gazette, die Konferenz vor. Und erklärt nebenbei, wie das Internet helfen könnte, der „Ego-Kultur“ Komplizenschaften entgegenzusetzen, ohne die vorhandenen Konflikte auszublenden.
politik-digital.de: „Complicity“ – Komplizenschaft – ist der Titel der Berliner Gazette Konferenz 2013. Der Begriff hat einen kriminellen oder konspirativen Anklang. Warum haben Sie diesen Titel ausgewählt?
Krystian Woznicki by Yasuhiro Yamaguchi_2013 SapporoKrystian Woznicki: Wir wollen eine neue, unkonventionelle Perspektive auf Zusammenarbeit eröffnen. Das ist ja gerade ein großes Thema: Kritik der Ego-Kultur, die uns u.a. in den Finanzcrash geführt hat und infolgedessen Lob einer Wir-Kultur, die auf Vertrauen, Solidarität und Verantwortung setzt. Wir erleben all das in einer Zeit, in der das Internet zu einem Massenmedium wird und die Gesellschaft sich im Zuge dessen immer mehr zu einer Netzwerk-Gesellschaft entwickelt. Es ist deutlich einfacher geworden, sich zusammenzutun, Dinge zusammen zu machen. Das Internet ist eine Wir-Maschine. Die Konferenz greift diesen Trend auf und sagt: Bei all dem Lob des konstruktiven Zusammenseins bitte nicht den Konflikt vergessen. Eine Kultur des Wir, eine Kultur der Zusammenarbeit ist eben auch von Unterschieden, Antagonismen und Widersprüchen geprägt. Sie lebt auch ganz maßgeblich davon.
politik-digital.de: An wen richten sich die Konferenz und die Einladung zur Komplizenschaft?
Krystian Woznicki: An Menschen, die Wissen sowie Kultur konsumieren und produzieren. Hier tut sich derzeit eine ganze Menge. Wer ist eigentlich noch im klassischen Sinne Urheber von Werken? Wie sollen die finanziert und verwertet werden? Wie kann ihre Relevanz sinnvoll und demokratisch in der Öffentlichkeit sichtbar werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die drei Hauptstränge unserer Konferenz: „Amateure & Profis“, „Piraten & Kapitalisten“, „Hacker & Journalisten“. Wir wollen Leute zusammenbringen, die entweder das eine oder das andere sind oder beides zugleich.
politik-digital.de: Konflikte zumindest zwischen Amateuren und professionellen Journalisten sowie zwischen „Piraten“ und „Kapitalisten“ sind vorprogrammiert. Was erhoffen Sie sich diesbezüglich von der Konferenz?
Krystian Woznicki: In erster Linie eine rege Auseinandersetzung mit “values” und “practices”. Auf welchen Werten und Praktiken basiert Zusammenarbeit idealerweise, sprich “wenn es nur nach mir geht“? Wie kann und muss diese Basis neu gedacht und erweitert werden, wenn ich meinen persönlichen Wunschrahmen verlasse und Herausforderungen auf Augenhöhe mit anderen angehe? Die Konferenz will diesen Prozess initiieren, greifbar machen und zeigen: Wir können unsere Kompetenz zur Zusammenarbeit deutlich weiterentwickeln, wenn wir gegensätzliche “values” und “practices” reflektieren. Am Beispiel konkreter Projekte wollen wir in den Workshops Probleme analysieren und konkrete Lösungen entwickeln. Wir glauben, dass die Konfrontation von Gegensätzen neue, unverhoffte Lösungsansätze zu Tage fördert, zu individuellen Vorhaben und zu so wichtigen Dingen wie “digitale Universalbibliothek” und “demokratische Aggregation”.
 
„Complicity – How can Pirates & Capitalists, Hackers & Journalists, Amateurs & Pros work together?“ findet statt vom 7. bis zum 9. November im SUPERMARKT in der Brunnenstraße 64 in Berlin. Für die Workshops ist eine Anmeldung bis zum 30.10. erforderlich.
Zum Thema der Konferenz wird politik-digital.de vorraussichtlich am 12. November gemeinsam mit netzpiloten.de und der Berliner Gazette in der Reihe Berliner Hinterhofgespräche einen Google Hangout veranstalten.
 
Bild (Banner): Thomas Brauner(CC BY SA NC 2.0)
Bild (Porträt): Yasuhiro Yamaguchi 2013
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